THEODOR DREHER#
Am 23. April 1914 ereignete sich in der Nähe Klagenfurts, am Zollfeld, ein schwerer Autounfall, bei dem auch ein Menschenleben zu beklagen ist. Der Verunglückte ist in den Kreisen der Wiener Gesellschaft eine beliebte und sehr bekannte Persönlichkeit gewesen. Andere Blätter wissen wieder, dass er in der Lebewelt wohlbekannt und stand wiederholt im Mittelpunkt öffentlich diskutierter Affären, bis er im Vorjahr unter Kuratel gesetzt wurde; Zum Kurator wurde sein ältester Bruder Anton Dreher bestellt. Er war der zweitälteste Sohn des Herrenhausmitgliedes und Großindustriellen Anton Dreher.
Theodor Dreher der selbst über Millionen verfügte, die jedoch in Immobilien angelegt sind, kam durch seine kostspieligen Passionen wiederholt in Geldverlegenheiten. Er nahm Darlehen auf die sich selten unter einer Million bezifferten. Vor Jahresfrist waren die Beziehungen zu der inzwischen verstorbenen Baronin Wedelstaedt, die einen großen finanziellen Aufwand verlangten, die letzte Ursache einer viel erörterten Affäre. Der Vater hatte gegen die Geldgeber seines Sohnes die Strafanzeige erstattet, die inzwischen eingestellt wurde, und gleichzeitig das Verfahren wegen Verhängung der Kuratel über seinen Sohn eingeleitet.
Vor einem halben Jahr heiratete Theodor Dreher in München eine Gräfin Bopp-Glasenapp und übersiedelte mit seiner jungen Gattin nach Görz, wo er ein Industrieetablissement leitete.
Das Automobil war in rasendem Tempo an einen Baum geprallt und hatte sich mehrmals überschlagen, wobei Herr Dreher außer einigen Knochenbrüchen einen Bruch der Schädeldecke mit einer schweren Verletzung des Gehirns erlitt, an der er einen Tag später verstarb.
Gerade er, der den Automobilismus in Österreich förderte, hatte man viel zu verdanken. Er war einer der begeisterten Anhänger dieses Sports und war stets bemüht, zu dessen Werbung wirksam beizutragen. Das bewog ihn auch, den Semmering Wanderpreis zu stiften, der dazu beitrug, die Semmeringrennen populär zu machen.
Bis vor einem Jahr war er Leiter der Bierbrauerei in Triest, nachdem er von dieser Stelle zurück getreten war, zog er nach Görz.
Die Gattin des Verunglückten, die in Görz weilt, wurde telegrafisch von dem Unglück verständigt.
Theodor Dreher, ältester Bruder Anton, weilt gegenwärtig mit seiner Yacht in Pola, der zweite Eugen, wohnt in Wien. Er ist Mitglied des Direktoriums des Yockeyklubs.
Der zu dieser Zeit des Unglücks von St. Veit nach Klagenfurt fahrende Personenzug hielt auf offener Strecke an und nahm die beiden Schwerverletzten mit nach Klagenfurt. Hier wurden sie dann von der Rettungsgesellschaft in das Krankenhaus gebracht.
Der Chauffeur hatte eine zehn cm lange Wunde an der Stirne erlitten, die Oberlippe wurde ihm gespalten und beide Arme waren gebrochen. Er ist wohl sehr schwer aber nicht lebensgefährlich verletzt.
Bei Theodor Dreher wurde ein Geldbetrag von 500 Kronen sicher gestellt.
Am 27. April wurde auf dem Schwechater Friedhof die Leiche des Verunglückten zu Grabe getragen. Die Leiche die in einem vergoldeten Sarg ruhte, war in der Friedhofskapelle aufgebahrt, unter einer Fülle von Blumen und Kränzen. Die Familie Dreher ist hier versammelt, darunter auch die Gemahlin des Toten, Edeltrud, geborene Gräfin Bopp. Schier unabsehbar war die Zahl der Freunde und Bekannten......
QUELLEN: Wiener Bilder, 3. Mai 1914, Neues Wiener Journal, 24. April 1914, Österr. Ung. Cafe und Gasthaus Zeitung, 1914, H. 9, 1902 , H. 15, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO
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