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Ich ist!#

Wir alle sind ein Teil von Gott - das Ich ist eine unvergängliche Bewusstheit#


Von

Ferdinand Steiner

Aus: Gedanken zu Glaube und Zeit Nr. 218/2017


Das ist die Frage, die letztlich jeden Menschen beschäftigt: Wer bin ich und was geschieht mit mir nach meinem Tod? Stefan v. Jankovich beschreibt in seinem Buch „Ich war klinisch tot“ seine Erlebnisse, nachdem er als Beifahrer mit einem Sportwagen verunglückt war. Er sah das zerschmetterte Auto und seinen toten Körper aus der Vogelperspektive auf der Straße liegen. Er beobachtete die Kolonne, die sich sofort bildete, und er sah wie ein Arzt aus einem Auto sprang und mit Wiederbelebungsversuchen begann. Wie auch aus der Literatur von Kübler-Ross bekannt ging er durch alle Stadien eines klinisch Toten. In seinem Lebensfilm hat er selbst seine Taten beurteilt, allerdings ganz anders als wir das gewohnt sind. Er sah alles und hörte alles, er wusste sogar, was die Menschen an der Unglücksstelle dachten, konnte aber mit niemandem Kontakt aufnehmen. Was ihn dabei am meisten beeindruckte: „Das Ich-Bewusstsein war unverändert und unvergänglich.“ Was ist dieses Ich?

Mit etwa acht Jahren habe ich mich einmal gewundert, dass meine Zehen zu mir gehörten, ob-wohl sie doch so weit von mir weg waren. Für viele Menschen scheint in der Tat das Ich aus ihrem Körper zu bestehen, dementsprechend beängstigend ist der Gedanke an den Tod. Dass diese Bewusstheit zu kurz greift, haben wir oben schon gesehen. Das Ich ist sicher nicht der Körper, das Ich ist eine unvergängliche Bewusstheit.

Als Moses Gott im brennenden Dornbusch begegnete, fragte er ihn: „Wer bist Du? Welchen Namen kann ich meinen Brüdern sagen?“ Und Gott antwortete: „Jahwe - Ich bin!“ (Die gängige Übersetzung lautet: Ich bin der ich bin) Gottesbewusstsein heißt also offenbar Ich-Bewusstsein als Seins-Qualität.

Davon scheinen viele Menschen nicht zu wenig zu haben. Sie stellen nicht nur ihre Leistungen zur Schau, sie drängen sich auf und spielen sich in den Mittelpunkt. Sie erheben sich über das Du und versuchen es im gnadenlosen Konkurrenzkampf zu verdrängen und zu unterwerfen. Das Ich ist damit der Träger des psychologischen Bedürfnisses nach Macht, die den schamlosen Geltungsdrang rechtfertigt. Das Ich der Mehrheit hat sichtbar nichts zu tun mit dem göttlichen „Ich bin“, es ist immer erweitert um die Attribute: schöner, reicher erfolgreicher, stärker, schneller usw., also um Eigenschaften, die es aus der Masse der anderen hervorheben sollen. Wir bezeichnen diese Form von Ich-Bewusstheit als Ego. Es ist so weit verbreitet, dass es den meisten Menschen gar nicht auffällt. Es unterscheidet sich vom Ich als Seinsbewusstsein wie Tag und Nacht.

Je weniger Ego in einem Menschen, umso höher seine Eigenschwingung! Das Ich, das im Universum schwingt, ist nicht das Ego.
Das Ich ist das ewige Sein in uns, ich sage daher: Ich ist!
Das ewige Ich kennt keine Sorge und keine Angst. Sorge und Angst sind Teile des Ego.

Wie kam das Ego in die Welt? Sozialphilosophen sehen die Ursachen überwiegend in der Menschheitsgeschichte, vor allem ab der Sesshaftwerdung. Es gab und gibt eine Konkurrenz um Jagdgründe und Ackergründe und nur die Stärksten setzen sich durch. Die Konkurrenz wurde zum genetischen Programm in unseren Körpern. Damit wird unsere Neigung zur Gewalttätigkeit und zur kriegerischen Austragung von Konflikten begründet, wenn nicht gar gerechtfertigt. Das Ego als menschliches Ich-Bewusstsein wird so stilisiert, als wäre es das göttliche Ich-Bewusstsein und das hat mächtige Folgen für das Zusammenleben der Menschen mit seiner ganzen sozialen Ungerechtigkeit und allen Widrigkeiten des Erdenlebens.

Doch zurück zum ewigen Ich.
Jesus sagte: „Ich und der Vater sind eins!“ (Joh. 10,30) Für gewöhnlich verstehen wir das so, als hätte Jesus gesagt: „Ich bin Gott.“ Vielleicht haben ihn seine Jünger nicht verstanden, vielleicht ist dieser Glaube aber auch nur aus der Übersetzung entstanden, denn das Lateinische kennt keinen Artikel. Sagte Jesus: „Das Ich und der Vater sind eins!“ wären wir genau bei der Wahrnehmung von Stefan v. Jankovich. „Ich ist“ dann nicht nur Gott, es ist auch in jedem Menschen. Gott ist unsere wertfreie Ich-Bewusstheit. Wir alle sind ein Teil von Gott.

Gott als unteilbare Einheit entspricht der Zahl Eins ohne ein Zweites. Sobald ein Zweites dazukommt, haben wir Dualität oder Polarität. Nach diesem Prinzip ist das menschliche Gehirn gebaut, wir können gar nicht anders, wenn wir denken. Ja ist positiv, nein ist negativ. Aus dieser Polarität erkennen wir die Welt. „Ihr werdet sein wie Gott“ sagte die Schlange zu Eva und das war die Irreführung: Die Welt zu erkennen heißt nicht Gott sein! Nur ein bedingungsloses Ja ohne ein Zweites kann uns über die Dualität des menschlichen Denkens hinausheben. Erst das lässt uns neue Perspektiven zur Existenz des Menschen erkennen. Sie können niemals aus dem Denken kommen, denn dort blieben wir zwangsläufig in den Dimensionen der Polarität.

„Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen.“ sagt Jesus in Lk 10,18. Die Geheime Offenbarung des Johannes beschreibt den Kampf des Erzengels Michael mit Luzifer und seinen Anhängern, die bei diesem Engelsturz in ihre kleinsten Teile zerschlagen und auf die Erde (in die Materie) geschleudert wurden (Offb 12,7). Mit Bildern, die für den menschlichen Verstand zugänglich sind, wird hier die Aufspaltung der Einheit in die Dualitäten von Ja und Nein, von Positiv und Negativ, von Licht und Finsternis beschrieben. Warum dies geschah und wie es sich tatsächlich abgespielt haben mag, bleibt verborgen.

Sichtbar wird nur, dass wir Menschen die Realität in Gegensatzpaaren erleben, die jedoch zwin-gend zusammen gehören. Laotse hat das so ausgedrückt: „Wer da sagt: laut, sagt zugleich leise, wer das sagt: hoch, sagt zugleich niedrig“ usw. Auch der Prophet Kohelet hat im Alten Testa-ment der Polarität seinen besonderen Ausdruck verliehen: „Es gibt eine Zeit, Steine zu sammeln und eine Zeit, Steine wegzuwerfen …“ Auch das Gegensatzpaar Gut und Böse gehört zusammen und seine Aufspaltung macht die Menschen unglücklich. Genauer gesagt, die Bewertung von Lebensumständen als Gut oder Böse macht unglücklich! Daher sagte Jesus: „Führe uns nicht in Versuchung.“ und: „Widerstehet nicht dem Bösen!“ (Mt 5,39) Dazu Thorwald Detlevsen: „Wer bewusst das Gute nährt, nährt unbewusst das Böse mit.“

Nach Jakob Lorber[1] begann die Evolution mit dem Engelsturz. Die bis in die kleinsten subato-maren Teilchen zerschlagenen Geister Luzifers und seiner Anhänger wurden zur Materie, ge-meinhin als Hölle bezeichnet, in der Heulen und Zähneknirschen (Verzweiflung und Wut über den Verlust des Himmels) waren. Nach seiner Darstellung wollte Gott jedoch kein ewiges Feuer und keine ewige Verdammnis, er wollte allen diesen Geistern die Chance geben, aus völlig freiem und eigenem Willen in die göttliche Einheit zurückzukehren. Alle sollten dabei eine Chance haben, wie lange sie auch dafür brauchen würden.

Also gab er Quanten und Quarks die Gelegenheit, sich zu verbinden und schließlich zu Atomen zusammenzufinden, diesen die Möglichkeit, zu Molekülen und Molekülclustern aufzuschwingen bis hin zu Proteinen und damit den niedrigsten Lebewesen. Zu den Zeiten von Jakob Lorber kannte man noch nicht einmal das Wort Quantenphysik. Seine Bilder zeigen auch keinen Widerspruch zu den Entdeckungen von Charles Darwin.

Die Erschaffung Adams ist die Einpflanzung des göttlichen Funkens (der Ich-Bewusstheit) in ein Wesen, das aus der tierischen Linie hervorgegangen ist. Insofern ist hier die Evolution zwischen Primaten und Menschen unterbrochen. Der Mensch hat als einziges Wesen dieser Erde die Fähigkeit zum bewussten Erleben der Einheit - zur universellen Liebe.

Somit kann man die Evolution als den Königsweg sehen, aus der Materie wieder in den umfas-senden Geist zurückzufinden. Unser wertender Verstand sagt dazu, die Erde schwinge auf. Je weiter wir zurück in die Evolution schauen, umso hässlicher erscheint sie uns daher (z.B. die Saurier, die ja dem Satan und seinen Anhängern zeitlich noch viel näher standen), umso wirksamer sind negative Emotionen wie Verzweiflung und Wut, Aggression und Gewaltbereitschaft. Das Kennzeichen einer alten, gereiften Seele ist aber die Bereitschaft, universelle Liebe zu leben.

Der ganze Weg der Evolution ist auch im Menschen eingezeichnet (man sieht das in der Ent-wicklung des menschlichen Fötus), der daher eine Neigung hat, spontan negativ zu reagieren, wenn er nicht gelernt hat, seine Motivationen zu reflektieren. Daher ist die niedere Schwingung im unbewussten Menschen mit seiner Tendenz zur Abwertung vorherrschend (und auch anste-ckend: „Ein Narr macht zehn!“). Er schaut jeden scheel an, der schon etwas weiter ist in seiner Entwicklung. Die Wut der Unterentwickelten sollte uns Vorsicht lehren!

Es scheint so, als müsste ein Mensch in jeder Lebenszeit immer wieder den Weg der ganzen Evolution nachgehen, um dann noch ein oder zwei Schritte draufzusetzen, die ihn in die nächst höhere Schwingungsebene bringen. Im nächsten Leben vollzieht sich der gleiche Prozess wieder und das so oft, bis die universelle Liebe erreicht ist. Das ist dann die Wiedervereinigung mit Gott. Somit ist der irdische Lebensweg eines Menschen die fortschreitende Anreicherung eines anfänglichen göttlichen Funkens mit höheren menschlichen Schwingungen.

Damit der Mensch zu unterscheiden lernt zwischen dem Glück der universellen Liebe und dem Schmerz der niederen Eigenschwingung, begegnen ihm Zustände, die er als Hass, Entzweiung und Verzweiflung erlebt. Er tritt in Resonanz zu Teilchen und Schwingungen, die noch nicht aufgeschwungen sind, die noch in ihrer Negation der göttlichen Liebe verharren, in ihrer Wut darüber, dass sie aus der göttlichen Einheit verstoßen wurden. Wir wissen aus der Psychosoma-tik, dass sich das als Krankheit und auch als Wahnsinn ausdrücken kann.

Diese negativen Energieformen werden in der Bibel als unreine Geister und Dämonen bezeich-net, deren Austreibung bzw. Erlösung eines der vorrangigen Ziele Jesu war. Mächtige Wesenheiten setzen sich auf einen Menschen und ernähren sich von seinem Unglück und von dem seiner Umgebung. Ihr Wirken auf die Person hat Zwangscharakter! Wenn sie einen Menschen verlassen haben und später wiederkehren, treiben sie es ärger denn je (Luk. 11,24). Die Darstellung der Bibel findet auch klare Parallelen im Schamanismus.

Weil der betroffene Mensch diese schmerzlichen Zustände oft als ungerecht erlebt, leitet er daraus die Berechtigung ab, mit voller Wut dagegen anzukämpfen und irgendjemandem die Schuld dafür zuzuweisen. Die Wut hat dieselbe niedrige Frequenz. Damit kommt er aber auch nicht aus der niederen Eigenschwingung heraus und er wird „vom Leben“ so lange gegerbt, bis er bereit ist, die angenehmeren Gefühle der höheren Schwingung als sein berechtigtes Erbe und seinen höheren Seinszustand zu akzeptieren. „Die Hölle, das sind die anderen!“ (Jean Paul Sartre) So genannte böse Menschen sind in Wahrheit nur unglückliche Menschen, die zu ihrem Schicksal nicht ja sagen können. Die Hölle machen wir uns gegenseitig.

Schmerzen sind somit nichts anderes als die Illusion eines angeborenen Rechtes, sich für erlittene Kränkungen rächen zu dürfen. Diese Rache wendet sich früher oder später schmerzhaft gegen das eigene Ego. Das göttliche Ich ist dagegen in der Lage, alles was geschieht, als direkten oder indirekten Weg in die universelle Liebe zu verstehen.

Schlussfolgerung:
Wer sich gegen sein „Schicksal“ zur Wehr setzt, stellt sich seiner Höherentwicklung und seinem Glück in den Weg! Der Vater in uns hat den besseren Überblick.

Dr. Ferdinand Steiner, Jg. 1948, ist Jurist, war beruflich im öffentlichen Dienst als Sozialarbeiter sowie selbständig tätig und engagiert sich in der Pfarrcaritas.

Fußnote#

[1] Schriftsteller, Musiker und christlicher Mystiker des 19. Jh..


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