Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!

unbekannter Gast

SCHAUMBURGER SCHLÖSSEL#

1928: Nach der neuen Bauordnung, die nun auch in Wien Wieden aktuell wurde, um festzustellen welche Gebäudeteile den Baulinien und Straßenfluchtlinien angepasst werden müssen. Sollte ein Objekt diese Linie überschreiten, wurde damit kurzer Prozess gemacht und abgetragen. Ein Grund diesen Vorgang zu rechtfertigen war bald gefunden.

Die Bewohner von Wieden versetzte die neue Bauordnung in Unruhe, befürchtete sie um so manches schöne historische Gebäude das dadurch vernichtet und durch einen unmöglichen mehrstöckigen Klotz ersetzt werde.

Ein Objekt um das sie bangten, war das Schaumburger Schlössel.

Zwischen uralten Bäumen schimmert das reizende adelige Palais Fischer von Erlachs hervor, das Schaumburger Schlössel, dessen letzter Besitzer der Grafen von Schaumburg schon im Jahr 1559 mit dem Grafen Wolfgang II., in der männlichen Linie ausstarb. Die Schaumburger waren in Wien hoch angesehen und hatten stets ihre Treue dem obersten Herrn erwiesen. Ihre Verdienste wurden nicht nur anerkannt, sondern von Herzog Albrecht V., im Jahr 1412 mit einem Geschenk an den Grafen Johann von Schaumburg belohnt. Ein Haus in der Stadt Wien an der Donau. Das Gebäude befand sich in der Ladergasse, in der heutigen Spiegelgasse. Hier arbeiteten die ansässigen Auflader, daher der Name der Gasse.

Immer Sommer war es in der Enge der Stadt kaum vor Hitze auszuhalten. Jeder der die Möglichkeit hatte übersiedelte auf das Land wo er sich einen Sommersitz errichten ließ. 1450 zog Hans von Schaumburg als Grundherr in eine ausgestorbene Gegend mit Namen „Am praiten Anger“ umgeben von weitläufigen Feldern und Wiesen. Hier erstand der Sommersitz, dem er den Namen Schaumburger Hof verlieh. Die alte Bezeichnung wurde alsbald zum Schaumburger Grund.

Anna, die Tochter des letzten Schaumburger war mit einem Erasmus von Starhemberg verheiratet, als Mitgift brachte sie den Hof in das Geschlecht der Starhemberger. Inzwischen war man im 16. Jahrhundert angelangt. Man wollte mit der Zeit mithalten, denn auch Kultur und Komfort hatten sich verändert, überall gab es Fortschritte so wurde auch der Hof an die neue Zeit angepasst und überholt.

Als Karl VI., dessen Kunstsinn die Stadt prägte, konnte Gundacker von Starhemberg nicht zurückstehen und ein „Palais de plaisance“ entstand an gleicher Stelle. Man wandte sich der französischen Lebensart zu. Das spiegelte sich in den herrlichen fröhlichen Festen wider. Die adeligen Damen in kostbarer Seide und Spitze gehüllt, gepudertes Haar ein rosig geschminktes Antlitz. Tanz, Sport und andere Belustigungen lösten einander ab.

Das Schlössel wurde berühmt und mit ihm entstand 1813 eine eigene Wiener Vorstadt. Im rückwärtigen Trakt residierte ein Graf Johann Keglevich, ihm folgte der Fürst von Schönburg-Hartenstein. Aus dem Schaumburger Grund wurde Wieden, der 4. Wiener Bezirk.

Zur Freude aller, das reizvolle Schaumburger Schlössel entsprach den Baulinienbestimmungen und blieb einstweilen erhalten, wer weiß wie lange noch.....

QUELLE: Neues Wiener Journal, 10. Dezember 1928, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO

Wissenssammlungen/Essays/Historisches_von_Graupp