OTTO GERSDORFER#
Der Kunstmaler Otto Gersdorfer der durch seine Renovierungsarbeiten und Fahnenbilder bekannt, war am 23. Februar 1939 in Linz verstorben.
Gersdorfer der am 14. Mai 1875 in Reichenau, Gablonz im Sudetengau zur Welt kam, hatte von Jugend an in seiner Heimatstadt Gelegenheit, in der Malerschule und durch die Massenerzeugung von Ölbildern auf Glas, Holz und Leinwand, sich in allen heimischen Sparten der Malkunst zu vervollständigen. So malte er auf Bestellung Fahnenbilder und Kirchenbilder verschiedenster Art. Dann wechselte er in die Kunstanstalt Müller nach Innsbruck, wo er sich bestens bewährte. Mit 30 Jahren fand er die Frau seines Lebens und kehrte wieder nach Böhmen zurück, und ließ sich in Deutsch Gabel bei Reichenberg nieder. Beruflich musste er kurze Zeit nach Braunau in Böhmen, dann wieder berief man ihn nach Reichenau, er war also sehr gefragt.
Ungarn war sein nächstes künstlerisches Ziel, wo er sogar für ein Jahr verblieb und zwar in der Stadt Selmeczbanyai, um hier die Kalvarienbergkirche mit ihrem Kreuzweg zu renovieren. Seinen nächsten Aufenthalt nahm er in St. Pölten wo er für verschiedene Firmen Objekte zu bearbeiten hatte. Die Firma Linzinger berief ihn in die oberösterreichische Landeshauptstadt Linz, und übertrug ihm alle Malereien. Auch während der Kriegsjahre 1914 biss 1918 blieb er mit dem Bildhauer in Verbindung, bis er einrücken musste und in die Waffenfabrik in Steyr versetzt wurde. Seine Familie blieb damals in Linz zurück, seine Frau verstarb, doch er fand sich bald darauf eine neue Lebensgefährtin.
Nach Linz zurückgekehrt, waren die Wohnungsverhältnisse wie überall, äußerst schwierig, darum fand er nur kleine Räumlichkeiten in der Oberen Donaulände. Die Verbindung zu Linzinger lebte wieder auf. Das Angebot eines Kreuzweges führte ihn nach Wels. Es folgten zahlreiche bedeutende kirchliche Objekte, wie die Stiftskirche in Hohenfurt in Böhmen, oder in Wieselburg an der Erla sowie im Stift Seitenstetten. In Grieskirchen, Handenberg und Schönering arbeitete er mit dem Maler Gedon zusammen. Er war oft wochenlang von seiner Familie getrennt.
Um so erfreuter war er als er den Auftrag für die Restaurierung der Stadtpfarrkirche bekam, damit war er für Monate beschäftigt. Es folgten zahlreiche Bilder für Paramenten Anstalt der Schwestern vom Berge Karmel, für das Paramenten Geschäft Hofer und für den Maler Höhnel. Diese Kunstwerke verbreiteten sich in alle Richtungen und steigerten seinen Ruhm. Wenn es seine Zeit erlaubte, malte er ohne dafür einen Auftrag zu haben, um sie dann zu verkaufen. Sein Abnehmer war der Pressverein in Linz, der die Bilder dem Publikum präsentierte. Auf dem Urlaubstein an der Donau, dessen Bild er ebenfalls renovieren durfte.
Aber es gibt noch viele Orte in denen er seine Kunst verewigt hatte: ein Marterl ist in Schardenberg zu finden, in Lambach ein Madonnenbild auf einem Gutshof als Außenwandverzierung, Neuhofen an der Krems ließ ihrer Friedhofskapelle eine Erneuerung zukommen, in Ansfelden wurden Maria und Barbara einer Verschönerung unterzogen, wieder in Linz widmete er sich der St. Peters Kirche, und so scheint wohl in jedem Ort von Otto Gersdorfer eine Erinnerung im Verborgenen vorhanden zu sein. Wie man sieht ein äußerst produktiver Künstler, der trotz allem kaum bekannt ist.
Seinem Fleiß ist es zuzuschreiben, dass er sich in späteren Jahren in einer Siedlung in Linz St. Peter ein neuerrichtetes Familienhaus mit Garten sein eigen nennen durfte. Der Garten in dem er Bäume, Sträucher. Blumen und Gemüse pflanzte und zog gereichte ihm, seiner Gemahlin und seinen nun schon erwachsenen Kinder zur großen Freude. Doch lange sollte er sich daran nicht mehr erfreuen. Der Februar des Jahres 1939 mit seinem trügerischen Frühlingswetter hatte zur folge, dass er an einem Bronchialkatarrh erkrankte, hinzu kam noch Fieber. Obwohl ihm seine Gattin abriet und ungeachtet seines Gesundheitszustandes ließ er sich von seinem Vorhaben nicht abbringen und machte sich am 23. Februar nach Linz auf, um etwas zu erledigen. Seine Gemahlin wartete vergeblich auf seine Heimkehr, denn er wurde auf der Straße von einem tödlichen Herzschlag getroffen.
Gersdorfers Verlassenschaft in der man eine Auslese von Bildern, Porträts und Aquarellen vorfand, zeugen von seiner außergewöhnlichen Vielseitigkeit und darum sollte man ihm mehr Beachtung schenken.
QUELLE: Christliche Kunstblätter 1939 H 3, S 21, Bild, ANNO Österreichische Nationalbibliothek
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