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ALFONS DOPSCH#

Wissenschaft
Alfons Dopsch. Österr. Ill. Zeitung

Im Jänner 1935: Das Unterrichtsministerium hat gestern das Rektorat der Wiener Universität davon verständigt, dass die Absicht besteht, aus Ersparnisgründen den Ordinarius für allgemeine und österreichische Geschichte an der Wiener Universität, Hofrat Professor Dr. Alfons Dopsch zu pensionieren.

Nach den bestehenden Gesetzen ist eine solche Pensionierung ohne weiteres möglich, da Prof. Dopsch bereits das 65. Lebensjahr überschritten hat. Es ist jedoch sehr zweifelhaft, ob durch solche Maßnahmen dem Ansehen der Wiener Universität gedient wird, da Prof. Dopsch einer der bedeutendsten Historiker der Welt ist und gegenwärtig überhaupt kaum ersetzt werden könnte.

Hunderte von ausländischen Studenten und Hörern haben Wien nur deshalb aufgesucht, um die Vorlesungen Dopsch zu hören und an seinen Seminararbeiten teil zu nehmen. So hat der frühere spanische Außenminister, der große Geschichtsforscher Prof. Sanchez Albornoz ein Jahr in Wien geweilt, um in dem unter der Leitung Prof. Dopsch stehenden Institut für Wirtschaftsgeschichte arbeiten zu können.

Aus der großen Zahl der Schüler Dopsch, die heute an den Universitäten fast aller großen Staaten wirken, seien vor allem die weltberühmten Historiker Laurend (Belgien) und Lennand (Universität Oxford) genannt.

Das von Prof. Dopsch an der Wiener Universität errichtete Forschungsinstitut ist in der Welt einzig dastehend. In der gesamten internationalen Geschichtsliteratur der letzten Jahre wird immer wieder auf die Bedeutung dieses Institutes für die moderne Forschungsarbeit hingewiesen. Prof. Dopsch erhielt sehr oft Berufungen von auswärtigen Universitäten, hat jedoch trotz materieller Verlockungen, immer wieder abgelehnt, weil er zu sehr an seinem Heimatland Österreich und insbesondere an der Wiener Universität hängt. Dopsch ist nicht nur Mitglied der Wiener Akademie der Wissenschaften, sondern gehört auch den Akademien in Budapest, München und Oslo, der geschichtsforschenden Gesellschaft der Schweiz, der Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften und der Deutschen Gesellschaft der Wissenschaften in Prag an.

Von seinen Werken sind die „Österreichische Reichsgeschichte, die „Beiträge zur inneren Geschichte Österreichs“, die „Grundlagen der europäischen Kulturentwicklung“, „Die wirtschaftliche Entwicklung der Karolingerzeit“ nicht nur in Österreich, sondern weit darüber hinaus, auch in der internationalen Öffentlichkeit bekannt.

In den Kreisen seiner Schüler und Mitarbeiter sowie in der Kollegenschaft herrscht über die plötzliche Pensionierung Professor Dopsch große Bestürzung.

Der Rektor der Universität, Prof. Dr. Hold-Ferneck, und der Dekan der philosophischen Fakultät, Prof. Dr. Kralik, haben gestern im Unterrichtsministerium vorgesprochen und namens des gesamten Professorenkollegiums um die Zurückziehung des Pensionierungsdekretes ersucht.

Wie zu erfahren war, ist im Zusammenhang mit der Pensionierung auch die Auflassung des Institutes für Wirtschaftsgeschichte geplant. Die akademischen Kreise hoffen aber, dass der Appell des Rektors und des Dekans nicht vergeblich sein wird. Bisher hat das Unterrichtsministerium zu dem vom Rektor überreichten Memorandum noch nicht Stellung genommen.

QUELLE: österr. Zeitschrift f. Verwaltung 19. September 1901, S 4,Grazer Mittags Zeitung 17. Juni 1921, S 1, Österr. Landes Zeitung 30. April 1917, S 2, Tagblatt 16. Juni 1928, S 2, Der Tag 31. Jänner 1935, S 5, Österr. Ill. Zeitung, 5 Juni 1921, S 8, sowie Bild, ANNO Österreichische Nationalbibliothek.

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