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KAFFEEHÄUSER#

Budapest schien 1844 reich an Kaffeehäusern gewesen zu sein, die sie mit einem Kastell verglichen, die festen Burgen, die durch nichts erschüttert werden konnten. Man durfte sie auch nicht mit Kaffeehäuser anderer Länder vergleichen. Eine Stadt ohne Kaffeehäuser ist bemitleidenswert und lässt die Bildung einer Stadt erkennen. Allmählich wurde das Kaffeehaus zum Forum von Tagesredner, die oft nicht sagendes zu bieten hatten.

In Budapest waren die Kaffeehäuser die letzte Bastion der Zivilisation gegen den Orient. In manchen Orten gab es einen Rangunterschied der Kaffeehäuser, die sich nicht immer nach der Eleganz, sondern meist nach den Preisen richtete. In Pest gab es fast überall gleich teure. Manche hielten Kaffeehäuser für einen Luxusgegenstand, hier aber waren sie eine Notwendigkeit.

Jede Stadt hatte ein Juwel auf das er stolz war und Budapest hatte eben seine Kaffeehäuser; Szököti katona,, das viel beklatschte, viel gesehene ungarische Baudeville, konnte nicht Orts gemäßer schließen, als im Zriny-Kaffeehaus. Für manche Fremde wirkte das Kaffeehaus Leben, eben das ungewöhnlich Lebhafte, dass sie seltsam berührte.

Die Pester Kaffeehäuser sind ein eigenes Erscheinungsbild, ein großstädtisches Element, geräumig, prachtvoll, bis tief in die Nacht lebendig, denn hier trifft man Bekannte, Geschäftsleute, alle Fragen des Privat- und öffentlichen Lebens werden verhandelt, hier gibt man sich ein Rendezvous.

Auffallend in den meisten Kaffeehäusern ist der Luxus der Ausschmückung, die Anzahl der Billards, die Auswahl der Zeitschriften. Zu jener grandiosen Lokalitäten darf das „Theaterkaffeehaus“ gezählt werden, mit seinen schönen Marmorsäulen welche sich im Innern befinden und drei Schiffe bilden, eine Vielfalt von Zeitungen in allen Sprachen, etwa an die sechzig. Jedes dieser Kaffeehäuser hat seine Stammgäste, seinen eigenen Kreis. Von den Wänden in Goldrahmen sind Porträts bedeutender Patrioten zu erkennen.

Noch zwei Kaffeehäuser müssen erwähnt werden, die sehr besucht, das Kasino nur durch seine Wandmalereien, das andere die Krone durch seine wirklich ausgesuchte Eleganz auffallend. Außer all diesen genannten Kaffeehäusern gibt es noch eine große Anzahl, davon nochmals erwähnenswert das Zrinyi-Kaffeehaus das „szökött katona“ das ungarische Baudeville par excellence, jenes Stück, das das Haus bereits sechzehn Mal gefüllt und in letzter Zeit einen gewissen Namen erlangt hatte.

Budapest besaß einst 600 Kaffeehäuser. Die bedeutendsten Kaffeehäuser sind besuchenswert: Gerbeaud, New York, Central Café und Café Parisi.

Im Jahr 1895 hatte die Wiener Polizei eine Verordnung erlassen, die jene Kaffeehäuser in der Umgebung des Schottenrings wenig Freude bereitete, denn nach den offiziellen Börsenstunden begann in den Kaffeehäusern die unoffizielle Fortsetzung, ab nun verboten. Die Polizei war bestrebt, das Publikum von den Gefahren der Börse zu schützen. Die Polizei ist noch weiter gegangen und wünschte ein Redeverbot über Börsengeschäfte in den Kaffeehäusern und machte den Inhaber dafür verantwortlich. Seit der Verordnung stehen all jene Kaffeehäuser die der Börse am nächsten, unter polizeilicher Bewachung. Ein Orchestrion könnte ein hervorragendes Mittel sein um die Lauscher zu vertreiben....

Das bekannte Kaffeehaus Griensteidel am Michaeler Platz war ebenfalls dem Lauschangriff ausgesetzt. Nur gab es hier einen Unterschied, normale Sterbliche konnte man durch Schweigen vertreiben. Das bewies eine Schriftsteller-Gesellschaft die unter der Leitung Herrn Sitter, bereits verstorbenen Chef des Wiener „Figaro“, der die hervorragendsten Schriftsteller Wiens hier in einem rückwärtigen Zimmer des „Griensteidel“ trafen, um all jene Tagesereignisse, oft in heftiger, geistreichsten und witzigsten Art zu besprechen. So mancher Außenstehende wollte Zeuge der Gespräche dieser bekannten Schriftsteller Runde werden und nahm in diesem Zimmer seinen Kaffee ein. Kaum wurde der Unbekannte von der Gesellschaft wahrgenommen verfielen sie in eisiges Schweigen, bis der ungeladene Gast unbehaglich fühlend, das Feld räumte.

In den fünfziger-Jahren gab es eine sogenannte Abendbörse im Kaffeehaus beim Auwinkel nächst der Bastei die auch als „Elendbastei“ bekannt war. Dieses Kaffeehaus erlitt dieselbe Verordnung wie jene am Schottenring. Es unterlag der strengsten, des militärischen und des zivilen Belagerungszustandes unter dem Polizeipräsidenten Weiß von Starkenfels. 1850 konnte durch die Zusammenkunft in Olmütz der drohende Krieg abgewendet werden und die befreite Börse feierte eine große Hausse. Dem Polizeipräsidenten bereitete die Börse noch viel Ärger. Diese übersiedelte später in die Herrengasse.

Es gab Kaffeehäuser auf die die Polizei besonders ihre Aufmerksamkeit lenkte. Zu ihnen gehörte das Café Daum auf dem Kohlmarkt. In den vorderen Lokalitäten handelten die Geschäftsleute mit Immobilien, mit Häusern, Bauplätzen usw. Im Daum tauchte eine neue Kategorie von Menschen auf: Abgeordnete. Zu jeder Tageszeit konnte man ihnen begegnen, vor allem polnische. Kein Wunder, dass die Polizei gerade im Jahr 1863 als die Ereignisse eintrafen um so gezielter ihr Augenmerk auf Daum gelenkt war.

„Fetzer“ und „Stierböck“ waren gleichfalls bekannte Börsenkaffeehäuser und befanden sich bei der Ferdinandsbrücke in der Leopoldstadt. Es handelte sich dabei um die Frucht- und Geldbörse. Ein großer Krach hatte 1857 die Geschäftswelt Wiens erschüttert, der durch den Kurssturz der Kreditaktien ausgelöst worden war. Die Ursache davon war, dass die Kreditanstalt an dem Butterhandel nach Ägypten, eines ihrer Hauptgeschäfte, große Verluste erlitten.

Im Café Stierböck verkehrten nicht nur Börsenbesucher sondern auch Schauspieler aus dem Carl-Theater, Nestroy, Scholz und Treumann um dem Tarockspiel zu frönen.

Im Jahr 1916 zählte man in der Residenzstadt Wien eine Anzahl von 785 Kaffeehäuser.

Nun, noch einiges über das köstliche Getränk, den Kaffee.

1887: Aden, Hafenstadt am Golf von Aden südwestlich Jemens gelegen, verfügt nicht nur über die viertgrößte Stadt des Landes, produziert Weihrauch, Myrrhen, Aloe, Balsam und „Arabia felix“.

Nicht Arabia felix ist die Heimat des Kaffees, sondern etwas südlicher, das äthiopische Gebiet in Afrika hat den Vorrang. Das herrliche Getränk verdanken wir jedoch Arabia felix. Herr Lagrenee von Mesiéres fand bereits im 16. Jahrhundert den Kaffee kulturell auf einem hohen Niveau und vor allem wohlriechender. Der Kaffee von Bettelfalgni und Udden, Orte Land einwärts vom roten Meer im Arabia felix mitten im heißen Sand, ist von besonderer Güte. Dieser Kaffee ist eigentlich als Mokka bekannt, und überragt den javanesischen und brasilianischen Kaffee.

Es wird vermutet, dass Mollah Chadely der erste der Kaffee getrunken habe um seine ständige Schläfrigkeit zu verjagen. In den mohammedanischen Ländern wurden zuerst öffentliche Häuser errichtet, in denen man Kaffee trinken konnte. In den persischen Kaffeehäusern wurden bald Orte wüsten Treibens. Der persische Hof machte diesen Ausschreitungen bald ein Ende und die Kaffeehäuser wurde wie anderswo zu einem angenehmen Aufenthalt. In Konstantinopel war man derart Kaffee süchtig, dass man das Getränk bis in die Morgenstunden zu sich nahm. Polizeistunde war dort noch unbekannt, und die Moscheen blieben leer. Das von dem Koran verbotene Gift wurde selbst von den Frauen fleißig getrunken.

Der Großvezier Kuproli suchte verkleidet die Kaffeehäuser und Weinhäuser auf, und fand, dass die Kaffeetrinker staatsgefährlich seien, und gab den Befehl der Schließung der Kaffeehäuser. Das Gegenteil trat ein. Zu dieser Zeit wurde in London 1652 von einem Kaufmann der aus der Levante heimkehrte der Kaffee nicht nur in England, sondern in den Ländern Europas bekannt. QUELLEN: Wiener Allgemeine Zeitung, 19. Mai 1895, Wiener Neueste Nachrichten, 4. August 1919, Lavantthaler Bote, 12. November 1887, Der Ungar, 26. Jänner 1844, 29. Jänner 1844, 5. Februar 1844, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO

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