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DAS GASLICHT#

1924: Paris war in Feierlaune, denn vor hundert Jahren wurde die Gasbeleuchtung eingeführt. Eine Gedenktafel in einem alten Gebäude des St. Louis-Hospitals wurde zur Erinnerung an diesen historischen Fortschritt enthüllt. Im Februar 1818 befand sich hier die erste Gasfabrik des Erfinders des Chemikers Philippe Lebon.

Viele der Erfinder konnten den Siegeszug ihrer Idee nicht erleben, so erging es auch Lebon. Auch er litt unter der Armut.

Die Prachtstraße Champs-Élysées in Paris mit ihren Luxusgeschäften, war damals eine dunkle, einsame Straßenzeile, in der sich lichtscheues Gesindel herumtrieb. Es war die Nacht vor dem 2. Dezember 1804, der Tag vor der Krönung Napoleons, als Lebon hier überfallen und erstochen wurde.

Durch Zufall kam er auf die Idee als er in seinem Labor eine Flasche mit Sägespänen einer Spiritusflamme aussetzte, dass die Sägespäne einen dichten Rauch abgaben, der schließlich zum Verbrennen mit einer hell leuchtenden Flamme gebracht werden konnte. Diese Beobachtung versuchte er zu verwerten um eine Gaslampe herzustellen. Er konstruierte einen Apparat zur Destillation von Holz mit einem Wasserbehälter als Kondensator und einer Röhre an deren Ende das sich bildende Gas zum Verbrennen gebracht wurde.

Am 28. September 1799 ließ er seine Erfindung patentieren und nannte diese „Thermolampe“. Statt Holz konnte auch Kohle genommen werden.

Zur gleichen Zeit hatte der belgische Chemiker Minckeler und noch ein anderer, Murdoch in London ähnliche Vorstellungen. Nun entbrannte ein heftiger Streit um die Priorität der Erfindung.

Lebon war der erste der mit seiner Lampe öffentliche Experimente im Hotel Seignelay in der Straße St. Dominique in Paris in äußerst ausdrucksvoller Weise vorführte. Alle Räume des Hotels, der Hof, die Gärten des Hauses waren mit Gasflammen hell erleuchtet und die Gasröhren verstand Lebon so zu arrangieren, dass sie kleinen Blumensträußchen glichen.

Napoleon der erste Konsul, interessierte sich sehr intensiv für diese Erfindung, aber in anderer Hinsicht. Das Gas war ein Nebenprodukt des Teers und dieser wurde in der Flotte sehr benötigt.

Lebons Witwe, offensichtlich eine sehr gebildete Frau, setzte die Versuche ihres Mannes fort und erhielt bis zum Jahr 1814 eine Pension so lange bis das Patent erloschen war.

Ein neues Patent wurde von einem Deutschen mit Namen Winzer oder Winsor herausgenommen, der sich in England als englischer Staatsbürger naturalisieren ließ und sich mit dem Engländer Murdoch assoziierte. Nachdem er in London einige Straßen und die Westminsterbrücke mit Gasflammen versorgte, anfangs höhnisches Missfallen der Bevölkerung erregt hatte, begab er sich nach Paris und begann die bekannte Passage des Panoramas im Jänner 1817 mit Gas zu beleuchten.

Gesellschaften wurden gegründet, denn sie witterten mit der neuen Erfindung gute Geschäfte. Bald darauf wurde die Pariser Oper am 6. Februar 1822 mit diesem Element festlich erleuchtet, zufällig gab es an diesem Tag die Oper „Die Wunderlampe“.

Das Gaslicht war doch nicht so willkommen wie man es sich gewünscht hätte. Höhnische und abfällige Bemerkungen waren immer wieder zu vernehmen. Viele fanden das Licht viel zu hell und grell und würden den Augen schaden. Andere fanden, dass eine gewisse Hitze davon ausströme, die gesundheitsschädlich sei. Für die Natur wäre es besonders abträglich, die Pflanzen, Blumen und Bäume leiden darunter, so die Meinung der Unwissenden. Schauspieler und Sänger kamen auch nicht besser weg, sie würden mit der Zeit ihre Stimme verlieren. Die Wohnungseinrichtungen würden gleichfalls unter dem Licht leiden. Es könnte zu Gasausströmungen, Erstickungen und Feuersbrünsten kommen usw.

In manchen Gegenden kam es bereits zu Protesten, sie wollten keine Gasfabriken in ihrer Nähe.

In Paris, ja in ganz Frankreich erreichten die Proteste einen derartigen Höhepunkt, dass sich die Akademie der Wissenschaft sich veranlasst sah, die Massen endlich aufzuklären.

Am 20. August 1824 erließ die Regierung eine Verordnung, in der festgelegt wurde, unter welchen Voraussetzungen und Bedingungen die Gasindustrie in Frankreich betrieben werden könne. Zu dieser Zeit gab es nur 69 Gasbeleuchtungen. Ab dem 1. Jänner 1829 erstrahlte die Rue de la Paix in ihrer Gesamtheit erstmals im Lichte von Gaslaternen.

1868 hatten die Herren Tessier du Mothay und Marechal in Paris ein neues Leuchtgas, oder besser gesagt eine neue Beleuchtungsart entdeckt. Sie leiten den gewöhnlichen Leuchtgasflammen Sauerstoff zu. Nach den in Paris unternommenen Versuchen ist das neue Licht sogar 60 Mal stärker als das gewöhnliche Gaslicht, man kann dabei auf 25 Schritte Entfernung lesen und außerdem ist es billiger.

1892: In Klagenfurt war der Vergleich zwischen Gas- und Elektrischem Licht viel einfacher. Die Privaten: Ämter, Spital, Irrenhaus, Hotels, Kaffeehäuser, Geschäftslokale Privatwohungen pro 1891 (Gasmenge-Verbrauch pro Stunde gerechnet) 25.800 Normalkerzen, mit 1000 Brennstunden pro Jahr im Durchschnitt gerechnet, in zirka 2150 Flammen und bezahlten dafür (1 m³ – 16 Kreuzer) den Betrag von 43.930 Gulden, also pro Flamme 20 Gulden, per Normalkerze 1 Gulden, 70 kr. pro Jahr. In Trient kostet die Normalkerze elektrischen Lichtes pro Jahr 50 kr. somit kostet eine 12 Normalkerzenflamme pro Jahr, dort nur 6 Gulden, statt Gas, elektrisches Licht in Trient nur 25.800 Gulden statt 43.930 Gulden in Klagenfurt.....

In Olmüz freute man sich 1864, dass ihre Stadt mit Gaslicht versorgt werde. In dieser Beziehung dürfte sie den übrigen mährischen Städten mit ähnlicher Einwohnerzahl mit Erfolg vorangehen und diese zur Einführung der Gasbeleuchtung aufmuntern.

Brünn besaß diese Annehmlichkeit bereits seit 1848.

Aber nun wurde vor allem das elektrische Licht bevorzugt, besonders in der Baubranche, doch das Gaslicht konnte dadurch nicht entthront werden, denn auch dieses erfuhr ständig neue Verbesserungen. 1880 bis 1890 stellte den Wendepunkt für das Elektrisches Licht dar. Es gab aber auch Rückschläge durch die zu schnelle Entwicklung.

Der österreichische Chemiker Carl Auer von Welsbach beschäftigte sich ab 1890 mit dem elektrischen Licht. 1898 meldete er das Patent für die erste Metallfadenlampe mit Osmiumfäden an.1906 fügte er die Marke OSRAM für elektrische Lampen hinzu. Er wurde der Vollender des elektrischen Lichtes.

QUELLEN: Allgemeiner Tiroler Anzeiger, 8. August 1924, Freie Stimmen, 14. April 1892, Die Neue Zeit, 15. Oktober 1864, Vorarlberger Volksblatt, 21. Jänner 1868, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO

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