EMIL JETTEL VON ETTENACH#
1910: Wie einem Journal zu entnehmen war, soll im Lauf dieses Monats der Chef des literarischen Büros im Ministerium des Äußern, Sektionschef Emil Jettel von Ettenach über sein Ansuchen in den Ruhestand versetzt werden und an seiner Stelle sein bisheriger Stellvertreter, Sektionsrat Koloman Kania von Kanya, ernannt werden.
Sektionschef von Jettel, der seit mehr als vierzig Jahren im Auswärtigen Amt tätig, hatte sich in dieser Stellung große Verdienste erworben. So war er Besitzer einer großen Reihe ausländischer Orden, wurde Sektionschef von Jettel auch vom Monarchen wiederholt ausgezeichnet und erhielt zuletzt im Jahr 1908 das Großkreuz des Franz Josephs-Ordens.
…...Diese Pensionierung wird mit dem Wechsel in der Direktion des Burgtheaters in Zusammenhang gebracht. Nach zuverlässigen Meldungen soll die Intendanz der vereinigten Hoftheater, die seit dem Abgang des Barons Plappart unbesetzt blieb, wieder errichtet werden und in Funktion treten. Es soll der Wunsch des neuen Direktors Freiherrn von Berger sein, dass zwischen ihm und dem Obersthofmeister Fürsten Montenuovo eine Zwischeninstanz eingeschaltet werde. Für die Stelle eines Intendanten soll man nun den Sektionschef Emil von Jettel ausersehen haben, der auch Kandidat für die Direktorstelle war, als die Verhandlungen mit Baron Berger ins Stocken gerieten.
Jettel ist nun 64 Jahre alt und verbrachte davon 41 Jahre im Ministerium. Er, ein Mann mit umfassendem, historischem Wissen, tat sich durch außergewöhnliche Bildung in der dramatischen Literatur hervor. Deshalb wurde ihm auch die Zensur der im Burgtheater angenommenen Stücke anvertraut, aktiv eingreifend, hatte er auch Stücke anderer Bühnen am Franzensring möglich gemacht. Im Verkehr mit der Schriftstellerwelt wird ihm großes Entgegenkommen nachgerühmt.
….nach Absolvierung der juristischen Studien kurze Zeit dem Büro des österreichischen Reichsrates an, nachdem er die Diplomatenprüfung abgelegt hatte, trat er in das Außenministerium ein. Unter Baron Doczi fungierte er als Stellvertreter des Chefs des literarischen Büros und wurde dann dessen Nachfolger.
In den langen Jahren seines diplomatischen Dienstes erwarb sich Jettel umfassende Kenntnisse und Erfahrungen der auswärtigen Verhältnisse, ohne den Überblick über die inneren politischen Verhältnisse der Doppelmonarchie zu verlieren. In diesen Jahrzehnten hat er viel erlebt, ein Wechselspiel der Mächtigen und Großen, ihre Höhen und Tiefen auf der politischen Bühne.
Er selbst wurde durch sein Werk „Internationales Privatrecht“ bekannt. 1920: „Das Donaurecht und seine geschichtliche Entwicklung“ , mit diesem Buch schildert Jettel das große Unrecht, das die Friedensverträge von Versailles, Saint-Germain und Trianon auch in den Fragen des Donauverkehres uns zufügen. Unter Verletzung der Gleichberechtigung beraubt man uns der Mehrzahl unserer Schiffe und verwehrt den wenigen uns verbliebenen Schiffen den freien Verkehr zwischen den Häfen der „alliierten oder assoziierten“ Mächte.
Einer der liebenswürdigsten Vertreter des alten Österreichs, Sektionschef Dr. Emil Freiherr von Jettel-Ettenach, ist am 25. April 1925 im 80. Lebensjahr gestorben. Er war eine der markantesten Persönlichkeiten der offiziellen Publizistik um die Wende des zwanzigsten Jahrhunderts.
An seiner Bahre trauern nicht nur seine Witwe Martina und sein einziger Sohn, Bezirkskommissar Dr. Justus Jettel-Ettenach. Der Verstorbene findet auf dem Grinzinger Friedhof seine letzte Ruhe.
QUELLEN: Agramer Zeitung, 10. Jänner 1910, Illustrierte Kronen Zeitung, 6. Jänner 1910, Deutsches Volksblatt, 5. Jänner 1910, Danzers Armee Zeitung, 19. November 1920, Reichspost, 27. April 1925, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO