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BACHERN WARTE#

Wir befinden uns diesmal in Slowenien, wo wir die Universitätsstadt Marburg an der idyllischen Drau besuchen. Ein Erbe jenes Teiles der Steiermark das für uns verloren ging beherbergt die älteste Rebe der Welt.

Marburg, umgeben von dem 1543 Meter hohen Bachern Gebirge mit seinen ausgedehnten Wäldern, darunter dem Urwald Sumik, Wasserfällen, Torfmooren und Seen, eindrucksvoll die stets wechselnden Naturschönheiten.

Doch wir kehren in die Vergangenheit zurück, in die Monarchie Österreich-Ungarn des Jahres 1909, wo im Jänner ein interessantes Sportfest stattfand, das Wettrodeln am Bachern. Ein damals bekannter Hygieniker uns Vorkämpfer für den Wintersport, Michlstädt äußert seine Ansicht über den Wintersport: „Der Wintersport wird zur befreienden Tat; er bietet wie kaum ein anderer Sport all das, wonach ein gesunder Mensch förmlich hungert: Naturgenuss, körperliche Ausarbeitung, Gefahr. Die gesundheitlichen Werte des Wintersportes sind ungleich größer als die des Sommers. Denn die Stubenhockerei, das Kneipenleben, Überfütterung und Sinnenreiz erreichen heutzutage im Winter ihren Höhepunkt und jede Stunde, die uns der Sport aus diesen Bannkreis entführt, ist ein Gewinn an Gesundheit und Glück.“

Und Karl Bienenstein sagt anlässlich zum 10. Steirischen Sängerbundesfestes in den Festblättern: „Da nimmt der alte Bachern seinen purpurgoldenen Mantel um, in königlichem Schmuck das Fest der Ernte zu begehen, das Fest der Erfüllung aller Frühlingshoffnungen und alles sommerlichen Reifens. Und dann kommt der Winter und nimmt dem Berg seinen Purpurmantel von den Schultern und während noch im Tal im barschen Winde, die letzten Rosenblätter fliegen, legt er ihm den Hermelin um, der so recht das Kleid der Einsamkeit ist.“ Der Bachern sei also unsere Zuflucht! Soll die Bevölkerung Marburgs wirklich unseren geliebten Bachern in seiner Einsamkeit schnöde verlassen, statt ihm dankbar zu sein für die Wohltaten die er uns während des Jahres erwiesen hat? Wer nur einmal den Bachern in der märchenhaften Pracht des Winters bestiegen hat, der weiß, dass gerade in seiner Einsamkeit alle Reize des grünen Sommers dagegen verschwinden. Hinaus! Entfliehen wir unserem warmen Ofen, genießen wir die segenbringene Winterfrische und laben wir uns an dem überirdischen Winterzauber. Danken wir Gott, dass wir Marburger unseren Bachern haben,

Mitgliedern der Bergsteigerriege des Turnvereines „Jahn“ hatten die Idee vom Wettrodeln gehabt, mit einer Länge von 1800 Meter und reichlich an schönen Kurven. Es war nur ein Versuch um festzustellen ob ein derartiges Sportereignis angenommen würde. Wenn ja könnte man noch weitere Vergnügungen auf dem Bachern starten.

Marburg
Inserat, Marburger Zeitung

1909 Mai: Die von der Sektion Marburg des Deutschen und Österreichischen Alpenvereines bei St. Wolfgang am Bachergebirge errichtete Aussichtswarte ist der Vollendung nahe. Die Warte besteht aus einer Eisenkonstruktion die in einer 4 Meter tiefen Zement eingebracht wurde. Das Grundstück in 1146 Meter Höhe war ein Geschenk vom Stift St. Paul im Lavanttal das mit größter Bereitwilligkeit angeboten wurde. Die Warte mit einer Höhe von 19.5 Meter bietet jedem Besucher einen grandiosen Ausblick.

Förster Perschenonig wünscht folgende Information zwecks Eröffnung der Bachern Warte, am 20. Juni, dass außer Getränke, auch für kalte und warme Fleischspeisen reichlich gesorgt und die Gäste mit guter Bewirtung rechnen dürfen. Auch von anderer Seite wurde bekannt, dass für 400 Gäste warme und kalte Speisen zur Verfügung standen.

Endlich war der ersehnte Tag, der 20. Juni 1909, ein Sonntag, da, wo die Eröffnungsfeier der Bachern Warte stattfinden sollte. Die Marburger und Menschen der Umgebung brachen bereits um 7 Uhr auf. Ungemein die Beteiligung vieler Freunde der Sektion Marburg des Deutschen und Österreichischen Alpenvereines. Um Unfälle zu vermeiden ließ man nur in Gruppen Menschen die Warte besteigen.

Um halb 12 Uhr bestieg der Obmann des Ausschusses Dr. Duchatsch den ersten Potest um die Eröffnungsansprache vor den zahlreich Versammelten zu halten. Es war der Lieblingsplan des verstorbenen Dr. Otmar Reiser, dessen Söhne weiter gefördert und den die Sektion Marburg an der Drau in einer Besprechung am 26. Februar 1907 mit Begeisterung aufgenommen hatte. Der Redner ließ die anfänglichen Schwierigkeiten nicht unerwähnt und dankte all jenen die sich um die Errichtung der Warte große Verdienste erwarben.

Man war dem Stift St. Paul im Lavanttal besonders zu großen Dank verpflichtet, die für ewige Zeiten das Grundstück kostenlos zur Verfügung stellten., Dr. Ernst und Hermann Reiser für die Beistellung der Fuhren von Pickendorf zur Baustelle, Ing. Hermann Reiser, Baumeister Bertatschnig und dem Förster Perschenonig für die Mühe der Beaufsichtigung der Bauarbeiten, der Firma Gridl für die Geduld und Verständnis bei wiederholter Änderung des Planes und bedeutenden Preisnachlass wie auch für eine großartige Spende, der Generaldirektion der Südbahn war man gleichfalls zu Dank verpflichtet, hatte sie doch für die Fracht 50% Nachlass gewährt und so ging es fort. Man war auf so viel Verständnis, Hilfe und Spenden der Menschen gestoßen, ein Zinsen freier Kredit bedeutete sofort mit dem Bau der Warte beginnen zu können.

Weitere Redner schlossen sich an, darunter Oberingenieur Ritter von Spinler der die versammelten Gäste in die historische Vergangenheit führte: „Vorüber sind die Zeiten, als der Wanderer aus dem weiten römischen Reich hier über das Gebirge zog; bis in das 15. Jahrhundert blieb es hier still bis am Rücken des Bacher die Kirchen erbaut wurden. St. Wolfgang verdankt dieser Zeit seiner Erbauung, Jahrhunderte überdauerte das Kirchlein, doch zu Beginn des 19. Jahrhunderts lag es in Trümmer einen wüsten Leichenstein auf stummem Totenfeld nennt es ein Schriftsteller der damaligen Zeit. Doch rasch entspross neues Leben den Ruinen, der Familie Reiser verdanken wir dies. Herr Dr. Otmar Reiser ließ vor 48 Jahren den Turm und Ende der Siebziger Jahre die übrigen Baulichkeiten wieder herstellen.

Von der Warte hatte man einen herrlichen Rundblick und diese Naturschönheiten wollte man auch allen Besuchern präsentieren. Um den Fremdenverkehr zu heben war der Zweck diese Warte zu errichten. Dass die Marburger Sektion dieses Werk verwirklichte, entsprang dem Bewusstsein der Zugehörigkeit an den Deutschen und Österreichischen Alpenverein erfüllt von dem Stolz, 357 Sektionen mit über 82.000 Mitgliedern bereits seit 4 Jahrzehnten anzugehören.

Wie alles Schöne fand auch diese Feier ihr Ende. Die Küche des Försters hatte derartigen Ansturm noch nie erlebt. Die Bergenthaler Musik spielte ohne Ende und die Chöre des Marburger Männergesangsvereines mit ihren Melodien ließen die Luft erzittern. Es war ein herrlicher Tag der die Geschichte Marburgs ein neues Kapitel erweitern ließ.

Einige Jahre später 1912 wurde vom Marburger Alpenverein beschlossen eine eigene Hütte in der Nähe der Warte, als Marburger Hütte, für all jene Wanderer die hier eine Rast einlegten, alles zu bieten um dessen Aufenthalt zu einem Erlebnis werden zu lassen.

Der Slowenische Alpenverein hat schon frühzeitig die Schönheiten des Bachern und die Wanderlust der Menschen erahnt auf St. Heinrich eine Erinnerung an den deutschen Kaiser Heinrich ein Bergfahrergasthaus welches als Raster Hütte bekannt, und von der Sektion Maria Rast des Slowenischen Alpenvereines erbaut, wird von den Wanderfreudigen sehr frequentiert.

So kehrt viel Leben in das herrliche Gebiet des Bacher Gebirges mit seinen einzigartigen Schönheiten ein.

QUELLEN: Marburger Zeitung: 22. Juni 1909, 22. Oktober 1912, 21. Jänner 1909, 17. Juni 1909, 29. Mai 1909. Österreichische Nationalbibliothek, ANNO

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