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DIE RAINERWARTE#

Graz
Rainerwarte,Ill.Fremden Zeitung,Gemeinfrei

1902: Der Rainerkogel, einst ein beliebtes Ausflugsziel der Grazer, war allmählich in Vergessenheit geraten. Doch jetzt im Mai 1902 sollte er aus seinem Dornröschenschlaf geweckt und ein wahres Fest der Auferstehung erleben.

Man erinnert sich noch, dass seine Höhe von einer Gloriette gekrönt und von einem Jungwald von Fichten umschlossen war. Die Grazer kamen immer wieder hierher, bis alle Zugänge durch Privatbesitzer versperrt wurden. Die Gloriette dämmerte vor sich hin und verfiel langsam. Niemand besuchte mehr den Rainerkogel, der langsam aus dem Gedächtnis der Grazer verschwand.

Es gibt einen neuen Besitzer der ließ die 2 ½ Hektar Waldparzelle, des Rainerkogelplateaus in einen Park verwandeln, den man in sanften Serpentinen und auf etwas steilen Fußsteigen erreichen kann. Dort erwarten den Besucher Bänke zum Ausruhen, Ruheplätze unter herrlichen Buchen mit den einladenden Namen wie „Waldfrieden“, “Waldrast“ bis zur „Waldeinsamkeit“. Der kühle Tannenwald bot noch den „Waldabendschein“ in der die letzten Strahlen der Abendsonne zu beobachten waren.

Ganz oben auf dem Plateau erwartet den Ausflügler ein hölzerner stattlicher Aussichtsturm der Motive des Schlossberg-Uhrturms aufweist, die neue Rainerwarte. 80 Stufen sind zu bewältigen, will man die Aussicht der waldigen Umgebung in einem Rundblick genießen. Der Aussichtsturm ist mit Versen von Hamerling und Leitner dekoriert.

In nächster Nähe befindet sich eine Waldschenke wo Bier, Wein, für Kinder ein Kracherl sowie Köstlichkeiten die die kalte Küche zu bieten hat. Ausgestattet war die Waldschenke mit einer Schwarzwälder Wanduhr mit Wachtelschlag und Kukusruf. Außerhalb befand sich noch ein offener Pavillon, es folgten noch zahlreiche Tische die im kühlen Waldesschatten mit Vorliebe aufgesucht werden. Ein großes Zelt ist war dazugekommen. Nun gab es Platz genug für all die Grazer die sich mit der elektrischen Graz-Andritz Straßenbahn bis zum Rainerkogel bringen ließen und dann einen Spaziergang anschlossen. Von der Rainerwarte beträgt die Fahrt in das Andritzer Tal nur 10 Minuten zur idyllischen Ulrichskapelle wo es neuerdings ebenfalls ein sehr gutes Gasthaus mit großer Veranda eröffnet hatte und auf der Ostseite des Rainerkogels eine elegante Sommerpension in den alten herrlich gelegenen Grabenhofenschlößl angesiedelt war.

1906: An einen Novemberabend kamen auf den Rainerkogel ungebetene Gäste die aus fünf Personen bestanden. Die Bande schlug zuerst die Fenster der Waldschenke ein um in das Innere zu gelangen. Doch so weit kamen sie nicht, denn der Wächter der Warte, Gottfried Müller, ein junger sehr kräftiger und energischer Mann, feuerte aus seinem Revolver mehrere Schreckschüsse ab. Die Einbrecher erwiderten sofort mit scharfen Schüssen den Kopf des Wächters nur knapp verfehlte. Nun feuerte er so lange auf die Räuber bis sie die Flucht ergriffen.

Neuerdings gab es auf dem Rainerkogel Musik, an Sonn- und Feiertagsvormittagen, später auch an Nachmittagen, spielten Militärkapellen auf, auch Zithergruppen waren bereits hier oben vertreten und brachten ihre wunderbaren Klänge zu Gehör. Nur das Wetter spielte oft nicht mit.

1910: Stellte man die Frage, wie viele Millionen braucht Graz? 90 Millionen wurde festgestellt. Der Ankauf der Rainerwarte kostete 70.000 Kronen.

1924: Der Stadtrat informiert die Grazer, dass das Wahrzeichen von Graz, die Rainerwarte in Gefahr ist, denn sie zeigt unübersehbare Alterserscheinungen, die so rasch wie möglich behoben werden müssten, um einen baldigen Zusammenbruch bei Sturm zu vermeiden. Bevor noch ein Unglück geschieht sollte man die Rainerwarte abtragen. Diese Maßnahme fand keine Freunde unter der Grazer Bevölkerung, konnten sie sich doch den Rainerkogel ohne Warte einfach nicht vorstellen. Der Wunsch war der, dass die Rainerwarte bevor es noch zu spät war, überholt wurde. Allein für die notwendigen Sicherheitsarbeiten genügen 5,000.000 Kronen, für deren Bedeckung war in der Gemeinde kein Geld vorhanden. Die Stadtgemeinde hatte im laufenden Jahr bereits große Opfer gebracht, indem sie die Stiegen, die sogenannte Jakobsleiter vollständig restauriert hatte. Nun sollte die Bevölkerung ihren Teil beitragen, mit freiwilligen Spenden. Beim Torwart im Rathaus zwischen 8 und 2 Uhr sind Sammellisten vorhanden, in der man seine Spende eintragen kann.

QUELLEN: Illustrierte Fremden Zeitung, 1902 Nr. 6, 1903 Nr. 7, Grazer Tagblatt, 26. August 1924,Tagespost, 26. November 1906, Grazer Volksblatt, 9. Juni 1904, 25. April 1910,

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