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ANTON RITTER VON KERPELY#

Generaldirektor
Anton Ritter von Kerpely,Interessante Blatt

1914: Die Meldungen die in den letzten Tagen den Tagesjournalen zu entnehmen waren rief in der Öffentlichkeit große Verwunderung hervor. Der bekannte Generaldirektor der Alpinen Montangesellschaft Anton Ritter von Kerpely ist schwer erkrankt. Vor zirka fünf Monaten ist er wegen eines Nervenleidens, das zugleich mit einem Magenleidens kompliziert ist, zog er sich von seinen Geschäften zurück und genehmigte sich einen Krankenurlaub in Erwartung, dass sich der Zustand seines Leidens bessern würde. Die Reise führte ihn zuerst nach Ägypten, dann nach St. Moritz, bis er schließlich in Nizza landete. Leider, sein Befinden hatte sich nicht gebessert, dann wurde er durch bedenkliche Aufregungs Zuständen heimgesucht. So kehrte er wieder nach Wien zurück wo er der Symptome wegen am Steinhof interniert werden musste.

Im Oktober 1907 fand eine Verwaltungsratssitzung der Alpinen Montangesellschaft statt, in welcher das Ergebnis des ersten abgelaufenen Ergebnis berichtet wurde. Es gab eine Gewinn-Steigerung. Der gesamte Jahresumsatz dürfte die Rekordziffer von 75 Millionen Kronen erreichen....

Die Gesellschaft hat zur Arrondierung ihres Erzbesitzes am Vordernberger Bergbau den Erzanteil der Peintinger Erben um den Preis von zirka einer Million Kronen erworben. Der neue Hochofen in Donawitz ist seit Frühjahr im Betrieb; die neue Blechstrecke in Zeltweg ist mit Aufträgen für Monte hinaus versehen.

Außerdem wurden in der Sitzung einige Personalveränderungen vorgenommen. An Stelle des Ritter von Kerpely sen. wurde Paul Kupelwieser, der Besitzer der Insel Brioni, zum Mitglied des Verwaltungsrates gewählt, und statt Dir. Muche, Oskar Rothballer zum Direktor der Gesellschaft ernannt.

Ein trauriges Wiedersehen gab es im Juni 1909 als es bei Biedermannsdorf auf der Laxenburger Allee zu einem schweren Autounfall kam. Dabei handelt es sich um die bekannte Industriellenfamilie Kupelwieser, die mit dem Auto in einem Graben geschleudert und hilflos liegen blieben. Ohne Lebenszeichen fand man die Frau von Dr. Karl Kupelwieser, Berta Kupelwieser, geborene Witgenstein vor, sie war tot. Brioni-Besitzer Paul Kupelwieser kam mit schweren Verletzungen davon. Auch den Chauffeur, der erst seit 4 Tagen angestellt, hatte es schwer erwischt. Nur Dr. Karl Kupelwieser war mit leichten Verletzungen davongekommen.

Ein Reifen war geplatzt und der Fahrer verlor die Herrschaft über den Wagen und so war es zu dem schweren Unglück gekommen.

Passanten eilten herbei, andere holten aus Laxenburg den Schlossarzt und mit ihm passierte die Unglücksstelle in einem Auto der Generaldirektor Anton Ritter von Kerpely. Er verließ den Wagen und mit Entsetzen erkannte er nun um wen es sich bei den Verunglückten handelte. Er eilte sofort zu seinen Schwiegervater Paul Kupelwieser, dessen Tochter seine erste Frau war und brachte ihn mit dem Wagen nach Wien in ein Sanatorium.

Fast 15 Jahre ist es her, dass er als Nachfolger des Generaldirektors Hell an die Spitze der Alpinen Montangesellschaft angetreten hatte. Er genoss den Ruf einer der hervorragendsten österreichischen Montanisten der im Eisenkartell eine besondere Rolle spielte. Wirkte außerdem als Mitglied der Staatsprüfungskommission an der montanistischen Hochschule in Leoben.

Der plötzliche Abgang Kerpelys war für das Eisenkartell ein riesiger Verlust und es war zu befürchten, dass er durch sein Leiden, demnächst zurücktreten werde. Gerade jetzt wo er das Kartell neu organisiert und auf ein hohes Niveau gebracht hatte, um so notwendiger war seine Hilfe.

Kerpely fühlte sich mit seiner Krankheit allein gelassen, denn ein Jahr vorher war seine zweite Frau Mimi, Tochter des Generalrates der Anglobank und Herrenhausmitgliedes Bernhard Wetzler, in San Remo gestorben. Mimi von Kerpely war eine Dame mit außergewöhnlicher Bildung. Kurz nach der Hochzeit mit dem Generaldirektor, erkrankte sie und musste gezwungenermaßen, den größten Teil des Jahres fern der Heimat und ihres Mannes verbringen. Verflossenen Sommer verbrachte sie einige Wochen auf dem Semmering, das bekannte Davos war ihr nächster Aufenthalt um dann nach San Remo zu reisen, wo sie mit Ehemann und ihrem Vater noch eine schöne Zeit verbrachten. Außer den beiden Männer, trauert noch um sie, der Schwager Primarius Dr. Karl Fleischmann.

Einige Jahre später starb am 23. Juli 1917 in einem Sanatorium, der einstige Generaldirektor Anton Ritter von Kerpely im 51. Lebensjahr. Er war am 24. September 1866 in Roszkabanya, als das dritte von 13 Kindern, des Zentraldirektor der königlich ungarischen Staatseisenwerke Anton Ritter von Kerpely geboren. Dieser war einer der bedeutendsten Metallurgen seiner Zeit und der Begründer der modernen Eisenindustrie. Von seinem Vater, dessen Schriften über die Eisenhüttenkunde vielfache Beachtung fanden, hat der Junior kostbare Anregungen erhalten, die er später verwirklichen konnte.

Anton Ritter von Kerpely absolvierte die Bergakademie in Chemnitz und wurde für seine Verdienste im Bergwesen mit der goldenen Medaille des deutschen Hüttenvereins ausgezeichnet. Als er zum Generaldirektor der österreichischen Alpinen Montangesellschaft berufen, machte er sich um die Entwicklung dieses Unternehmens überaus verdient, in dem er zahlreiche Kleinbetriebe kaufte und die Großproduktion nach amerikanischem Muster einführte. So wurde das Unternehmen unter seiner Leitung zum größten Eisenwerk der Monarchie.

Kerpely durfte sich auch zu den Erfindern zählen, hatte er doch einen großen Erfolg mit seinem Generator, mit dem man Generatorgas herstellen konnte. Dieser fand auch Verwendung bei den Wiener Gaswerken. Heute werden all jene Namen aufgezählt, die ähnliches erfunden, nur sein Name ist nicht darunter.

Ritter von Kerpely hat ein Testament hinterlassen indem er einen ansehnlichen Teil seines Vermögens, zirka Millionen Kronen, für wohltätige Zwecke bestimmt hatte. Sein eigener Wunsch war in aller Stille nur von den Verwandten und Freunden begleitet, auf dem Evangelischen Friedhof beigesetzt zu werden.

QUELLEN: Wiener Allgemeine Zeitung, 26. Juli 1917, 22. April 1913, Fremdenblatt, 26. Juli 1917, Wiener Stadt- und Vorstadtzeitung, 26. Juli 1917, Wiener Montags Blatt, 6. April 1914, Montags Zeitung, 21. Oktober 1907, Ill. Kronen Zeitung, 10. Juni 1909, Neues Wiener Tagblatt, 27. Juli 1917. Österreichische Nationalbibliothek, ANNO

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