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DER KELCH#

Kärnten
Dillinger Reisezeitung,Gemeinfrei

1892: Im herrlichen Lavanttal, dem „Kärntner Paradies“ grüßt von einer Anhöhe das Stift St. Paul.Es ist Ziel vieler Kunstfreunde, findet er doch dort interessante Gegenstände in reicher Auswahl.

Das Stift birgt einen reichen Schatz von Sehenswürdigkeiten, den man nicht versäumen sollte zu besuchen. Besonders bekannt ist, dass das Stift eine Reihe von wertvollen Kunstschätzen aus dem Mittelalter besitzt.

Unter all den Kostbarkeiten muss ein Kelch erwähnt werden, der aus dem Stift St. Blasius im Schwarzwald stamme und dem Ende des XV., oder Anfang des XVI. Jahrhunderts zugeschrieben wird.

Der Kelch ist aus vergoldetem Silber und repräsentiert den Einfluss des gotischen Stil; der Fuss ist zierlich erhaben und sechs- oder mehr blättrig gegliedert, der Schaft schlank, mit einem Nodus geziert. Die Cuppa läuft nach abwärts eiförmig zu. Über der Unterlage der Fussfläche befindet sich eine kunstreiche durchbrochene Galerie, aus Vierpass- und Fischblasenmustern zusammengesetzt. In jedem der sechs Felder des Fußes, die einen glatten Wulst haben und, schmäler werdend, am Schaft bis zum Nodus emporsteigen, zeigen sich auf alternierend dunkelblauem und dunkelgrünem Emailgrund Reliefdarstellungen, umgeben von Laubwerk, mit Blättchen und Blüten. Der untere Teil der Cuppa ist gleich den Außenblättern eines Blumenkelches von reichen, nach obenhin allmählich abnehmenden Verzierungen umgeben, welche aus zwei Bändern mit Schilfblätter ähnlichen Pflanzenornamenten und aus einem darauf gerollten und bis zur Mitte der Cuppa reichenden, mit Rubinen und Perlen besetzten Lilienband bestehen.

Das Stift besitzt außerdem ein geordnetes Münzkabinett, eine Gemäldesammlung, darin höchst wertvolle Bilder von Albrecht Dürer, Holbein, Van Dyck. Eine 29.000 Bände zählende Bibliothek sowie ein Archiv mit zahlreichen historisch denkwürdigen Urkunden, die stilvoll restaurierte romanische Stiftskirche ergänzen die weiteren Sehenswürdigkeiten.

Ein äußerst großer Teil des Benediktinerstiftes ist für den Konvikt reserviert, welcher Zöglinge aus aller Welt birgt. D-r QUELLE: Dillinger Reisezeitung, 10. Juli 1892, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO

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