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MELLERIO JUWELEN#

Amalia, Prinzessin von Oranien, Kronprinzessin der Niederlande ist immer wieder in den bunten Journalen in ihrer jugendlichen Schönheit in Abendrobe und mit einem Diadem zu sehen. Diese Juwelen aus 5 Teilen bestehend, haben eine interessante, historische Vergangenheit – es handelt sich um den Mellerio Rubin.

König Willem III., der in erster Ehe mit Sophie, Prinzessin von Württemberg verheiratet, die im Jahr 1877 verstarb, führte bereits zwei Jahre später, mit 62 Jahren, die 20 jährige Prinzessin Emma zu Waldeck und Pyrmont, zum Traualtar.

1888 erhielt der berühmte Juwelier Mellerio vom König der Niederlande den Auftrag für das kostbare Geschmeide, das 1891 als Weihnachtsgeschenk für Königin Emma gedacht war. Seither erfreut sich jede Königin oder Kronprinzessin der Niederlande, sich mit den berühmten Mellerio Rubinen zu schmücken.

Mellerios, die ursprünglich aus dem Val Vigezzo, Nähe des Lago Maggiore, stammte, erhielten 1613 das Dekret, dass sie damit den privilegierten Bürgern angehörten, die unter dem persönlichen Schutz von Maria von Medici standen.

Der Juwelengründer der Goldschmiedekunst der mit Edelsteinen handelte, wählte bewusst einen Platz vor dem Schloss Versailles, dadurch wurde Marie Antoinette auf ihn aufmerksam, die ihm die gesamte Ware abkaufte, und ihm gestattete im Vorhof seine bunte Pracht anzubieten. 1796 eröffnete die Familie Mellerio ein Geschäft in der Rue Vivienne, ebenfalls in Versailles. Seit 1815 residiert man in der Rue de la Paix 9, wo sie heute noch zu finden sind.

Der Neupariser Mellerio-Clan überstand die Französische Revolution, verlor jedoch dabei so manchen guten Kunden.

Doch es gab immer wieder Frauen, die sich von den märchenhaften Schätzen verführen ließen und dazu gehörte Josephine, die erste Frau Napoleons, die eine Bewunderin dieser Kunst war. Auch Napoleons Schwester wünschte sich ein Diadem. Indische Maharadscha, die bei festlichen Anlässen eine wahre Prachtentfaltung darboten, wandten sich ebenfalls mit Vorliebe an Mellerio.

Bereits in der Nacht vom 15. Juli 1853 wurde in Baden-Baden in die Bude des Juweliers Mellerio eingebrochen, und Uhren und Pretiosen im Wert von 8000 Franken gestohlen.

Im Jahr 1865 veranlasste Kaiser Maximilian von Mexiko durch General Marquez mit der Hohen Pforte Unterhandlungen anknüpfen zu lassen, betreffend der Session einiger Lokalitäten im heiligen Land, welche die mexikanischen Majestäten als Eigentum an sich bringen wollen, um sie restaurieren zu lassen und der Verehrung der Gläubigen zu weihen. Auch ist Herr Haro, der sich demnächst als mexikanischer Generalkonsul von Jerusalem auf seinen Posten begeben wird, beauftragt worden, im Namen des Kaiserpaares der Kirche des heiligen Grabes eine prachtvolle mit Brillanten, Saphiren und Rubinen besetzte Monstranz und einen Kelch als Opfergabe zu bieten. Beide Gegenstände, wahre Kunstwerke, sind Bestellungen aus dem Atelier des Herrn Mellerio in Paris. 1869.....an der Spitze der Juweliere glänzte Bapst, der Juwelier der Krone, nach ihm rangiert der Juwelierkönig Mellerio der einen Saphir ausgestellt, der durch seine Farbenreinheit täglich eine große Menge Andächtiger um sich versammelte....

Jahre später war sein Talent an erlesenen Entwürfen der Juwelenkunst wieder gefragt. Eugenie die letzte Kaiserin der Grand Nation deren Leidenschaft für ausgefallenes, extravagantes Geschmeide legendär war, durfte eine außergewöhnliche Sammlung ihr eigen nennen, die vielleicht nur von der Zarenfamilie übertroffen wurde. Ein Fliederzweig 1862, der an Natürlichkeit ohnegleichen, ein effektvolles Ereignis der Edelsteinkunst darstellte.

Mitunter gab es Persönlichkeiten von vornehmster Herkunft die sich weigerten Mellerios Dienste wohl in Anspruch genommen, doch den geforderten Preis nicht begleichen zu wollen. So war der Juwelier gezwungen einen Prozess gegen Dona Isabella von Bourbon, vormals Königin von Spanien, anzustrengen. Er verlangte von derselben die Bezahlung der ihr von ihm bei Gelegenheit der Verehelichung ihrer Tochter, der Prinzessin Girgenti, teils noch in Madrid, teils bereits in Paris gelieferten Geschmeide.

Die Angeklagte bestritt die Kompetenz des Ziviltribunals der Seine und appellierte an den Appellhof, welcher aber das Ziviltribunal für vollkommen kompetent erklärte. In Folge dessen kam in der vergangenen Woche die Affäre wieder vor das Ziviltribunal und fand vor der ersten Kammer desselben ihren Abschluss. Das Gericht, unter dem Vorsitz Herrn Delange, verurteilte Dona Isabella von Bourbon zur Zahlung der Summe von 146.750 Francs samt Interessen und Auslagen an den Juwelier Mellerio.

Pretiosen hatten immer schon einen gewissen Anziehungspunkt für Langfinger. Vor diesen Dieben blieben auch Mellerio und seine Artgenossen nicht verschont. In den letzten Monaten des Jahres 1872 schlugen sie zu. Alle angesehenen Pariser Juweliere wurden heimgesucht und mussten sich von einer Kostbarkeit unfreiwillig trennen. Bei Mellario war es ein Diamantschmuck im Wert von 40.000 Francs.

Es war bekannt, dass es sich bei den Dieben um Engländer handelte, denn ein Engländer im Alter von etwa 40 Jahren, groß, mit dunklen Backenbart, und eine Engländerin, etwa gleichen Alters, kamen nämlich immer zusammen in die Läden. Während der Inhaber sich mit dem vermeintlichen Kunden beschäftigte, wählte dessen Begleiterin unter den unermesslichen Schätzen das teuerste Stück, deren sie ohne Schwierigkeiten habhaft werden konnte.

Die Diebe mit Bestimmtheit zu rekognoszieren war schwierig; auch hatten Mellerio und sein Commis die Diebin des Diamantenschmuckes in der Person einer achtbaren Dame zu erkennen geglaubt, die ihnen vorgeführt wurde, aber ihre Unschuld zu beweisen vermochte, nachdem sie bereits in Untersuchungshaft gesessen.

Auf die bestimmten Aussagen der Juweliere fasste endlich die Justiz zwei der Polizei sehr bekannte Individuen, einen gewissen Spencer und Glay die in Frankreich bereits einmal wegen Diebstahls zu 15 Monaten Gefängnis und zur Landesverweisung verurteilt wurde. Sie kam aber mit Spencer nach Frankreich zurück. Beide bekamen jetzt 5 Jahre Gefängnis.

Um 1906 musste wohl Hochsaison gewesen sein, denn es verging kaum eine Woche, ohne dass aus einer großen Stadt, einem fashionablen Kurort, einem Seebad ein mehr oder minder bedeutender Juwelendiebstahl gemeldet wurde. Man weiß, zu welch raffinierten Prozeduren und Tricks die Juwelendiebe greifen. Der Kursaal in Ostende und die Affäre des blauen Diamanten auf Schloss Ker-Stears waren die Schauplätze der gemeinen Diebstähle.

Doch einer dieser Art überragt alle anderen, so genial und raffiniert ist dieser Diamantendiebstahl bis auf den heutigen Tag geblieben. Madrid war diesmal Schauplatz wo sich dieser außergewöhnliche Skandal abspielte.

Die Hauptdarstellerin, eine elegant auftretende Frau, das Opfer, die große Pariser Juwelenfirma der Brüder Mellerio, die damals wie noch heute eine reich ausgestattete Filiale in Madrid besaß.

Zu dieser Zeit lebte in Madrid ein sehr prominenter und angesehener Psychiater, der eine Heilanstalt für Nerven- und Geisteskranke besaß, Dr. Hervio.

Eines Tages bekamen die Mellerios den Besuch einer vornehmen, eleganten Dame, die sich als Gattin des Dr. Hervio vorstellte und die Mitgift ihrer Tochter zur baldigen Hochzeit in Juwelen anlegen wollte.

Beflissen und ehrerbietig boten sie der Dame ihre einzigartigen und repräsentativen Brillanten- wie auch Edelstein-Reichtum an. Nachdem sie das Beste und Teuerste gewählt hatte wünschte sie diese Kostbarkeiten im Wert von 200.000 Franken, auch ihrem Mann zeigen zu dürfen. Man gewährte ihr den Wunsch aber nur in Begleitung eines Angestellten der Firma.

In der Villa des Psychiaters angekommen, nahm sie das Paket mit den Juwelen an sich und betrat die Ordination des Dr. Hervio. Dem Arzt erklärte sie nun, dass ihr Sohn im Wartezimmer sei und an Verfolgungswahn leide und hält sich für einen Kommis der Firma Mellerio, und bilde sich ein, man stehle ihm die Juwelen. Der Untersuchung wolle sie weder beiwohnen noch abwarten, sondern übergab dem Arzt eine großzügige Summe und wünschte das Haus durch einen anderen Ausgang verlassen zu können.

Der junge Mann wurde dem Arzt vorgeführt, als seine Behauptungen immer heftiger wurden, steckte man ihn in eine Zwangsjacke.

Nachdem der Angestellte nicht zurückkam fuhr Mellerio nichts Gutes ahnend zu Dr. Hervio. Alle drei zusammen waren Opfer einer genial raffinierten Gaunerin geworden. Die Betrügerin war nie wieder gesichtet worden.

QUELLEN: Salzburger Volksblatt, 3. Juli 1872, Der Kamerad, 12. März 1869, Das Fremdenblatt, 12. September 1865, Salzburger Zeitung, 26. August 1873, Neues Wiener Journal, 13. September 1906, Wiener Theater Zeitung, 24. Juli 1853, Österreichische Nationalbibliothek ANNO

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