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DAS GOLDENE DACHL#

Innsbruck
Goldene Dachl, Ansichtskarte.Gemeinfrei

Innsbruck, die Alpenstadt am Inn hat an Schönheiten viel zu bieten. Eine der bekannten Sehenswürdigkeiten war wegen Restaurierungsarbeiten ihren neugierigen Blicken für einige Zeit entzogen gewesen. Am 8. August 1899 wurde endlich die Schutzhülle wieder entfernt und das Goldene Dachl präsentierte sich wieder in erneuter Pracht. Die Wiederherstellung des bald vierhundertjährigen Erkers, Bauherr Friedrich mit der leeren Tasche, betrug 35.000 bis 40.000 Gulden davon allein ungefähr 8.000 Gulden entfiel auf das Goldene Dachl. Dasselbe besteht aus 3450, darunter 300 neue Schindeln aus Kupfer, die sehr gut vergoldet sind. Zur Vergoldung wurden 500 Dukaten verwendet; die Arbeit erfolgte in Schwaz. Die Steinmetz- und Malerarbeiten beanspruchten die meiste Zeit. Einwohner und viele Fremde belagerten den Platz vor der Sehenswürdigkeit und erlebten die Wiedergeburt des Goldenen Dachls.

Das Haus mit dem goldenen Dachl wurde vom Herzog Friedrich mit der leeren Tasche 1406 bis 1439, dem ersten Landesfürsten von Tirol, der sich ab nun ständig in Innsbruck niederließ, als seine Residenz angesehen. 1420 kamen am unteren Stadtplatz durch Kauf noch einige Bürgerhäuser hinzu, die er nach seinen Bedürfnissen zum „Newenhof“ umbauen ließ.

Immer wieder musste er auch in Innsbruck Aufenthalt nehmen und logierte in der Ottoburg, einst Sitz der ausgestorbenen Andechser, die er zur Hofhaltung nutzte. 1425 war es endgültig, dass seine Residenz von Meran in den „Newenhof“ nach Innsbruck übersiedelte.

Wie aus der Sage zu erfahren war, dass Friedrich mit der leeren Tasche, den Spottnamen zu entkräftigen, die ihm seine Feinde beilegten, als er als Flüchtling, vom Konzil zu Konstanz in Acht und Bann erklärt, nach Tirol heimkehrte. Obwohl die Sage so bekannt ist sie trotzdem nicht wahr, denn das Dach besteht nicht aus purem Gold sondern nur aus vergoldeten Erzplatten in Dachziegelform. Ungläubig ist auch so mancher Dieb, der es wagt, so einen „Goldenen“ an sich zu bringen.

David von Schönherr und Johann Deininger sind der Ansicht, dass sie keinerlei Unterlagen gefunden, die darauf hinweisen würden, Herzog Friedrich sei der Bauherr des Erkers, denn dieser stamme aus dem 15. Jahrhundert.

Vielleicht beweisen es die sechs Wappentafeln am Erker des ersten Stockes: 1. Herzogtum Österreich, 2. König Ladislaus. 3. Römische Kaisertum, 4. Römische Königtum, 5. Herzog Philipp, 6. Herzogtum Mailand.

Nur die erste Tafel ist mit Herzog Friedrich in Verbindung zu bringen, alle anderen Tafeln sagen über Maximilian I., aus. Weitere Wappen in kleinerer Ausführung sind im zweiten Stock angebracht, und berichten ebenfalls aus dem Leben Maximilians I.

Graf von Brandis, der Geschichtsschreiber dieser Zeit Friedrichs, sagt Schönherr, hat für seine Annahme, dass der Erker mit dem goldenen Dachl von Friedrich errichtet wurde, keine andere Quelle als den Grafen Maximilian von Mohr, der, wie Brandis selbst sagt, wenig Kritik gezeigt hat. Den Erker konnte nur Maximilian erbauen lassen mit der Jahreszahl 1500.

Im Sommer 1882 wurde durch den städtischen Architekten Tomasi eine Reinigung mit keinen Reparaturen durchgeführt. Schönherr der daran sehr interessiert war, erlebte das Ende nicht mehr. Die Leitung führte Regierungsrat Johann Deininger als Konservator im Verein mit dem städtischen Oberingenieur Architekt Eduard Klingler, Vertreter des Stadtbauamtes. Die beteiligten Firmen waren: Steinmetzarbeiten Josef Linser Innsbruck, Kupferschhmiedarbeiten und Vergoldungen an der Erkerbedachung Gürtlermeister Jakob Rappel in Schwaz, Wiederherstellungen der Polychromierungen, Reinigen der Fresken, Vergoldungen an den Skulpturen: Dekorationsmaler August Mair Innsbruck, Verglasungen Erkerfenster: Tiroler Glasmalerei-Anstalt in Innsbruck.

Durch die Restaurierung des Erkers wurde das Dunkel der Baugeschichte ein wenig erhellt und kam zur Ansicht ob nicht an dessen Stelle schon durch Herzog Friedrich oder dessen Sohn Sigmund dem Münzreichen ein anderer reich gebildeter Erker oder Söller errichtet wurde.

Herzog Friedrich ließ den „Newenhof“ 1425 entstehen, der Erker war kein Bestandteil der neuen Burg, sondern wurde viel später hinzugefügt. Für den Erker wurden Eisenkonstruktionen um die Haltbarkeit der Steinverbindungen zu verankern. Um so bemerkenswerter ist die Tatsache dass so früh bereits Eisenkonstruktionen in Gebrauch waren und einen stilistisch dekorative Weise vortrefflich eine Schein Architektur repräsentierten.

Immer wieder wurde die Burg und der Erker von Erdbeben beschädigt, besonders in den Jahren 1572, 1670, 1689. Die wichtigste Zahl ist und bleibt 1500 damals so nimmt man an, wurde der völlige Umbau des Erkers vorgenommen und das goldene Dachl entstanden ist.

Unter den zahlreichen Reliefs die den Erker schmücken gibt es ein Fresko mit der Darstellung. Den Empfang einer hohen Dame durch Kaiser Maximilian I. Es wird wohl Maria Blanka von Mailand sein.

Für den Erker wurden drei Steinarten verwendet. Roter Kramsacher Marmor, weißer Sandstein aus Mittewald und Nagelfluh.

Von den 3450 Kupferdachplatten wurden 300 neu hergestellt, 12 fehlende Krabben, nach vorhandenen Mustern und das Dach vergoldet. Das alte Gespärre und die Dachlatten aus Lärchenholz waren noch gut erhalten. Über alle Felder des Erkers im zweiten Stock sind Spruchbänder mit rätselhaften, schriftähnlichen Zeichen zu bemerken. Somit birgt auch das goldene Dachl seine Geheimnisse.

QUELLEN: Feldkircher Zeitung, 12. August 1899, Innsbrucker Nachrichten, 11. September 1912, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO

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