KARDE#
1942; Bestimmt können sich viele Menschen unter dieser Bezeichnung nichts rechtes vorstellen und doch ist diese Edeldistelart ein Produkt das gute Dienste leistet, besonders bei der Tucherzeugung.Die Weberkarde mit ihren ganz feinen elastischen Zähnchen mit Widerhaken, die für das Aufrauhen von feinen Geweben geradezu ideal ist. Versuche mit modernen Mitteln waren bisher fehlgeschlagen. So bleibt die Weberkarde, die Linzer Karde für den Tuchweber unverzichtbar und ebenso für den Erzeuger von Lodenstoffe, die dann zu Hubertusmäntel verarbeitet werden. Selbst die leichte Rauhung des Waffenrockes der Wehrmacht wird durch die Weberkarde hergestellt.
Diese Arbeit konnten auch Frauen in Hausarbeit verrichten wenn sie für ein Wollgeschäft feine Damenwesten anfertigen und so manche Weste erhielt durch die Rauhung Ornament artige Verzierungen. Als der jüdische Unternehmer bemerkte, dass die Karde den Kindern als Spielzeug diente, hielt er jenen Müttern einen Vortrag über die kostbare Pflanze die er aus Amerika für teures Geld bezog.
Aus Amerika hatte er sie allerdings nicht eingeführt, sondern sie kam, wie fast alle Weberkarden, aus dem Kardenanbaugebiet um Linz. Die Karde wird im Juni angebaut und erst ein Jahr später geerntet. Da die Pflanze einen Humus armen schweren Lehmboden braucht, gedeiht sie am besten in einem bestimmten Gebiet um Linz und zwar in Gallneukirchen, St. Georgen an der Gusen, Katsdorf, Lungitz, Mauthausen, Pregarten, und Steyregg, Versuche sie weiter zu pflanzen schlugen fehl.
Die Steiermark, bei Graz, in Hitzendorf und Attendorfberg gibt es noch Weberkarden Pflanzungen und in Bayern, Doch nirgends wird die Karde so schön gleichmäßig walzenförmig, ist ihr Widerhaken so fest und elastisch wie im Linzer Kardengebiet.
Bereits im Jahr 1896 hatten sich die oberösterreichischen Bauern zu einer bäuerlichen Genossenschaft zusammen geschlossen, besser gesagt mussten, weil die einzige große Einkaufsfirma die Preise entsetzlich drückte und für tausend Stück Karden 50 Kreuzer zahlte.
Die Genossenschaft konnte sogleich nach ihrer Gründung für 1000 Stück das Doppelte erzielen, einen Gulden und das bei einer Produktion von 75 Millionen Stück Karden im Jahr.
Kardlgeld – saures Geld, lautet ein Sprichwort der Kardenbauern, dieser Meinung ist auch der Verwalter Hans Dorninger der „Deutschen Weberkarden Verwertungsgenossenschaft“ in Katsdorf-Lungits, denn die Pflanze braucht viel Pflege.
Die Pflanzen müssen öfters geharkt werden. Wuchsen 2 Meter hohe Schäfte, an deren Ende die Distel weiß violett blüht, dann muss mit der Schere ganz vorsichtig nur die ganz abgeblühte Frucht abgeschnitten, dann getrocknet, die stacheligen Sternblätter müssen vor der Lieferung noch „scharln“ werden. 1938: Derzeit leidet der Kardenbau an so manchen Schwierigkeiten, der niedrige Einkaufspreis wurde fixiert. Außerdem gibt es einen Mangel an Arbeitskräften.
Deutsche Soldaten erbeuteten auf der Krim große Kisten mit Weberkarden.
Vor dem Krieg ging fast die gesamte Ernte ins Ausland, hauptsächlich ins Deutsche Reich die selbst nun Karde baut die wissenschaftliche Verbesserungen durchführen.
Der Boden auf dem Karden gepflanzt sind, muss nach der Ernte möglichst lange, etwa zehn bis achtzehn Jahre, für andere Zwecke genutzt werden.
Die Weberkardenkultur wurde in früheren Zeiten meist nur in der Nähe von Tuchmanufakturen betrieben, so in Böhmen, Mähren, Oberösterreich und Steiermark.
QUELLEN: Wiener Landwirtschaftszeitung, 13. September 1913, Illustrierte Kronen Zeitung, 10. Oktober 1942, Österreichische Nationalbibliothek ANNO.
https://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Essays/Historisches_von_Graupp