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BAD ILIDZE#

Bosnien
Ilidze,Hygiea,Gemeinfrei

1892: Unter den Naturschätzen die in Bosnien reichlich vorzufinden sind, nehmen die wertvollen Heilquellen eine hervorragende Stelle ein. Wenn auch einige derselben, wie die Thermen von Ilidze und Slatina, die Sauerquelle von Kiseljak bereits seit Jahrhunderten von den Einheimischen besucht werden, so datiert ihre rationelle Verwertung doch erst seit der Zeit als Prof. Ludwig im Auftrag des gemeinsamen Finanzministeriums die Mineralquellen des Okkupations Gebietes in den Jahren 1885 und 1886 besucht, auf Grund exakter chemischer Analysen ihren Wert bestimmte.

Der von den Einheimischen gemiedene. wegen seiner Giftigkeit gefürchtete Crni Guber bei Srebrenica, hat sich nach einer chemischen Analyse als Blut und Nerven stärkendes Heilmittel entpuppt, und hat in wenigen Jahren über die Grenzen des europäischen Kontinents reichenden Ruhm erreicht. Der Kiseljaker Eisensäuerling, wegen seines Wohlgeschmackes die er seiner reichlichen Kohlensäure verdankt, durch seine unzweifelhaften Heilwirkung, besonders im Orient anderen Heilwässern Konkurrenz macht.

Nachdem man über die Vielfalt und den Wert der Heilquellen Bescheid wusste, ging man daran die Badeorte dementsprechend zu modernisieren. Eines der beliebten Heilbäder war Ilidze nahe Sarajevo gelegen und damals noch nicht mit einer entsprechenden Unterkunft für Kranke ausgestattet. Das änderte sich unter der österreichischen Herrschaft sehr rasch, den nun besitzt der Kurort all das was an Komfort und Bequemlichkeit bisher gefehlt hatte. Ein nach modernen Prinzipien gebautes Badehaus mit vierzehn Kabinen und sechzehn Porzellanwannen, zwei Kühlbassins und eine Schwimmschule mit zwei Schwimmbassins, dazu ein elegantes Restauration und prachtvollem Hotel, sowie einer Wandelbahn inmitten eines großen Parks liegen, bieten dem Kranken ein Reihe von Bequemlichkeit.

Prof. Ludwig, ein ernster und ruhiger Forscher, der als Chemiker sich eines Weltrufes erfreut, schildert in seiner Broschüre den damaligen Zustand von Ilidze, dessen Schwefeltherme er als wahre „Perle in dem Quellenschatz“ Bosniens bezeichnet. Die topografische Lage und geologische Beschaffenheit von Ilidze dass das reichlich vorhandene Thermalwasser zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Stellen zutage kam.

Die Bäder der Therme Ilidze hilft Leber- und Darmleidende, aber auch für rheumatische Leiden nutzbar.

Am 28. Juni 1892 wurde nach technisch-polizeilicher Überprüfung der hergestellten Bauten eine Trambahn von Sarajevo nach Ilidze die erforderliche Betriebseröffnung bewilligt.

Bei den diversen Umbauten fand man Zeugen der Vergangenheit Altarplatten für Jupiter und Apollo, Kupfermünzen aus der Zeit des römischen Kaisers Antonius Pius, damit ist der Beweis gegeben, dass auch hier die Römer bereits die Quellen kannten.

1893: Am 10. September fand um 2 Uhr in Butmir ein großes Hindernisrennen statt, das mit einem bunten Volksfest verbunden war. 50 am Spieß gebratene Lämmer, ein gebratener Ochse, sowie eine Menge Freibier erwartete die zahlreich erschienen Gäste. Für sonstige Erfrischungen war ebenfalls gesorgt. Von der Tabakfabrik in Sarajevo verkehrten zu bestimmten Zeiten Extrazüge bis Ilidze. Der Rennplatzbesuch war frei. Nur für Tribüne und Vorplatz gelten Eintrittskarten. Die Zufahrt mit dem Wagen auf den Rennplatz ist nur hinter der Mijacka-Brücke nach Goruji-Butmir abzweigende Feldweg zulässig.

Bei Festveranstaltungen war natürlich auch der Sarajevoer Männer Gesangsverein vertreten. Leider hatten sie in letzter Zeit bei ihren Auftritten ständig ein schlechtes Wetter. So auch bei 11. Sommer Liedertafel hatte hinsichtlich des äußeren Erfolges unter der Ungunst des Wetters zu leiden, obwohl über den Besucherstrom nicht zu klagen war, und sich 1000 Personen eingefunden. Sänger, Männerchor und Musikkapellen bekamen reichen Beifall. Der Sarajevoer Radfahrer-Klub hatte sich mit ihrem ersten Corso in der Öffentlichkeit bestens eingeführt. Zum Abschluss gab es noch ein prächtiges Feuerwerk und ein Tanzkränzchen im Kursalon.

1896: Während der Badesaison vom 15. Mai bis 15. September finden förmliche Wallfahrten nach dem prächtigen Bad Ilidze statt und die Züge der Lokalbahn,die ständig verkehren, sind sehr gut besetzt. Die Fahrt dauert 15 Minuten, mit Wagen eine Stunde. Während der Fahrt schweifen die Blicke über Wiesen und Felder bis zu den Abhängen der Berge, Landhäuser türkischer Grundbesitzer wechseln mit kleinen Bauernhöfe die schon einen europäischen Stil verraten. Links taucht die landwirtschaftliche Station Ilidze oder Butmir, weltberühmt durch die neolithischen Funde, die die europäischen Gelehrten in erstaunen versetzten.

Bosnien
Bahn,Hygiea,Gemeinfrei

Setzt man die Fahrt fort, so entdeckt man einen neuen Beweis des Fortschrittes: eine Volksschule und ein Wohnhaus für Lehrer und Lehrerinnen im Renaissancestil. Der Zug hält in der Station Zeljeznica auf einer Brücke und bald darauf hält der Zug vor einem hübschen Bahnhof man ist in Bad Ilidze angekommen, der gegenwärtigen Ansicht, eine Schöpfung des Reichsfinanzministers von Kallay.

Die Entwicklung nach der Okkupation ist in Sarajevo nicht zu übersehen. Es wurden einige Bauten durch Dr. Kötschet und einen serbischen Kaufmann ausgeführt die das Bad von der Landesregierung gepachtet hatten, dazu kamen noch einige Anlagen. Die gesteigerten Ansprüche entwickelten sich weiter und das Bad Ilidze hatte eine Restaurierung nötig. Die Regierung nahm die Angelegenheit selbst in die Hand.

Bosnien
Park,Hygiea,Gemeinfrei

Ilidzes Lage inmitten eines schönen Parks am Ufer der Zeljeznica, überragt von dem 1248 Meter hohen Igman, mit seinen dichten Waldungen. Von Park aus führt eine 3 ½ km lange Promenade mit Fahr- und Reitallee zu den romantisch gelegenen Quellen der Bosna am Fuße des Igman. Hier trifft man auf eine Unzahl von Quellen, etliche dreißig, nach anderen mehr als doppelt so viel, vereinigen sich schließlich zu einem ansehnlichen Fluss. Unter prachtvollen alten Bäumen lockt ein türkisches Kaffeehaus zu einem Aufenthalt in frischer Gebirgsluft. Ein Aussichtsturm am Ende der Fahrstraße vermittelt nach Besteigung desselben einen wunderbaren Rundblick. Ein genussreicher Ausflug ist der an der Berglehne mohammedanische Ort Hrastnice sowie der gleichnamigen Quelle eine Idylle mitten im Wald. Jagdausflüge in den Waldungen wo es noch genügend Wild und sogar Bären geben soll, war immer ein voller Erfolg. Im Badepark gab es Bärenzwinger mit zahmen Exemplare, Adler und Raubvögel in Voliéren erregten die Neugierde der Besucher.

Im Jahr 1893 unternahm man abermals Bohrungen und ein mächtiger Sprudel bahnte sich durch den Spalt der in 24 Stunden eine Wassermenge von 13.800 Hektoliter liefert, hat eine Temperatur von 58 Grad, hat einen beträchtlichen Gehalt an Glaubersalz, Chloriden, kohlensaurem Kalk und freier Kohlensäure. Von Schwefelwasserstoff und unterschwefliger Säure enthält es nur wenig. Um die zu hohe Temperatur zu senken wurden zwei große Kühlbassins angelegt.

Die Therme von Ilidze, die bis auf den Eisengehalt dem Wasser der Quelle Ficoncella 54 Grad ähnlich ist, muss zweifellos zu den wertvollsten heißen Mineralquellen gerechnet werden.

An Bade-Etablissements bestehen: das sogenannte Altbad mit 14 modernen Kabinen, die 16 Porzellan Badewannen enthalten; das Neubad, das am 1. September 1893 eröffnet wurde, besteht aus einem Mittelbau mit zwei symmetrischen Flügeln, in denen sich je ein Thermal-Vollbad und 14 Einzelbäder ausgestattet. Die Einrichtung ist so getroffen, dass der eine Flügel für Männer, die andere für Frauen bestimmt ist. Dem Neubad in der Nähe befindet sich noch ein Bad mit 6 Kabinen für mohammedanischen Frauen. Ohne ärztliche Anordnung darf kein höheres Bad als bis 28 Grad verabreicht werden. Neuerdings gibt es ein Moorbad, das mit einer von kaum einer zweiten Kuranstalt übertroffenen Eleganz ausgestattet ist. Das Badehaus ist mit 2 heizbaren vornehm eingerichteten Wartesalons und 10 heizbare mit allen erforderlichen Utensilien versehenen Badelogen. Die Moorerde, die am Moorfeld bei Zepce gestochen wird, ist ein ausgezeichnetes Pflanzenmoor. Außerdem können Badegäste auch eine Massagekur und elektrische Behandlung in Anspruch nehmen, sowie Kuhmilch und Schafmolke oder eine Traubenkur mit den prächtigen Herzegovinaer Trauben aus Mostar.

Derzeit befinden sich drei Hotels mit 106 Fremdenzimmer in Ilidze, „Hungaria“, „Austria“, und „Bosna“. Elegante Restaurants mit Parkterrassen, Wandelbahnen, Kegelanlagen, Stallungen und Wagenremisen sind ebenfalls vorhanden. Eine ungarische Kurkapelle sorgt für musikalische Unterhaltung. Für sportbegeisterte Gäste gibt es bestimmte Einrichtungen.

Einige Kilometer weiter werden sonntags landesübliche Pferderennen abgehalten, zu denen die Regierung sehr ansehnliche Preise bewilligte. Für die internationalen Rennen mit europäischen Pferden sorgen der ungarische und österreichische Jokeyklub. Taubenschießen und Falkenjagden, dazu auch noch Volksfeste mit Tombola und Feuerwerk.

Zum Aufschwung des Bades trägt auch die Anwesenheit der Gemahlin des gemeinsamen Reichsfinanzministers Benjamin von Kallay bei, die seit einigen Jahren mit ihrer Familie den Sommer hier in Ilidze verbringt und die Notabilitäten der Stadt und des Landes empfängt und mit ihrer herzgewinnenden Liebenswürdigkeit ist es gelungen, sogar die mohammedanischen Frauen aus ihrer Zurückgezogenheit hervorzulocken.

Der Badeaufenthalt in Ilidze ist sehr billig. Sarajevo ist leicht zu erreichen und ein Ausflug einer neunstündigen Bahnfahrt führt über den Ivan nach Mostar in die romantische, einst blutig genannte Herzegovina.

Im Juni 1897 beförderte die Lokalbahn nach Butmir 14.800 Passagiere in 66 Lokalzügen.

1899: Die Ilidzer Therme gehört zu den großartigsten Naturerscheinungen ihrer Art. Nahe Ilidze, auf einem ausgedehnten vulkanischen Terrain in großer Anzahl warmen wie auch kalten Quellen zeichnen sich durch beträchtlichen Eisengehalt aus. Das verwendete Moor besitzt eine äußerst besondere Feinheit seiner Partikelchen. Man verfügt hier über ein gesundes Trinkwasser. All das verspricht für einen erholsamen Kurgebrauch.

1909 sollte der verdienstvolle Minister Kallay, dem großen Organisator, in Ilidze durch ein Denkmal geehrt werden. Die Büste war bereits in Sarajevo eingetroffen nur das nötige Geld zu deren Ankauf fehlte.

Im Mai 1909 reiste der Wiener Gemeinderat unter Vizebürgermeister Dr. Neumayer nach Sarajevo zum Verbrüderungsfest zwischen den Wienern und Sarajevoern, zwischen den Repräsentanten der einzigen Kaiserstadt an der Donau und der Hauptstadt Bosniens. Begeisterte Toaste wurden gehalten. Eine erhebendere, schönere und wärmere Verbrüderung hätte wohl niemand vorstellen können. So wurde nach und nach zu einer innigen Bande zwischen Wien und Sarajevo. Im Kurhaus Restaurant von Ildize fand am Abend ein Bankett statt.

Der Bürgermeister Essad eff. Kulovic eröffnete die Reihen der Ansprachen mit einem tief empfundenem Kaisertoast, voll inniger, wahrer Anhänglichkeits- und Verehrungsgefühle. Der Bürgermeister verwies auf die Gefühle tiefster Dankbarkeit des Volkes in Bosnien-Herzegovina zum Kaiser, dessen väterliche Sorge stets auf das Wohl dieser Länder gerichtet war und dessen Güte so viel des Guten gezeigt hat..... ….Kein Wunder, wenn die friedliebende Natur unseres edlen, ritterlichen Herrschers uns als erhabenes Vorbild dient....

Fünf Jahre später wurde in dieser Stadt das Thronfolgerpaar ermordet und der Erste Weltkrieg zerstörte den Weltfrieden.

Sarajevo litt im Sommer 1911 unter Wassernot. Die Moscanica-Wasserleitung spendete zu wenig Wasser. Daher gab es stundenweise Sperrungen.

QUELLEN: Bosnische Post, 25. Juni 1892, 6. September 1893, 28. Juni 1897, 28. Juni 1911, Hygiea, 10. August 1896, 25. April 1899, Sarajevoer Tagblatt, 14. Mai 1909

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