PROFESSOR KISCH#
Am 6. Mai 1913 werden es bereits 50 Jahre, dass Prof. Kisch, der Senior der Marienbader Badeärzte seine erfolgreiche Tätigkeit in diesem Kurort ausübt. Was Regierungsrat Prof. Kisch durch unermüdliche, zielbewusste und energische Arbeit in diesem halben Jahrhundert für diesen Kurort geleistet, weiß jeder, der die Geschichte der die böhmischen Bäder kennt; und jeder, der an der Entwicklung Marienbads Interesse zeigt, muss es dankbar erkennen, dass an dem großen Aufschwung dieser Kurstadt das rastlose Wirken Prof. Kischs einen unzweifelhaft wesentlichen Anteil hat.
Durch wissenschaftlichen Arbeiten über die Heilmittel Marienbads, durch Vorträge in ärztlichen Kreisen und auf medizinischen Kongressen hat Prof. Kisch die Kenntnis von den Marienbader Heilquellen und ihren Anzeigen, ihrer Anwendung bei den verschiedenen Krankheitsformen in die weitesten ärztlichen Kreise des In- und Auslandes getragen. Er war und ist ein nimmermüder Paladin für Marienbads Ruf und Ruhm, und kein zweites Bad der Welt kann sich rühmen, einen so unermüdlich-rastlosen Förderer zu haben.
Marienbad weiß das Wirken des Prof. Kisch sehr zu schätzen. Er erfreut sich der vollen Liebe und Wertung seiner Mitbürger, die ihm auch die höchste Ehrung, die eine Stadtvertretung zuerkennen kann, verliehen, und wählten ihn zum Ehrenbürger, der trotz seines hohen Alters seine ärztliche Tätigkeit ausübt.
Prof. Kisch war einer der Ersten die moderne Entwicklung der Balneotherapie zielbewusst in die Wege geleitet, die physiologische Wirkung der Mineralwässer experimentell untersucht, er wies zuerst auf die Bedeutung der kohlensauren Bäder hin und auf den Einfluss des kohlensauren Gases in äußerlicher Anwendung auf das Herz und die Blutgefäße. Als Erster lehrte er die untrennbare Verknüpfung des Kurgebrauches der Mineralwässer mit gleichzeitig entsprechender Regelung der Diät. Das im Kurort gebotene Material hat Prof. Kisch zur ersten klinischen Schilderung einer Stoffwechselkrankheit, die bis dahin hauptsächlich bloß als Schönheitsfehler betrachtet wurde, benützt. Er hat die Ausübung der brunnenärztlichen Praxis im Sommer mit der akademischen Lehrtätigkeit an der Prager Universität im Winter verbunden. In seinem großen „Handbuch der klinischen Balneotherapie“ gab er den ärztlichen Publikum ein Werk, welches die Forschungen der Bäderlehre sachgemäß und in besonderer Rücksicht auf die Praxis darlegt, das auch in nächster Zeit schon in der 3. Auflage erscheint.
Prof. Kisch, von dem auch die Idee und Anregung zur Errichtung balneologischer Laboratorien in den Kurorten stammt, um die klinische Erforschung der Heilquellen am Ursprungsort auf eine wissenschaftliche Basis stellen zu können, hat es durch ständige Propaganda konnte die Idee verwirklicht werden, die bereits ihre Erfolge zeigte. Die Balneologie wurde Dank Prof. Kisch als selbständiges wissenschaftliches Fach anerkannt und wird nun an vielen Universitäten als Lehrfach doziert.
Dr. Heinrich Kisch wurde am 6. Mai 1841 in Prag geborgen und starb am 24. August 1918 in Marienbad.
Kein Wunder, dass Marienbad aufblühte, herrliche, palaisartige Gebäude entstanden, man kann sagen, ein gewisser Luxus zog ein, in den Bauten, in den Wohnungseinrichtungen, in der gesamten Führung des Wirtschaftslebens der Kurorte. Die hohe Besteuerung zog alsbald die Teuerung der Logis, der Unterkunft, Beköstigung und Vergnügungen nach sich. Die böhmischen Bäder wurden bald teurer als jene in Deutschland. Die Norddeutschen Kurgäste ging zurück, Nur die Amerikaner in ihren Automobilen, waren gewohnt Geld auszugeben.
So wurde den Besitzer der Hotels und Kurhäuser nahe gelegt sich wieder der Einfachheit zuzuwenden. Trotz allem wurden ständig Verbesserungen vorgenommen.
Auf dem Gebiet des Eisenbahnverkehrs, waren direkte Verbindungen zu den Kurorten erwünscht. Man legte Wert auf moderne Typen von Waggons die mit diversen sanitärer Einrichtung ausgestattet waren. Weiters sollten alle wichtigen Straßen gepflastert um die Staubentwicklung zu vermindern. Die böhmischen Kurbäder hatten also Wünsche ohne Ende.
QUELLE: Allgemeines Bade Blatt für die Frauenwelt, 20. April 1913, Österreichische Nationalbibliothek ANNO
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