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DER MUTTERTAG#

Harmonie
Mutterliebe

In den Nachwehen des Ersten Weltkrieges gab es plötzlich einen neuen Festtag – den Muttertag, der eine einzigartige Stelle einnimmt, denn er ist von tiefer ethischer Bedeutung und adelt die Beziehung zwischen Mutter und Kind, die das Wunderbarste im Menschenleben sein sollte. Ein Tag an dem man der Mutterschaft mehr Beachtung schenkt . Es wird noch geraume Zeit dauern bis man sich klar darüber wird welche Bedeutung diesem Festtag zukommt. Die Masse begreift nicht, dass der Muttertag die heiligsten Gefühle anregt, weil er doch die große Manifestation der Liebe ist; und nicht das Beschenkt werden.

In Amerika begriff man rascher, welchen Zweck der Muttertag erfüllte. Im Jahr 1910 fasste Miss Anna Jarvis, in Philadelphia, den Gedanken und setzte ihn sogleich in die Tat um. Die Neuigkeit fand sofort in vielen amerikanischen Städten Anklang. Am zweiten Sonntag im Mai wurden die Mütter mit weißen Nelken geschmückt, ebenso die Gräber der verstorbenen Mütter. Alle Konfessionen hielten Gottesdienste für Vater und Mutter, die Familie, ab. Der Muttertag wurde ein Nationalfeiertag. Präsident Wilson proklamierte im Mai 1914, dass derselbe als solcher von der Regierung anerkannt sei und dass ab nun jeden zweiten Sonntag im Mai die öffentlichen Gebäude mit der amerikanischen Flagge versehen werden müsse.

Die skandinavischen Länder übernahmen diesen schönen Brauch, doch der Erste Weltkrieg hinderte die übrigen Länder daran sich mit dem Muttertag zu befassen. So zog der Muttertag erst im Jahr 1924 in Deutschland ein. Eine in Wien lebende Reichsdeutsche, Käthe Steinhoff, regte den Muttertag hier an. Dem Zusammenwirken eines opferbereiten, begeisterten Komitees ist es gelungen den Festtag auch hier in Österreich einzubürgern. Allerdings, dass alle noch nicht erfassten welche tiefe ethische Bedeutung dieses Fest hätte. Es ist die Anerkennung der Mutterliebe und dass es die Kinderliebe festigen und steigern sollte, dem Familienleben diene und zur Selbstlosigkeit anrege. Auch die maßgebenden Kreise konnten der Bedeutung nicht folgen, dass der Muttertag eine bedeutende Hilfe der Erziehung sei. Goethe bemisst den Grad der Kultur nach dem Maß von Dankbarkeit, die einem Menschen innewohnt und wie können Kinder zu mehr Dankbarkeit angeregt werden, als wenn sie mit dem Liebesopfer der Mutter konfrontiert werden. Die führenden Kreise müssten endlich erkennen, dass Mutterschaft der Beachtung und Fürsorge bedarf. Diese Beachtung wurde bisher vermisst und man hofft, mit der Ausstellung „Frau und Kind“ damit eine Änderung herbei zu führen.

Die Regierungen bedauern den Rückgang der Geburten, und erkennen nun offenbar, dass hier etwas unternommen werden müsse, sollte das Land nicht entvölkert werden.

Jedes Kind kann sich glücklich schätzen, in der Geborgenheit einer Familie aufzuwachsen und besonders von der Mutter umhegt und gepflegt werde.

Die Lehrerschaft tat ein übriges dazu, die Kinder auf den Muttertag vorzubereiten, und ihnen die Bedeutung dieses Tages plausibel zu machen. Zeitschriften und Ravag bemühten sich dem Ehrentag die richtige Geltung zu verleihen, damit es am zweiten Mai-Sonntag nur glückliche Mütter gäbe.

Schon seit einer Reihe von Jahren wird in vielen Kulturländern, am zweiten Sonntag im Mai der Muttertag gefeiert. Er ist ein Tag, gewidmet der Verehrung für die liebende, sorgende Mutter. Das müsste doch selbstverständlich sein? Nein, denn auch zur Dankbarkeit muss man erzogen werden. Allzu selbstverständlich werden die Opfer der Mutterliebe hingenommen, und gerade in der heutigen der Ideale so sehr beraubten Zeit fehlt es an Muße und Vertiefung zur Pflege bewusster Dankbarkeit.

Auch der vereinsamten Mutter werde gedacht. Wie viele werden in ihrem Bekanntenkreis, eine solche Verlassene wissen, der sie an diesem Tag Freude bereiten können. In Versorgungshäusern und Altersheimen lebt so manche Verlassene.

Unter den Müttern gibt es auch einen wirtschaftlichen Unterschied,: Die wirtschaftlich sorgenfrei lebende Mutter, die auch das ganze Jahr nicht an Überarbeitung leidet, die von dienstbaren Geistern unterstützt wird, oder eine Mutter die bei der geringsten Krankheit alle Möglichkeiten besitzt, rasch wieder gesund zu werden in einem Kurort, die Kinder besitzt, aber zu deren Aufzucht in den meisten Fällen Amme, Kindermädchen und Lehrer verschiedenster Art zur Verfügung stehen, muss doch ganz entschieden von einer anderen Mutterkategorie unterschieden werden, die auch existiert und die den Großteil aller Mütter überhaupt bildet.

bevorzugtes Geschenk
Blumen für die Mütter, Foto Graupp

Es sind diejenigen Mütter, die tagaus, tagein, Nacht über rackern und darben, um den Kindern das Notwendigste zu bieten; es sind jene Mütter, die den Mann und Ernährer auf dem sagenhaften „Feld der Ehre“ opferten und nun ihren Kindern auch den Vater ersetzen müssen. Kennt ihr diese Mütter, diese früh gealterten, selten sich freuenden, müde einhergehenden, die nach der sehnlichst gesuchten Erwerbsarbeit auch noch den armseligen Haushalt versehen, die sich bemühen, aus den Kindern Menschen zu machen, so weit es in ihren schwachen Kräften steht? Kennt ihr diese Frauen, die schon mit dem ersten Zug, der Straßenbahn in die entfernt liegende Fabrik fahren, oder die schon um 2 Uhr früh aus dem Haus gehen, um die Zeitungen zum Austragen zu übernehmen? Und die vielen anderen arbeitenden Frauen, die ein mehrfaches Joch auf ihre Schultern geladen haben, um den Hunger der Kinder zu stillen? Ob an der Nähmaschine für wenige Groschen Heimarbeit verrichtend, ob an der Schreibmaschine um elendes Monatsgehalt schuftend, ob mit Hand oder Kopf, leisten sie doch ein Vielfaches dessen unter den quälendsten Bedingungen, was normalerweise die bürgerliche Frau auch nicht annähernd imstande ist.

Wir fordern menschenwürdige Gesetze, in deren Schutz die Frauen und Mütter sich sicher und wohl behütet fühlen, und wir fordern Gleichberechtigung für die Frauen überhaupt, für die kommenden Mütter; auf allen Linien gibt es noch eine Unmenge an Wünschen und Forderungen, an Schulden, die den Frauen zurück zu zahlen sind.

Das bedeutet für uns sozialistische Frauen der Muttertag. Kein Getändel, keine Komödie für einen kurzen Tag, dem der weitaus längere der Robot folgt; für uns bedeutet der Muttertag die Ablegung eines Gelöbnisses für eine Besserstellung der Frau im allgemeinen, der Mutter im besonderen, , ganz besonders auch der ledigen Mütter, die rechtlich den Schutz des Mannes entbehrt, für die vaterlosen Kinder - die man umehelich nennt – Gleichstellung mit denjenigen deren Mutter den Trauschein besitzt.

Muttertag 1828: Als eine der natürlichsten Reaktionserscheinungen des gesunden Instinktes lebenskräftiger Völker ist der Gedanke der jährlichen Feier des Muttertages entstanden, welcher einer, den Staat und das Volk gefährdenden Lockerung der Familie entgegenarbeiten will. Diese Lockerung ist als Folge der furchtbaren Kriegs- und Nachkriegsjahre vielfach in Erscheinung getreten.

Muttertag 1929: Zahllos sind die Zuschriften, die uns anlässlich des Muttertages zugekommen sind. In erste Linie waren es Ansuchen alter Mütterchen um Zahnprothesen. Da wir heute die Zahnaktion nicht durchführen, haben wir alle diese Ansuchen an die Standesvertretung der befugten Zahntechniker, I. Elisabethstraße 9, weitergeleitet. Es waren mehr als hundert Gesuche um Zahnersatzstücke und noch immer kommen uns solche Gesuche zu.......

1933: Der Muttertag wird heuer am 14. Mai zum zehnten Mal in Österreich gefeiert, er ist bereits zu einer weit verbreiteten Volkssitte geworden. Das von Marianne Hainisch gegründete Muttertags Komitee sieht seine Hauptaufgabe darin, dieses Fest nun davor zu bewahren, dass es zu einem bloßen Geschenkstag herabsinke. Muttertag in der Familie, im schönsten, idealsten Sinn zu feiern ist nicht durch das Geschenk bedingt, sondern durch das - leider allzu selten gesprochene – liebe, gute Wort dankbarer Anerkennung, das Lebens verschönernd wirkt und die Familienbande fester knüpft. Für die armen Mütter in Asylen und Altersheimen werden Süßigkeiten verteilt. Blumen bekommen die Mütter in den Krankenhäuser. Und für ganz Arme werden Lebensmittelpakete verteilt

Ein Pfarrer aus Linz meint über den Muttertag folgendes: „Ich sage es offen: Ich bin kein Freund allzu vieler Festlichkeiten und werde, je mehr ich das Leben durchschaue, ein immer größerer Feind aller Jubiläen, Gedenktage und ähnlicher Feierlichkeiten. Mehr sage ich mit Absicht nicht. Es ist so vieles nur Getue, Klimbim, Augenauswischerei und Selbstbetrug.

Diese Gefahr besteht auch für den Muttertag. Darum schrieb ich im Vorjahr einen Artikel für die Männer des Inhalts: „Ehret eure Frauen, aber nicht nur einmal im Jahr am Muttertag!“....

Im Jahr 1933 wurde der Muttertag unter dem Ehrenprotektorat der Frau Marianne Hainisch zum zehnten Mal im Parkhotel Hübner gefeiert. Prominente Künstler der Bundes- und Privattheater stellten sich zur Verfügung, um diese Akademie zu einem glanzvollen Fest zu gestalten.....

1935 Muttertag: Das Fest der Mutter zu feiern, ist ein schöner Gedanke, dass man sich fast darüber wundern muss, wie spät es der Menschheit eingefallen ist, die Mutter offiziell zu ehren und ihr im Namen der Allgemeinheit zu danken. Die Mutter ist nicht nur die Gebärende , sondern auch die Hüterin der kommenden Generation, mehr als das - sie ist es, die durch ihre Entsagung und Selbstentäußerung im Interesse der Kinder, durch ihr ständiges Wirken zum Wohl und zur Wahrung des Heimes, Großes für die Familie und damit der gesamten Volksgemeinschaft leistet.

Die berühmte, schwedische Dichterin und Nobelpreisträgerin Selma Lagerlöf hat einmal in einem Vortrag , der zu Ehren der Frauen gehalten wurde, die Kultur schöpferische Tätigkeit von Mann und Frau gegeneinander abgewogen. Der Mann hat zweifellos ungeheure Leistungen auf diesem Gebiet vollbracht, das Werk der Frau aber ist und bleibt die Schaffung des Heimes. Durch ihr Walten wurde die ehemals so primitive Wohnstätte allmählich zu einem Heim umgestaltet, das die Familie heimelig und wohnlich umschließt. Bei der Mutter finden die Kinder Beistand, Rat und Schutz.

Noch eine größere Herausforderung für Frauen ist der Ausbruch eines Krieges in dem sie fluchtartig ihre gewohnte Umgebung, ihre Heimat verlassen müssen, mit Kindern, Zuflucht schließlich in einem Land, wo sie vorerst Schutz finden.

All das was in den Anfängen des Muttertages befürchtet wurde, trat ein, geschäftstüchtig wird die Kinderliebe ausgenützt. Muttertag wurde für Blumenhändler, Süßwaren und Restaurants ein Gewinn bringender Spitzentag.

QUELLEN: Frau und Mutter 1926 S 1 Bild,, 1935, Heft 3, S 9, Ill. Kronen Zeitung, 13. Mai ^1929, S 3, Hausfrau 1933, Mai S 1, Arbeiterinnen 1. Mai 1929, S 5, Elisabeth Blatt 1936, Mai S 6, Freie Stimmen, 6. Mai 1926, S 4, Österreich Ill. Zeitung 13. Mai 1928, S 2, Die Österreicherin 1933, Nr. 5, S 1,ANNO Österreichische Nationalbibliothek

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