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ADALBERT MATKOWSKY#

Er war ein außergewöhnlicher Bühnendarsteller mit dem Zauber seiner Persönlichkeit, seiner Ausstrahlungskraft, seines gewaltigen Organs faszinierte er als klassischer Liebhaber, eroberte er alsbald das Publikum, dessen Liebling er wurde.

Mit der Eigenart seiner Auffassung, seiner sieghaften Gewalt, seine Schöpfungen ergreifend und unvergesslich gestaltend achtete er kaum der Kommentare. Des Dichters Figuren gewannen unter Matkowskys Temperament an Lebendigkeit und von ihm neu erweckt. Er war ein großer Künstler, ein Genie und heute fast vergessen.

Adalbert wurde am 8. Dezember 1858 in Königsberg geboren. Da er den Vater früh verloren wuchs er in ärmlichen Verhältnissen auf. Seine Mutter war außerhalb als Näherin beschäftigt, die auch für die halb gelähmte Großmutter sorgen musste. So blieb er sich selbst überlassen und bereitete seiner Mutter mit der Zeit große Sorgen. Einmal musste die Mutter ihn aus Danzig zurückholen, als er mit dem Zirkus Carre, versteckt im Requisitenwagen, mitgezogen war.

Eine kleine Erbschaft erlaubte es der Mutter mit ihrem Sohn nach Berlin zu übersiedeln wo Adalbert die Königstädtische Realschule besuchte. Zu seinem Vergnügen gehörten Wasserfahrten auf der Spree die ihn auf die Idee brachten einen Seemannsberuf zu ergreifen. Statt Seeluft wurde er Lehrling im bekannten Exporthaus Schönlanck & Söhne. In dieser Umgebung hielt er es keine zwei Monate, und zeichnete sich außerdem als unbrauchbar aus. So ging es zurück zur Obersekunda.

Eines Tages sah er im Stadttheater der Lindenstraße Emmerich Robert als Hamlet. Wie im Trance verließ er das Theater. Nun wusste er was zu tun war. Im Sonntagsstaat beehrte er Bandal und Oberländer.Von ihm erhielt er dann Unterricht.

1877 begann für Matkowsky der strahlende Siegeszug von Bühne zu Bühne. Mit 19 Jahren stand er auf der Bühne des Dresdner Hoftheaters.

Ludwig Barnay der einige Jahre später hier gastierte wirkte gegenüber des jungen Talentes etwas verstaubt, konnte mit Matkowskys nicht mithalten, dessen Idealgestalt, Schönheit, ein wunderbares Organ, sichere Beherrschung der Sprache und des Textes. Damit besaß das Dresdner Hoftheater mit Adalbert Matkowsky ein künstlerisches Juwel. Einen Edelstein sprühend von Glanz.

Nach dem Tod Dettmers 1880 stieg Matkowsky zum ersten Helden der Dresdner Hofbühne auf und das mit 22. Jahren. An seine übermütigen Streiche und ausgelassenen Leben erinnerte man sich noch in späteren Jahren.

Nach Dresden folgte Hamburg, 1889 wurde er nach Berlin an das Schauspielhaus berufen. Da Matkowsky nun sehr gefragt war musste er oft die Nacht opfern um an den Ort seines Gastspiels zu reisen. Er vermied Gesellschaften, hielt sich von Berliner Salons fern.

Bei einem Gastspiel in Amerika 1890 lernte Matkowsky Sarah Bernhardt kennen. Direktor Amberg war es der ihn ins Hoffmann House brachte, wo die berühmte Künstlerin logierte und 12 Zimmer belegte.

Sie kam den Kommenden freundlich entgegen, war sichtlich bester Laune und Matkowskys Müdigkeit war bei ihrem Anblick sogleich verflogen. Amberg hatte auf Sarah Bernhardt einen Anschlag vor, und zwar wollte er, dass beide in Romeo und Julia zusammen auf der Bühne auftreten sollten. Doch Sarah protestierte sofort und Ambergs Überredungskunst war vergeblich.

Wie Matkowsky später erzählte, hatte Bernhardt ungewöhnliche Haustiere, statt eines Hundes teilte sie ihre Zweisamkeit mit einem jungen Leoparden und aus ihrem Dekolletee schlüpfte ein reizendes Schlängelchen. Es war seine einzige Begegnung mit dieser interessanten Frau.

Ein anderer Bühnendarsteller, Emil Jannings erinnerte sich ebenfalls an Matkowsky, der für Goethes Faust am Görlitzer Stadttheater gewonnen werden konnte. Man wartete vergeblich auf dessen Erscheinen. Der Theaterdirektor war außer sich, fürchtete den Zorn des Publikums. Alles harrte der Erwartung des berühmten Heldendarstellers. Telegraph und Telefon wurden in Bewegung gesetzt und so wurde bekannt, dass Matkowsky seit dem vorigen Abend im Weinkeller bei Lutter und Wegner gesessen und völlig auf das Gastspiel in Görlitz vergessen hatte. Von guten Freunden wurde er rasch in den letzten Zug nach Görlitz gesetzt, eine Droschke brachte ihn vor 21 Uhr zum Stadttheater. Schwer und wuchtig entstieg er dem Wagen, sein Auge glänzte in dämonischer Leidenschaft zum Wein, entdeckte den jungen Jannings von dem er sich in die Garderobe führen ließ. In rascher Folge legte er Schminke auf, fasste nach einer Perücke, einem Mantel und wankte zur Bühne, stützte sich sinnend auf das Pult in Fausts Studierzimmer. Der Vorhang glitt zur Seite und das längst erwartete Spiel konnte endlich beginnen.

Janning und Gefolge verfolgten den Auftritt Matkowsky aus den Kulissen und waren von der exzellenten Darstellung des Genies voller Begeisterung, ein Erlebnis das in brausenden Applaus unterging.

1905 verabschiedete sich Matkowsky vom Residenztheater mit Othello. Der Mohr von Venedig gehört zu den genialsten Schöpfungen Matkowskys, und da er sein Bestes gegeben hatte, dankte ihm das Publikum mit frenetischen Beifall.

Eine der interessantesten Rollen für ihn war Hamlet. Die darzustellen hieß zuerst das Gewicht zu reduzieren.

In den letzten drei Jahren konnte er nicht mehr so richtig seiner Kunst frönen. Erst in seiner Leidenszeit wurde jedem bewusst, dass auch er, der kraftstrotzende Heldendarsteller altern müsse. Am 8. Dezember wurde noch der 50. Geburtstag des Schwerkranken gefeiert. Bevor noch der Frühling mit seiner Farbenpracht einzog ging das Leben des bedeutenden Bühnendarstellers dem Ende zu.

Seine letzte Ruhe fand Adalbert Matkowsky auf dem alten Luisenkirchhof im Westend.

QUELLEN: Der Bazar, 19. April 1909, Mährisches Tagblatt, 24. Mai 1917, Mein Film 1926 Nr. 45, Der Völkische Beobachter, 4. Jänner 1944, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO

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