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FÜRSTLICHER MÄZENAT#

Wien
Johann II. Fürst von und zu Liechtenstein, Wr, Salonblatt

1929: Anlässlich des vor kurzem erfolgten Ablebens des Fürsten Johannes II., von Liechtenstein, erinnert man sich nachträglich der großen Verdienste , die sich dieser kultivierte Fürst um die Förderung der Künste erworben hat. Sein Wirken bedeutete, wie Direktor Höß in der Reichspost ausführte, den Höhepunkt der Kunstbestrebungen seines Hauses dessen Name seit seinem Eintritt in die Geschichte Österreichs zur Zeit der letzten Babenberger bis zur Gegenwart mit dem Kunstleben Österreichs eng verknüpft ist. Wir gedenken hier nicht der zahlreichen Schlösser und Burgen dieses fürstlichen Hauses, wir erwähnen die edelste Blüte des Kunstschaffens, die Liechtenstein Gemäldegalerie in Wien, die wertvollste Privatsammlung der Welt. Ihr Begründer ist Fürst Karl Eusebius, Fürst Hans bestimmte den von ihm erbauten Palast zur Aufnahme der Sammlung, die auf einzelnen Wohnräume als kostbarer Schmuck dergleichen verteilt wurde. Die wertvollste seiner zahlreichen Neuerwerbungen ist wohl der aus acht Bildern bestehende Zyklus mit der Darstellung des Opfertodes des römischen Konsuls Decius Mus, von Rubens, der durch Vermittlung des Wiener Kunsthändlers Markus Forhondt um 11.000 Gulden in Antwerpen erstanden wurde. Auf Fürst Wenzel den Zeitgenossen und Freund Maria Theresias, dürfte die Erwerbung wertvoller Werke von Rubens und van Dyks, des herrlichen Selbstporträts Rembrandts mit dem Federbarett, der meisten Bilder der niederländischen Kleinmeister, des kleinen Frauenerlebnisses von Leonardo da Vinci, der entzückenden Lautenspielerin von Caravaggio zurückzuführen sein, Als kaiserlicher Botschafter in Paris ließ sich der Fürst zweimal von Rigaud malen und kaufte auch bei dem Maler Chardin vier Genrebildchen, die zu den besten zählen, was die französische Kunst jener Zeit hervorgebracht hat.

Fürst Johann I., verfügte die Übertragung der Galerie in das Gartenpalais und das Belvedere in der Roßau, wodurch für die Unterbringung der Gemälde mehr Raum gewonnen wurde. Durch ihn sollen etwa 800 Bilder in die Galerie gekommen sein

Die kostbarste unter diesen Erwerbungen ist das männliche Bildnis von Franz Hals, eines der besten Porträts, die je gemacht wurden. Was frühere Geschlechter erworben, wurde von den gegenwärtigen Fürsten als kostbarer Schatz gehütet und vermehrt.

Er füllte die Lücken der Galerie an Bildern der älteren italienischen Schule aus, wandte den alten deutschen und niederländischen Meistern seine Aufmerksamkeit zu und erwarb eine Reihe herrlicher Werke aus der Blütezeit der holländischen Genre- und Landschaftsmalerei, Nach Ausscheidung minderer Bilder wurde die Galerie neu geordnet, eine Abteilung für neue Kunst angegliedert, sie enthält auch ein Spitzwegzimmer mit 40 Bildern des liebenswerten Meisters, und den Galeriebesuchern der glücklich erneuerte prächtige Festsaal mit den wundervollen Deckenfresken des berühmten Jesuitenpaters Andrea dal Pozzo, das Leben des Herkules darstellend. zugänglich gemacht.

Das schaffen des Fürstenhauses im Reiche der Kunst lässt sich mit den Taten der italienischen Adelsgeschlechter im Zeitalter der Renaissance vergleichen. Und dieses Mäzenatentum wirkte nicht aus Prahlerei und nicht, um den Glanz des Hauses zu erhöhen, es wirkte aus reiner Freude an der Kunst.

QUELLE: Christliche Kunst Blätter, 1929 H 4, Österreichische Nationalbibliothek ANNO

https://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Essays/Historisches_von_Graupp


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