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HOTEL HABSBURG#

Wien
Hotel Habsburg, Alte Ansicht, Gemeinfrei

1891: Die kaiserliche Donaumetropole Wien hatte einst bedeutende Hotelpaläste aufzuweisen. Zahlreiche von ihnen sind im Zweiten Weltkrieg durch Bomben oder Brand vernichtet und für immer verschwunden und gleichzeitig in Vergessenheit geraten.

Eines dieser architektonischen Prachtschöpfung war das Hotel Habsburg in der Rotenturmstraße. Überraschend schnell war dieser hohe Bau im Stil der Florentiner Renaissance entstanden, das wahrhaft genial, von künstlerischer Feinheit, erlesenem Geschmack, phantasievoll und mit modernen Luxus-Komforts, zu einer neuen Sehenswürdigkeit Wiens geworden.

Seit der Eröffnung war in der Rotenturmstraße große Bewegung zu beobachten. Alles drängte sich herbei um den außergewöhnlichen Neubau zu besichtigen, viele scheuten sich jedoch das Wiener Groß-Café mit seinen Prachtsalons zu betreten. Diese neue Luxus-Einrichtung übte eine große Anziehungskraft auf die Wiener aus.

In den Abendstunden ist das Hotel mit seiner Festbeleuchtung durch die Fülle verschwenderisch angebrachten Glühlampen und dem bunten lebhaften Treiben in der wunderbaren, architektonischen Umgebung. Die mächtigen Schaufenster und das imposante Portal konnten durch hydraulischen Druck wie durch Zauberhand in die Tiefe versinken und man sitzt wie im Freien, von lauen Windhauch gestreift, ohne die wunderbaren Räumlichkeiten verlassen zu müssen. Ausgezeichnete Ventilatoren sorgten auch bei geschlossenen Fenstern vor Belästigung von Rauch und Hitze.

Die Besucher der Parterresäle des Etablissements, deren Wände- und Deckengemälden, mit kunstvollen Stuck- und Metalldekorationen, mit kostbaren Glasmalereien und Glasätzungen, Marmorsäulen und Marmorböden, sind wohl als großartig und blendend, was je auf diesem Gebiet geboten wurde. Eine märchenartige Prachtentfaltung herrscht in diesen Räumen, die für das lesende Publikum und Passanten bestimmt und in denen zwei Buffets, davon eines für kalte Speisen und Weine, untergebracht sind. In den Spiel- und Billardzimmern im ersten Stock kommt die anheimelnde Behaglichkeit zur Geltung. Bis ins kleinste Detail ist alles durchdacht um den Anforderungen eines großstädtischen Caféhaus-Publikum gerecht zu werden.

Der neuen Ära, die unsere Großstadt entgegengeht ist dieses Etablissement eine würdige Auszeichnung. Dazu müssten sich noch weitere Männer finden die den Gedanken und Ideen, welche gleich dem Erbauer des Spitzenhotels dem bekannten Architekten Wilhelm Fränkl von feinstem künstlerischem Verständnis für die großen Aufgaben erfüllt sind, welche die bauliche Metamorphose der Residenz stellt. Nicht zu vergessen die Mitarbeiter dieses genialen Architekten finden deren Leistungen volle Anerkennung, auch deren Namen sollen genannt werden: Bauleiter Makovec, die Maler Schram, Bürger, Winter sowie Richter, Bildhauer Friedl, der oft in Wien vertreten ist, Kunstschlosser A. Schwarz die im Verein mit einer Reihe erster Wiener Kunst-Industrieller zur Vollendung des hoch gepriesenen Werkes beigetragen haben.

Die Novitäten auf dem Gebiet des raffinierten Komforts das die Einrichtung bestimmt, elektrische Beleuchtung, dazu die Dampfheizung, ganz besonders verwöhnt wird man, wenn Kleidung und Schuhe im Schrank am Morgen gereinigt wieder zu entnehmen sind, oder Kalt- und Warm-Wasser zur Verfügung hat. Ob es da noch einen Gast gibt dessen Ansprüche über all das noch hinausgeht?

QUELLE: Wiener Salonblatt, 21. Juni 1891, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO

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