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EHESCHEIDUNGSPROZESS#

Am 21. September 1925 hatte Budapest seine Sensation. Der berühmte Schriftsteller und Journalist Franz Molnar hatte einen Ehescheidungsprozess gegen Sari Fedak, einer Schauspielerin, angestrengt. Freunde und Bekannte hatten alles versucht um eine außergerichtliche Verständigung herbeizuführen, doch das misslang. Vor allem an der Künstlerin Fedak scheiterten diese Versuche, die voll Hass jeglichen Vergleich ablehnte, obgleich Molnar ihr 1,5 Milliarden bot, wenn sie in die Scheidung einwilligen würde.

Die Gesellschaft Budapests war in Erwartung geheime und pikante Details im Prozess zu erfahren, manche von ihnen vermuteten sogar, dass der Prozess zu einem Skandal ausarten werde, daher war auch der Andrang um Karten dementsprechend groß, denn so ein Schauspiel wollte man sich nicht entgehen lassen. Der Richter der mit diesem Prozess betraut worden war, Malomyay, wurde von einer neugierigen Menge bestürmt die unbedingt dem Prozess beiwohnen wollten. Doch zu ihrer großen Enttäuschung fand der Sensationsprozess hinter geschlossenen Türen statt. Nur befreundete Vertrauensleute hatten Zutritt.

Franz Molnar wählte einen klugen, jüngeren Rechtsanwalt, Dr. Polonyi, während Fedak sich von Dr. Fabian, gleichfalls ein populärer Anwalt, vertreten lässt. Zeugen waren vorerst nicht vorgesehen.

Molnar, der mit der Schauspielerin erst seit zwei Jahren verheiratet war, wollte sie wegen Ehebruch klagen. Das Vergehen seiner Frau soll sich in Wien zugetragen haben und könnte durch ein Zeugenaufgebot bestätigt werden. Die Klage führte aus, dass Fedak darauf ausging, das Glück einer Ehe zu zerstören, den Mann seiner Frau zu entfremden, um ihn zur Heirat zu bewegen. Molnar weiß zu berichten, dass Saris Lebensallüren auf die Moral und Erziehung seiner erwachsenen Tochter, aus erster Ehe, von schlechtem Einfluss ist.

Vor allem man muss die Vorgeschichte dieses Ehescheidungsprozesses kennen, um die Empörung beider Parteien zu begreifen, die ihr Familienleben hemmungslos vor Gericht zitieren. Nach zehnjähriger Freundschaft zwischen Molnar und Fedak wurde schließlich geheiratet, denn ihre künstlerische wie menschliche Beziehung blieb der Öffentlichkeit von Budapest nicht verborgen, hatten sie doch einige Zeit zusammen große Erfolge gefeiert. Dadurch sind sie sich näher gekommen. Sie war die erste Operettenkünstlerin Budapests die wahre Triumphe feierte. Molnar schrieb für Frauen die er liebte die großen Rollen seiner Stücke so auch für Sari in „Fasching“ die sie dann im Lustspieltheater neuerlich unter Beweis stellte. Molnar hatte längst eine neue Schönheit entdeckt, für die er „Die Glaspantoffel“ und „Himmlische und irdische Liebe“ Rollen passend für Lili Darvas, die hochbegabte Tochter eines Arztes, in die er sich vor vier Jahren verliebte und derentwegen er sich scheiden lassen wollte. In erster Ehe war er mit der Tochter des Chefredakteurs des „Pester Lloyd“ Hofrat Veszi, Margit Veszi verheiratet, die Ehe war nicht von langer Dauer, denn ihnen fehlte die Harmonie.

Sari Fedak wollte in dem Prozess selbst die Verteidigungsrede halten die einer Anklage gleich kommt. Ohne Rücksicht wollte sie die Beziehung zu Molnar offen legen, die enthaltenen Unwahrheiten in der Klage berichtigen, besonders seinen in ihren Augen miesen Charakter, der sie gequält und gedemütigt hatte, so oft er nur konnte. Sie führte ihr eigenes Leben ohne sich von ihm erhalten zu lassen. Im Gegenteil, er lebte auf ihre Kosten, obwohl er immer über viel Geld verfügte und in Amerika ein reiches Dollarkonto hatte. Seine „Sparsamkeit“ wird sichtbar bei den Höhen der Beträge die er für die Erziehung seiner Tochter zuwendet.

Der Prozess wurde auf den 14. Oktober verschoben. Die erwartete Sensation blieb aus. Nun klagt Sari Fedak, Molnar wegen treulosen Verlassens.

Oktober 1925: Vor dem Budapester Gerichtshof kam es endlich zur Verhandlung. Die Künstlerin hatte gegen Molnar wegen treulosen Verlassens die Klage angestrengt. An einem 11. Oktober 1922 hatten sie geheiratet, und am 22. Dezember 1922 hatte Molnar sie grundlos verlassen. Zur Verhandlung waren weder Molnar noch Fedak erschienen. Beide hatten im Ausland zu tun. Die Ehetrennung wurde aus dem Verschulden Franz Molnars ausgesprochen doch behält Frau Fedak das Recht auch weiter den Namen Molnar zu führen. Die Vermögensfrage war bekanntlich schon früher einvernehmlich gelöst worden, indem Fedak von Franz Molnar, mit dem sie nur 73 Tage zusammenlebte, 30.000 Dollar bekam.

QUELLEN: Wiener Sonn- und Montags Zeitung, 21. September 1925, Neuigkeits Weltblatt, 23. Oktober 1925, Neues Wiener Journal, 22. Oktober 1925, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO

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