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Wehrbauten in Österreich#

Von

Kurt Hengl


Kaum ein anderes europäisches Land befand sich während seiner jahrhundertelangen Geschichte durch seine geografische Lage und politische Rolle im Spannungsfeld von so vielen und unterschiedlichen regionalen Auseinandersetzungen, Bedrohungen, Besetzungen und Kriegen, wie Österreich. Die republikanische Bundeshymne drückt dies sehr drastisch aus:

"Heiß umfehdet, wild umstritten,
liegst dem Erdteil ( Europa) du inmitten,
einem starken Herzen gleich.
Hast seit frühen Ahnentagen
hoher Sendung Last getragen,
vielgeprüftes Österreich".

Das heutige Österreich war schon die Grenze des Römischen Reiches, gebildet durch Flüsse und den Limes-Wall, gewesen, und der Durchbruch vieler fremder Völkerschaften machte unsere Region zu einem Aufmarsch- und Durchzugsgebiet; die "Völkerwanderung", hatte bleibende Spuren zurückgelassen.

Im Mittelalter bildeten die österreichischen Lande als Teil der karolingischen, später der ottonischen "(Ost)mark" einen östliche Brückenkopf zur Sicherung des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation".

Die osmanischen Eroberungen Ost- und Mitteleuropas kamen erst 1683 vor den Toren Wiens zum Stillstand, der Osten Österreichs ist noch heute überzogen von gut erhaltenen Burgen, Wehrkirchen und Stadtmauern aus dieser langen Zeit der Türkennot.

Der Dreißigjährige Krieg 1618 - 1648 involvierte einen Großteil der europäischen Mächte militärisch im österreichischen Böhmen. Preußens Könige scheuten sich nicht, ihre Truppen gegen die habsburgischen Kaiser aufmarschieren zu lassen, zuletzt 1866. Napoleons Armee besetzte 1805 Wien, die Reichshaupt- und Residenzstadt.

Die französische Bedrohung der Südflanke der österreichischen Lande erzwang die Errichtung (1833 - 1838) eines der größten und teuersten Wehrbauten Europas, die Franzensfeste im Südtiroler Wipptal.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchs die russische Gefahr für das österreichische Galizien; als Antwort wurde die strategische Stadt Przemysl durch einen 45 km langen Festungsgürtel geschützt; in der größten Belagerungsschlacht des Ersten Weltkrieges fiel die Stadt 1915.

Reschenpass
Reschenpass - Foto: Kurt Hengl

Auch im Süden, beim Reschenpaß an der Etschquelle, wurden in diesem Krieg gewaltige Wehrbauten errichtet, um einen italienischen Durchbruch zu verhindern. Sie hielten bis zum Kriegsende 1918 Stand und stellen nunmehr, wie viele andere Reste und Ruinen, Touristenattraktionen dar.

Aus dem zweiten Weltkrieg prägen Wehrbauten einer anderen Art noch immer die Silhouette Wiens: Vier gigantische, unzerstörbare Flieger-Abwehrtürme der Deutschen Wehrmacht gegen Luftangriffe der Alliierten.

In einer solchen Situation Österreichs, gelegen an den Bruchlinien antagonistischer Mächte und Kulturen, waren Wehrbauten zur Verteidigung der Integrität eines Großreiches und zum Schutz der Bevölkerung überlebenswichtig; heute noch geben ihre Überreste Zeugnis gewaltiger, immer aufs Neue erbrachter defensiver Anstrengungen und verdienen unsere Achtung und Bewunderung.

Erst seit dem Ende des 2. Weltkrieges dürfen die Völker unseres Kontinentes, dank erfolgreicher Einigungsbestrebungen der Europäischen Union, in einem friedlicheren Zeitalter leben.


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