UHRENFABRIK#
Am 19. Juni 1872 ist in Ebensee der Wiener Juwelier und Chef der Firma „Gebrüder Resch“, Herr Lorenz Resch, als Erzeuger aller österreichischen Ordensdekorationen, in Wien unter dem Namen „der Ordens Resch“ bekannt, gestorben. Derselbe war ein bedeutender Geschäftsmann, seine Liebhaberei galt nebenbei auch Turmuhren-Fabrikation, ein Gewerbezweig der durch ihn einen ungeahnten Aufschwung in Österreich genommen hatte. Die meisten transparenten Uhren Wiens sind aus der von Resch erworbenen und bedeutend erweiterten, ehemaligen Wurm Uhrenfabrik hervorgegangen, und in Ebensee war er eben gerade dabei eine derartige Fabrik zu gründen.
Die in Ebensee im Bau befindliche Uhrenfabrik erfuhr durch den Tod des Unternehmers eine Unterbrechung und konnte erst im Jahr 1873 fertig gestellt werden. 42 junge talentierte Burschen die Schnitzerei und Fabrikation von Uhrenbestandteilen lernen, werden ab nun hier unterrichtet.
In der Ebenseer Pendeluhrenfabrik der Gebrüder Resch wurde am 6. und 7. September 1885, aus Anlass der Fertigstellung der hunderttausenden Pendeluhr von den Arbeitern, ein schönes Fest gefeiert, an dem ganz Ebensee warmen Anteil nahm. Wilhelm Resch, ein Menschenfreund mit Herzensgüte, nicht nur von seinen Arbeitern, sondern von Jedermann, der diesen strebsamen und tüchtigen Mann, hochverehrt. Mehr als 200 Mann führten einen Lampion-Fackelzug durch, an der Spitze mit einer Tran parent-Uhr, welche die Ziffer „100.000“ aufwies und unter flotten Weisen der Salinen Musikkapelle, für welche Ovation Herr Resch seinen Arbeitern dankte.
Am 7. marschierte die 200 Mann starke Arbeiterkolonne unter Musikbegleitung zu einem Dankgottesdienst in die Kirche. Mittags wurden die Arbeiter in vier Gasthäuser auf Kosten Herrn Resch bewirtet.
Den Nachmittag verbrachte der Chef mit seinen Arbeitern beim Langbathsee und der Ereignis volle Tag endete im Gastgarten der „Kreh“ wo auch die Musikkapelle zugegen war, und für Unterhaltung sorgte.
In der Fabrik in Ebensee werden derzeit jährlich 15.000 bis 20.000 Uhrwerke verfertigt, die fast in allen Ländern der Welt geliefert werden.
Ein unerfreulicher Tag spielte sich am 20. Jänner 1904 in der Uhrenfabrik ab. Die 21jährige Katharina Neuhuber, wurde durch die Gendarmerie in das Bezirksgericht Ischl eingeliefert, da man ihr einige Diebstähle, die sie in der Firma begangen hatte, nachweisen konnte. Außerdem bot sie Leuten eine angeblich goldene Uhrkette an, der Erlös sollte der Kleinkinderbewahranstalt zukommen.
Da die Diebin gerade ein Kind erwartete, glaubte sie, vor dem Einsperren verschont zu bleiben und begann Geburtswehen vorzutäuschen. Der Gemeindearzt half ihr darüber hinweg, denn sie war erst im 6. Monat.
Heimkehrende Salinenarbeiter bemerkten vor Mitternacht des 9. September 1904 bei der Uhrenfabrik, Feuerschein und schlugen sogleich Alarm, die Kirchenglocken begannen zu läuten und ganz Ebensee war bald auf der nächtlichen Straße versammelt. In der ebenerdigen Holzschleiferei brannte es. Der Brand war noch im Entstehen und konnte rechtzeitig noch erstickt werden. Eine Kiste mit Sägespäne brannte, in der Nähe befindliche Gegenstände und der Plafond hatte ebenfalls schon etwas abbekommen. Einige Minuten noch und die Firma wäre ein Raub der Flammen geworden. Die Feuerwehr von Ebensee und die Firmeneigene Feuerwehr waren bald zur Stelle um zu löschen.
Hofjuwelier Resch hatte die Uhrenfabrik vor 35 Jahren gegründet. Sein Sohn Karl verkaufte sie vor vier Jahren an den Komm.Rat Arthur Junghans in Schramberg.
QUELLEN: Linzer Tagespost, 22. Juni 1872, Salzburger Volksblatt, 5. Jänner 1873, Gmundner Wochenblatt, 15. September 1885, Steirische Alpenpost, 30. Jänner 1904, Salzkammergut Zeitung, 11. September 1904, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO.
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