DER PFEFFER#

1824: Die Körner des Pfefferstrauches, der hauptsächlich auf Malabar, das heutige Keralagebiet an der Südwestkünste Indiens, Java und Sumatra angebaut wird, war in allen Jahrhunderten, in allen Ländern, ein sehr begehrtes und gesuchtes Gewürz gewesen.
Die Früchte sind zuerst grün, in diesem Zustand von Vögeln sehr beliebt, werden allmählich rot und beim Trocknen schwarz und runzelig, und von allen Käfern gemieden.
Der Pfefferstrauch trägt erst nach drei Jahren Früchte und dann so reichlich, dass man von einem Strauch 6 bis 7 Pfund ernten kann. Die Ernten werden langsam geringer bis sie im 12. Jahr nichts mehr zuwege bringen. Die Erntezeit ist Oktober, bis zu 8 Tagen werden die Früchte dann an der Sonne getrocknet. Die schwarze wie auch braune Farbe erhält der Pfeffer durch diese Behandlung. Durch Schälung der äußeren Haut erhält er seine weiße Farbe. Seine Größe erinnert an die einer kleinen Erbse, im Innern weiß und hohl. Sein Geruch und Geschmack ist scharf. Die Rinde kann durch Einweichen im Meerwasser entfernt werden wodurch sie anschwillt. So erreicht man einen milderen Geschmack, eine Vorgangsweise der Holländer, die diesen trocknen und pulverisiert als schwarzen Pfeffer verkaufen. Beim Einweichen unterscheidet sich der Pfeffer als leichter oder schwerer Pfeffer. Bleibt der Pfeffer an der Oberfläche des Wassers wird er als leichter Pfeffer von den Holländern verkauft. Der versinkende Pfeffer als schwerer englischer bezeichnet. Der weiße Pfeffer oft schwerer als der schwarze, wird oft mit Mehl weiß gemacht.
Es gibt vier Arten von Pfeffer: Den schwarzen holländischen Pfeffer, der voll, schwer ist und wenig kleine Stücke enthält; dieser kommt aus Amsterdam und Rotterdam in Säcken aus aus Packtuch mit Matten umgeben, und 204 bis 208 Kilo schwer.
Den englischen Pfeffer, der voll, schwer, gewöhnlich ohne kleine Stücke ist, und aus England in ähnlichen Säcken von 145 Kilo geliefert wird.
Der Goapfeffer ist groß, voll, schwer, hat wenig kleine Stücke, unter der Haut etwas grünlich, und immer nur weißgrau. Man bekam ihn um 2 Gulden billiger als den anderen, denn man befürchtete, dass seine Farbe, wenn gestoßen, den Verdacht einer Vermengung mit den Schalen des Pfeffers, oder mit Senfsamen, den manche zusetzen, erregen, Dieser wird aus Lissabon, in Säcken zu 80 Kilo, von Matten umgeben, in den Handel.
Der ostindische Pfeffer, darunter versteht man einen leichten Pfeffer, der erst seit dreißig Jahren uns erreicht und damals von Isle-de-France gebracht wurde. Er ist meist in kleinen Bastballen von 24 bis 41 Kilo von Nordamerika. Dieser Pfeffer ist immer leicht hat oft kleine sehr raue, nicht volle Körner, oft bloße Häute fast ohne allen Kern und lässt sich leicht in Stücke zerreiben. Leider viele Rippen, woran die Körner hängen und seine Leichtigkeit kommt daher, weil im Land seiner Erzeugung durch den häufigen Regen eine vorzeitige Ernte nötig ist. Der Preis von 41 Kilo ist 10 Fr. niedriger als der des schwarzen.
Schon damals wurde an künstlicher Herstellung des Pfeffers herumexperimentiert. So wurde der Pfeffer aus einer teigartigen Masse künstlich, und der weiße durch Überziehung mit Stärkekleister und Bleiweiß nachgeahmt. Diese Vergiftung entdeckte man durch Schwefelleberauflösung, den solchen Pfeffer schwarz färbt. Gestoßener Pfeffer wird durch geröstetes Brot, und der weiße mit Reismehl verfälscht. In Europa handeln mit Pfeffer ausschließlich Amsterdam und Rotterdam.
1866: Der Pfeffer kam 1774 aus Malabar über verschlungene Wege nach Europa und benötigte 18 Monate und jetzt nur mehr einen Monat und war dabei den Erpressungspreisen ausgesetzt. Noch vor der Entdeckung des Weges über das Kap der guten Hoffnung nach Indien, fiel der Preis des Pfeffers infolge der Vervollkommnung der Schifffahrt durch die bekehrten Araber und der Ausbeutung der Pfeffer reichen Inseln des östlichen Archipels auf 6 Sh.p. Pfd. Nach der großen Entdeckung von Vasco da Gama sank derselbe auf 1 Sh. 3 Den. p. Pfd. Es fielen also von dem Preis zur Zeit des Plinius 8 Sh. 1 Den. und von dem zur Zeit der mohammedanischen Araber, der Türken und Venezianer 4 Sh. 9 Den. p. Pfd, weg.
Die Pfefferpflanze (Piper nigrum) ist nicht nur an der Küste von Malabar und in den südlichen Gegenden Indiens heimisch, wird nun auch in Ost- und Westindien, Sumatra, Borneo, Siam und anderen Orten innerhalb der Wendekreise reichlich kultiviert. Die Beere sitzt in Spadix Form in dichten Büscheln an einem Hauptstiel, jeder davon trägt 20 bis 50 Beeren. Die Fortpflanzung des Pfeffers wird mit Ableger fortgeführt.
Neupflanzungen erfordern größere Zwischenräume, da es sich um eine Kletterpflanze handelt benötigt sie eine Stütze. Mit Erträgen kann man bis 20 Jahre rechnen.
Die Pfefferrebe ist in den Wäldern von Malabar mit Travancore einheimisch. Vor der Regenzeit im Juni sollen Stecklinge oder Schösslinge in einen weichen Boden gesetzt werden. Man baut sie hauptsächlich in bergigen Gebieten, aber sie gedeiht auch im Flachland im feuchten Klima von Malabar.
Dr. Roxberg hat die Pfefferrebe auf den Anhöhen nördlich Samulcottah entdeckt, und man nennt sie in Teloogoo „Merial-tiga“, und legte nun selbst eine große Pflanzung an, die im Jahr 1789 40.000 bis 50.000 Pfefferreben einbrachte und einen Umfang von etwa 50 Acres einnahm. Wie er beobachten konnte, reiften die weiblichen Reben nicht nach Wunsch sogar noch grün abfielen und getrocknet nicht das Stechende des gemeinen Pfeffers hatte, während der Pfeffer der Pflanzen mit gleichmäßig untermengten hermaphroditischen und weiblichen Blüten ungemein stechend war und von den Kaufleuten dem besten Malabarpfeffer gleich geachtet wurde....
1911: Es ist kaum zu glauben, welche Massen von Pfeffer aus Indien ausgeführt wurden, sie mussten ganz enorm gewesen sein, so dass er im Vordergrund nicht nur des Levantehandels, sondern des mittelalterlichen Handels überhaupt stand.
Als Alarich um den rückständigen Tribut vom Kaiser Honorius einzufordern, 408 Rom belagerte, verlangte er neben Gold, Silber, Seiden- und Scharlachgewändern, 3000 Pfd. Pfeffer.
Als 1101 die Kreuzfahrer Caeserea eroberten, machten sie eine gewaltige Beute und eroberten allein an Pfeffer soviel, dass auf jeden Mann ihres Heeres 2 Pfd. davon kamen.
Die Republik Venedig, die den Kaiser Heinrich V., bei guter Laune halten musste, versprach ihm alle Jahre 50 Pfd. Pfeffer zu liefern und 60 Jahre später dem Kaiser Friedrich II.
Den besten Beweis für die Wichtigkeit und Verbreitung dieses Gewürzes bietet uns jedoch die Tatsache, dass es im Mittelalter als Ware ihre Wirkung verlor und nun ein normales Zahlungsmittel wurde. Daher musste jeder Kaufmann Pfeffer mit sich führen damit er Zölle und Steuern zahlen konnte. Besonders den Juden wurden Abgaben darin angesetzt.
Trotz des Bekanntheitsgrades und Ausbreitung blieb der Preis des Pfeffers hoch. Ärmere Menschen lernten ihn kaum kennen.
Der Pfeffer in Indien noch billig verteuerte sich durch Abgaben aller Art, die den einheimischen Fürsten gezahlt wurden. Arabische Schiffe brachten ihn nach Ägypten an die Küsten des Roten Meeres. Da der Kanal, der von Alters her den Nil mit dem Roten Meer verbunden hatte, und den die Araber 643 wieder herstellten, seit der Mitte des 8. Jahrhunderts nicht mehr passierbar war, wurden die Waren mit Kamele an den Nil gebracht und auf Barken nach Alexandria. Hier war der Pfeffer Monopol der Sultane, der den Handel damit und mit anderen Spezereien verboten hatten. Der Pfeffer wurde mit dreifach und auch vierfach höheren Preis an die Venezianer ab, die ihn dann zu Schiff wieder nach Venedig brachten, wo der Staat wieder einen Zoll erhob, der freilich später, als die Forderungen des ägyptischen Sultans immer unverschämter wurden und das ganze Geschäft zu ruinierten drohten, fortfiel. Von Venedig ging es weiter und nun wollten die Kaufleute, die so viel Geld aufs Spiel gesetzt hatten, doch auch viel verdienen.
Venezianische Galeeren brachten den Pfeffer in die Niederlande und auf dem Landweg über die Alpenpässe. Der alten Römerstraße folgend, den Comer See entlang, vorbei an Chiavenna, über den 2310 hohen Septimer Kanton Graubünden und Chur, erreichte man den Bodensee. In Rohrschach und Konstanz wo bereits kaufmännisches Leben entwickelt war. Die Mönche von St. Gallen waren bestimmt Abnehmer des Pfeffers um ihre Speisen zu würzen...
Im 12. Jahrhundert ist der Pfeffer in Basel in der Bischöflichen Küche bereits bekannt und galt als Symbol des Gewürzhandels.
Venedig hatte das Monopol den sehr einträglichen Handel lange gehalten und meinte ihn für immer zu haben, doch im Weste war man anderer Meinung.
Bereits im 13. Jahrhundert hatten einige Genueser, die Brüder Ugolino de Vivalvi mit seinem Bruder Guido versucht, Indien mit einem Schiff zu erreichen und zwar durch die Meerenge von Gibraltar fuhren um dann entlang der Küste Afrikas gegen Süden wählten. Endstation war Senegal.
Heinrich der Seefahrer sandte Expedition nach der anderen an die Küste Afrikas. Als er 1460 starb, war man nur bis Senegambia gekommen, doch die Neugierde nach Neuem, Unbekannten ist geblieben....
1928: An erster Stelle der Gewürze befand sich stets der Pfeffer. Den Deutschen war der Pfeffer 5,661.000 Mark wert.
Zur Herstellung von Curry nehmen die Hindus den Pfeffer mit Kardamom, Ingwer, Kurkume oder Gelbwurzel und anderen Ingredienzen mit Zuhilfenahme von Kokosnussmilch, ihre scharfe gelbe Brühe mit dem sie ihren gedämpften Reis würzen.
Die Perser erhielten zuerst dieses Gewürz, an die Griechen wurde Pfeffer weiter gereicht, anschließend lernten die Römer das Wundermittel kennen.
1928: Der Venezianer Marco Polo war der erste Europäer, der die indische Pfefferrebe in ihrer Heimat studieren durfte. Ab 1271 hielt sich Marco Polo 17 Jahre lang in China auf. Aus seinen Reiseberichten entstand ein berühmtes Buch das in allen Sprachen übersetzt wurde.
Die Portugiesen verstanden es den Pfefferhandel an sich zu bringen.
QUELLEN: Laibacher Wochenblatt, 1. Oktober 1824, Österreichische Zeitschrift für Pharmacie. 1.Jänner 1866, Drogisten Zeitung, 14. April 1911, 15. Juni 1928, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO
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