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DR. FRITZ PASSINI#

1909: Sektionschef Passini Leiter der Bauabteilung der bosn.-herc. Landesregierung ist, wie gemeldet, in den Ruhestand getreten. Die allerhöchste Anerkennung des Monarchen war als ehrenvolle Begleitung für ein an Erfolgen und Ehren arbeitsreichen Wirkens in diesen Ländern. Hier trat ein Mann aus hoher, verantwortungsvoller Position mit dem Bewusstsein stets sein bestes Können und Wissen in den Dienst seines Berufes gestellt zu haben.

Diese beiden Länder wurden unter der Hoheit Österreich-Ungarn aus der Lethargie erweckt und bekamen der Modernen Welt entsprechend, Eisenbahnen, Straßen, Krankenhäuser, Schulen, Gesetze usw. All das waren die bahnbrechenden Errungenschaften die durch Passinis geniale Arbeitskraft geschaffen wurden.

Graz
Todesanzeige,Bosnische Post,Gemeinfrei

Passini besuchte die technische Hochschule in Graz und kam anschließend als Ingenieur bei der Südbahngesellschaft unter. 1874 wechselte er zur österreichischen Eisenbahn-Gesellschaft und wirkte beim Bau der Gisela Bahn als Sektions-Ingenieur. Nachdem die Bahnstrecke beendet war, trat er in gleicher Eigenschaft zum Bau der Salzkammergutbahn über, deren Ausführung die Bauunternehmung Karl Freiherr von Schwarz übernommen hatte.

In den achtziger Jahren fand man Passini als selbständigen Bauleiter beim Pottschacher Wasserwerk der Gemeinde Wien. Nächste Station hieß Budweis in Südböhmen wo er für die Wasserleitung zuständig war, weitere Projektierungen von Wasserleitungen diesmal in Fünfkirchen.

In Salzburg nahm Passini an der Rekonstruktion an der Salzachbrücke teil, dafür wurde ihm der Titel eines k. k. Baurat verliehen.

1883 in diesem Jahr wurde der Ingenieur in Vertretung eines Konsortiums nach Athen entsandt um mit der griechischen Regierung über den Bau der Eisenbahn Athen-Larissa-Tempetal/Thessaloniki einem vorgelegten Objekt zu verhandeln. Da das Konsortium Passini sich weigerte auch den Betrieb der Bahn zu übernehmen, brach Griechenland die Verhandlungen ab.

Beim Bau der historischen Moscanica-Wasserleitung die zu wenig Wasser lieferte und des öfteren gesperrt werden musste. Sie wurde von Quellen der Region wie der Romanja planina und Bjelasnica gespeist, fungierte er als Vertreter und Bauleiter. Als die Arbeit in diesem malerischen Wandergebiet in Bosnien-Herzegowina beendet war, trat Passini als Regierungsrat 1891 in den b.-h. Verwaltungsdienst über. Man darf Passini auch als Schöpfer des Quai-Bau betrachten. Während dieser Ausführung flatterte von den Einheimischen eine Beschwerde gegen ihn beim Ministerium ein, da durch den Quai-Bau der interessante orientalische Charakter verloren ging. Nun musste er sich rechtfertigen und erntete bei Exzellenz von Kallay nur Lob für seine Bestrebungen die Landeshauptstadt auch in sanitärer Beziehung zu verbessern.

Eine bedeutende Rolle spielte Passini um den Kurort Ilidze, der unter seinem Wirken eine berühmte Therme wurde. Nicht nur das Bad auch die Kanalisation Sarajevos, das Elektrizitätswerk und die Stadtbahn waren Objekte die man Passini zu verdanken hatte.

Bei den verschiedensten Bahnstrecken war Passini beteiligt oder einzig und allein auf sich gestellt. Die Strecke Konjica-Sarajevo, bei der bosnisch-hercegovinischen Staatsbahnlinie Lasva-Bugojno-Jajce samt Flügel nach Bugojno, Gabela-Trebinje-Landesgrenze mit Flügel nach Hum und der Gebirgsbahn Sarajevo-Uvac und Flügelbahn nach Vardiste. Fritz Passini, nun ein gefeierter Hofrat an der Spitze des bosn.-herceg. Eisenbahnwesens, heute voll allgemeiner Anerkennung an siebenter Stelle unter den Bahnen der Monarchie rangierte. Österreich-Ungarn verfügte über das fortschrittlichste und umfangreichste Eisenbahnnetz der Welt, vor allem der technische Standard war hervorragend. Kein Wunder, besaßen wir doch hochqualifizierte Menschen mit besonderen Fähigkeiten, die Großartiges schafften. Und was bringt Österreich in der heutigen Zeit mit all den modernen Hilfsmitteln zuwege?

1888: Der Bürgermeister von Marburg ermächtigte Baurat Passini mit der Ausarbeitung eines Projektes für eine Hochquellenwasserleitung. Passini ist nach nahezu zehnmonatiger Studien und Arbeiten dieser Aufgabe vollständig gerecht geworden. Das Elaborat und die sorgfältig ausgeführten Pläne liegen nun vor und können eingesehen werden.

Ein freudiges Ereignis war die Hochzeit am 21. Mai 1896 als Passinis Sohn Friedrich, Fräulein Mendelsohn-Bartholdy, eine Enkelin des berühmten Komponisten zur Frau nahm.

1898: Für die erste Teilstrecke im Bahnbau in der Hercegowina, Gabela-Zavala 54.8 Km, von Gabela in die Bocche di Cattaro mit Nebenlinie nach Trebinje und nach Gravosa/Ragusa, das gemeinsame k. k. Ministerium der politischen Begehung, findet am nächsten Morgen unter der Leitung des Herrn Hofrats Fritz Passini statt.

In der Faschingszeit im Jahr 1911 gab es für Hüttau im Fritztal eine Balleinladung, nahe Bischofshofen. Das Fest veranstaltete Fritz Passini. Die Ballstimmung erfuhr einen unerwarteten Missklang, als der Festgeber plötzlich das Fest verließ, sein Vater war gestorben.

Gastein durfte den erfolgreichen Mann in den Jahren 1907, 1908 und 1911 als Kurgast begrüßen, einmal kam er mit seiner Tochter.

Sektionschef Dr. Fritz Passini starb am 5. Dezember 1915 in Graz in der Grillparzerstraße 7 nach 48 Berufsjahren. Er war ein viel beschäftigter Techniker, der bei derart zahlreichen Trassierungen von Eisenbahnlinien Verwendung fand: Bruck-Leoben, Kanisza-Barcs-Fünfkirchen und Barcs-Esseg-Mitrovica-Semlin mitzuwirken. Nach dem das Projekt beendet war, musste Passini 1886 zum Bau der Linie Bruck-Leoben, wo er mit der Lösung der Frage der Bahnhofanlage in Leoben konfrontiert wurde. Es folgte 1867 die Trassierung der Linie Villach-Oberdrauburg-Lienz und später Lienz-Sillian der Pustertalbahn, zur selben Zeit den Bau, die Einrichtung der Bahnerhaltung der Eisenbahn Völsach-Lienz-Hof zugewiesen. Da man den jungen Techniker mit dem man sehr zufrieden war, bei der Südbahn auf alle Fälle behalten wollte, sollte er in Zukunft den Bahnerhaltungsdienst übernehmen. Der junge Mann hatte aber andere Vorstellungen und quittierte den Dienst und wechselte 1873 zur österreichischen Eisenbahnbaugesellschaft, die den Bau der Giselabahn übernommen hatte. Fortgesetzt wurde mit der Leitung der Sektion Aussee der Salzkammergutbahn, dann musste er sich mit dem Studium der Arlbergbahn auseinandersetzen. Mai 1879 nun Oberingenieur übernahm die Bauleitung des Ergänzungswerkes der Wiener Hochquellenwasserleitung und des Pumpwerkes in Pottschach. Ab da widmete sich Passini nur mehr den sanitären Bauten und führte in verschiedenen Städten Österreich und Ungarn bis zum Jahr 1883 Wasserversorgungsanlagen durch.

Als Ehrenbürger der Stadt Sarajevo hinterließ Passini für die Armen ein Legat von 1000 Kronen.

Passini war nicht nur ein ausgezeichneter Techniker sondern liebte auch die Kunst in ihrer Vielfältigkeit, er besaß eine herrliche Auslese von Kunstwerken österreichischer Meister. Sein Vater lebte in Gesellschaft seines Freundes R. von Alt, während der Revolution 1848 zusammen in einem kleinen Ort in der Wachau wohin sie geflüchtet waren. Passinis ausgefallene Löffelsammlung war etwas außergewöhnliches, aus allen Herren Ländern und aus allen Epochen, mehr als sehenswert, Aquarelle in deren Besitz er ist, sind wertvoll und viele stammen von seinem Bruder Ludwig der Maler war.

Sektionschef Passini entstammte einer österreichischen Künstlerfamilie. Sein Vater war der bekannte Kupferstecher und spätere Professor der Grazer Malerakademie, Johann Passini, sein Bruder, der Bruder der im Jahr 1903 in Venedig verstorbene berühmte Maler und Aquarellist Prof. Ludwig Passini war. Passini selbst war künstlerisch ungemein talentiert und hatte in jüngeren Jahren durch seinen Bruder Ludwig Passini viel in ersten und namhaften Künstlerkreisen Wiens, Berlins, Venedigs und Roms verkehrt. Dementsprechend waren Passinis Wohnungen in Sarajevo und später in Graz künstlerisch geschmackvoll ausgestaltet.

Passini war ein hochbegabter, außerordentlich tüchtiger, mit großem theoretischen Wissen und praktischen Können ausgestatteter Techniker, stets froher und ungemein freudiger, leistungsfähiger Beamte, ein gütiger, jovialer, liebenswürdiger Mensch mit ausgezeichneten Umgangsformen. Wie man sieht es wurden ihm nur gute Eigenschaften nachgesagt....

QUELLEN: Sarajevoer Tagblatt, 7. Oktober 1909, Kur und Bade-Zeitung, 28. Mai 1896, Marburger Zeitung, 8. Juli 1888, Bosnische Post, 29. Jänner 1897, 19. Oktober 1898, 15. Dezember 1915, 7. Dezember 1915, Tagespost Graz, 18. Juli 1911, 7. Dezember 1915, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO

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