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DEBATTEN#

Schlesien
Tadeusz Reger,Wikipedia Commons

Tadeusz Reger ein polnischer Sozialdemokrat der bei der Reichsratswahl 1907 als Sieger hervorging, sie unterlagen den Christlichsozialen nur um 10.000 Stimmen weniger, brachte folgendes Thema zur Sprache. Zuerst jedoch äußerte er seine Meinung, würde für den Wiener Gemeinderat das allgemeine Wahlrecht eingeführt werden, dann würde sicherlich im Rathaus kein christlich-sozialer Bürgermeister sitzen. Dann wandte er sich einem Thema zu das uns ebenfalls beschäftigt, dem Schulwesen in Schlesien zu und beschwert sich darüber, dass die slawische Bevölkerung in Schlesien, die die überwiegende Majorität aller Einwohner des Landes bilde, auf diesem Gebiet außerordentlich zurück gesetzt ist. Das Schulwesen in Schlesien im allgemeinen ist beinahe das beste in ganz Mitteleuropa, aber das Schulwesen des Volkes, und das Volk besteht in Schlesien aus slawischen Arbeitern, ist elend.

Herzmansky: Sie haben doch überall slawische Schulen! Tomaschek: Diese Schulen sind alle zweisprachig! Reger hebt hervor, dass sich in ganz Galizien nur je ein tschechisches und polnisches Gymnasium, hingegen keine Realschule, keine Gewerbeschule, keine Fachschule und keine Handelsschule befinden. Die polnische Bevölkerung habe 247, die tschechische 274 und die deutsche 780 Volksschulklassen. Diese Zustände, die aus der Zusammensetzung des schlesischen Landtages erklärlich sind, der in der Majorität aus deutschen Abgeordneten besteht, obwohl Schlesien der überwiegenden Mehrheit nach von der slawischen Bevölkerung bewohnt ist, müssten den Protest jedes Menschen hervorrufen, denn daraus geht hervor, dass für die Majorität der Bevölkerung nicht genügend Volksschulen bestehen. Ich bin kein Gegner der Deutschen und der deutschen Sprache, aber die Bildung des Kindes muss auf der untersten Stufe in der Muttersprache vor sich gehen, weil das Kind in dieser Sprache am besten begreift. In Schlesien werden auch die Eltern der Kinder unter Androhung, dass sie aus der Arbeit entlassen werden, gezwungen ihre Kinder in die deutschen Schulen zu schicken. Lebhafte Zustimmung. Hier handelt es sich nicht um eine nationale Frage, sondern um die Frage der Kultur, um eine eminent soziale Frage.

Herzmansky: Das gibt es doch nicht! Es wird kein Mensch gezwungen! Reger: Dieses Haus hat keine deutschnationale, keine päpstliche Politik, sondern eine Volkspolitik zu treiben. Die Schulen müssen Volksschulen und nicht Schulen der Kapitalisten sein.

Auch die Sprachenfrage darf nur vom Standpunkt des Volksinteresses behandelt werden. Dann wird der bürgerlich-bürokratische Streit um gut bezahlte Beamtenstellen aufhören. Zu diesem Zweck muss die Bürokratie demokratisiert werden, denn dann wird der Sprachenstreit der Erkenntnis weichen, dass das Amt und der Beamte dazu da sind, das Interesse des Volkes zu vertreten und nicht das Volk zu beherrschen. In Schlesien leidet man Mangel an Beamten, die der polnischen und der tschechischen Sprache mächtig sind. Dieser Mangel entspringt dem Mangel an Schulen.....

QUELLE: Arbeiter Zeitung, 13. Juli 1907, Österreichische Nationalbibliothek ANNO

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