FLIEDER#
Der Frühling ist wohl die schönste Jahreszeit, die Natur erwacht, und ein farbenprächtiges Blütenmeer mit herrlichen Düften überflutet die Natur.
Von all den Blumenschönheiten stechen besonders die Fliederbüsche mit ihrem lila Farben Rausch hervor. Dabei war der Flieder bei uns ein spät Entdeckter. Erst seit dem Ende des 16. Jahrhunderts wurde der Flieder Gegenstand einer hortologischen Kultur. Damals nannte man ihn „perfischer“ oder auch „türkischer“ Flieder, und die Meinung galt als verbürgt, dass Busberg, der bekannte Staatsmann Kaiser Ferdinands I., einen Ableger des Strauchs von Konstantinopel mitgebracht habe. Busberg war sieben Jahre lang österreichischer kaiserlicher Botschafter an der Hohen Pforte, sammelte die größten Kostbarkeiten für die Wiener Hofbibliothek, war Erzieher der Söhne Maximilians II., begleitete die Erzherzogin Elisabeth, die spätere Gattin Karls IX., nach Frankreich, blieb in Paris als Botschafter Rudolfs II., und starb infolge eines Reiseunfalles. Sein Leichnam wurde bei Rouen, sein Herz in Busbecke in den Niederlanden bestattet und an sein Sammlerglück erinnern Kostbarkeiten des Kunsthistorischen Museums bei 300 Handschriften der Bibliothek, unter diesen der herrliche Dioskorides und der Wiener Flieder. Vor seinem Haus auf der Mölkerbastei gedieh in all seiner Pracht der mitgebrachte Flieder. Die Wiener bettelten um Zweige und es dauerte nicht lange, dass sich Wien als Fliederstadt präsentierte.
Zuerst begegnet man diesem neuen Zierstrauch in den reichen westlichen Provinzen des Habsburgerreiches, in Flandern und Brabant die ihn seines lila Farbenspiels bestaunten und bewunderten
Die geringe Pflege, die geringe Art und Weise wie er sich fortpflanzt und verbreitet konnte er alsbald Mitteleuropa erobern. Doch auch die Südabhänge der Karbaten in Ungarn und Siebenbürgen gelten als seine Heimat. Andere wieder vermuten er käme aus China.
Max Hesdörffer, der bekannte Hortologe, meinte, dass der Flieder zu unseren ältesten Kulturpflanzen..
Die Versuchs freudige Gartenkunst verstand es immer neue Farbtöne mit betörendem Duft zu kreieren. Da war der Flieder von Malmaison, Trianon, von Orleans und von Versailles.
Rose und Veilchen werden in Gedichten hoch gejubelt, doch beim Flieder ist nur wenig dazu zu finden. In der Johannistagszene der „Meistersinger“ gibt es ein Flieder Lied.
Peter Mattioli, der Leibarzt und Botaniker Kaiser Karl V., hatte 1544 die erste Mitteilung über den Flieder nach Deutschland gebracht. Er hatte die Pflanze bei den Türken kennen gelernt und gab ihm den Namen „Lilac“. Neun Jahre später 1553, von den kaiserlichen Gesandten an der Hohen Pforte, Augier de Busbecq nach Wien gebracht worden. Hier bekam sie in seinem Garten einen wunderschönen Platz. Erst 1580 ist es einem Gärtner gelungen den Fremdling zum Blühen zu bringen. Der Flieder blieb noch längere Zeit Luxus vornehmer Parks. Erst im 17. Jahrhundert begann er sich allgemeiner zu verbreiten. Besonders der persische Flieder hatte sich in Wiens Gärten und öffentlichen Anlagen rasch eingebürgert. In seiner Heimat Persien gilt er auch als Heilpflanze, und kam um das Jahr 1640 nach Europa.
Seinen lateinischen Namen „Syringa“ hat der Flieder von Linné und zwar nach dem afrikanischen Flieders „Seringa“. „Syringe“ wird er in Skandinavien genannt.
Kaiserin Elisabeth liebte scheinbar die Farbe des Flieders und ließ sich mehrmals Ball- und Tagesroben in dieser Farbnuance herstellen und wurde somit zur Modefarbe.
Der Heldenplatz in Wien erstrahlte ebenfalls im Blütenmeer des Flieders und Reihen von Kastanien gleich weißer Rahmen begrenzten diesen. Auch der Volksgarten, der Rathauspark sowie der Stadtpark und die Mölkerbastei zeigten sich im Schmucke dieser Farbe.
Es gibt auch einen spät blühenden Flieder, den sogenannten Emodiflieder der aus den Himalaja Gebirge stammt. Besonders in höherer Lage fühlt sich dieser dunkle Flieder wohl.
Die gärtnerische Kunst liefert uns den zarten Treibhausflieder schon mit Beginn des Neujahrs. Ein Pariser Gärtner entdeckte 1850 durch Zufall die Kunst den Flieder frühzeitig zum Blühen zu bringen, und zwar durch Einwirkung von Ätherdämpfen oder durch Bäder in warmen Wasser.
Der sogenannte spanische Flieder ist den Arabern zu verdanken, die ihn 902 nach Spanien brachten.
Die Poeten dürften vom Flieder nicht sehr fasziniert gewesen zu sein, denn in der Poesie wird er sehr stiefmütterlich behandelt
QUELLEN: Innsbrucker Nachrichten 25. Mai 1908, Neues Wiener Journal 16. Mai 1927, 16. Mai 1923, Die Frau 21. Juni 1919, Mährisches Tagblatt 18. Mai 1896, Villacher Zeitung 21. Mai 1927, Österreichische Nationalbibliothek ANNO
https://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Essays/Historisches_von_Graupp