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VIKTOR FRANZ HESS#

Nobel
Prof- Heß, Interessates Blatt

Der 12. November 1936 war für Dr. Heß ein ganz besonderer Tag. Der Innsbrucker Universitätsprofessor und Dr. Karl Anderson wurden in Stockholm mit dem Nobelpreis, für die Entdeckung der kosmischen Strahlung ausgezeichnet. Etwa 90.000 Schilling.

Bundes-Kulturrat Prof. Heß ist der Entdecker und Erforscher der nach ihm benannten Heß'schen Strahlen, der sogenannten Kosmischen oder Höhenstrahlung, die der Gelehrte selbst als Ultrastrahlung bezeichnet. Die Entdeckung fällt in seine Wiener Zeit, als er Assistent am Radiuminstitut der Wiener Universität war. Schon damals, es war noch vor dem Krieg, machte Heß die Feststellung, dass eine aus dem Weltraum kommende Strahlung die Luft immer leitend macht, wobei dieses Phänomen nicht von der Radioaktivität des Bodens herrührt. Heß entdeckte, dass dieser Effekt immer größer wird, je weiter man in die Höhe steigt. Diese Erfahrungen hatte er durch zahlreich unternommene Ballonfahrten, die schließlich seine Forschungen bestätigten. Auch der Stratosphärenflieger Piccard hat bei seinen Flügen die Existenz der eine Zeitlang umstrittenen kosmischen Strahlung nachgewiesen. Es ist überhaupt der Hauptzweck der meisten Stratosphärenflüge, die genauen Einzelheiten dieses Phänomens zu erforschen.

Prof. Heß hat vor nicht langer Zeit auf dem Hafelekar bei Innsbruck, in der Nähe der Bergstation ein großes Observatorium errichtet, das ausschließlich der Erforschung der kosmischen Strahlung dient.

Die Volks Zeitung hatte unter dem Titel „Strahlen vom All“ wurde die Innsbrucker Station für Ultrastrahlenforschung geschildert, die Heß aus einem ehemaligen Touristenhaus errichtet hat. Aus vier kleinen Räumen sind vom Hafelekar her in diesen fünf Jahren neue Erkenntnisse in die Welt gegangen und nun vor dem Weltforum durch den höchsten wissenschaftlichen Preis ausgezeichnet. Mit seinen beiden Assistenten, Dr. Steinmaurer und Dr. Priebsch, ist der Professor mit der Erforschung von Einzelheiten der Weltraumstrahlung beschäftigt.

Der Ultrastrahl, den Heß gefunden hat, ist die Quelle ungeheurer, auf kleinstem Raum zusammengedrängter Energien, tausend Mal größer als die höchste Strahlenkraft, die je ein Atomforscher in seinen Entladungsröhren erzeugen konnte. Es ist erst zum Teil gefunden, was sie bewirken können, aber an ihnen empor wird man sich vielleicht zu den Baumeistern der Erde und der Welt, zu den Bausteinen der Atome haspeln. Man kann zur Atomzertrümmerung gelangen, man wird biologische Folgen finden. Wie sein Kollege beim jüngsten Nobelpreis befasst sich Heß mit den Elektronen und Jonen, den Werkzeugen der Atomforschung, mit dem Beschießen kleinster Moleküle durch Strahlen, also dem Weg zur Zertrümmerung, die unvorstellbare Kräfte freimachen würde. Er befasst sich mit der Verwandtschaft der Strahlenelektroden, mit denen des Nordlichtes, mit den Alpha-, Beta- und Gammastrahlen, wie sie die radioaktiven Elemente abgeben und überall im Gestein und Humus vorhanden sind.

Vor 25 Jahren hat Heß bei einer Ballonfahrt festgestellt, dass in mehreren tausend Meter Höhe die Intensität der Strahlen, wie man schon früher geahnt hatte, wächst. Intuitiv fasste er die Ansicht, dass die Strahlen irgendwoher aus der Atmosphäre kommen müssen, und von da an hat er gesucht. Tag und Nacht, also nicht nur wenn die Sonne scheint, ließen sich die Strahlen feststellen, auch bei Sonnenfinsternis. Er sandte Registrierballons bis in die Stratosphäre und die Apparate zeichneten auf, dass die Strahlen hier dreihundertmal so stark waren als in der Höhe des Meeresspiegels, wie sie auch auf dem Hafelekar noch drei- bis viermal stärker sind als in der Ebene. Piccard prüfte dies später nach. Eine Reihe von neuen Beobachtungen folgte, so zum Beispiel, dass das Maximum der Strahlen immer zu Mittag erreicht wird, was Zusammenhänge mit den leitenden Schichten der Atmosphäre hat, auf welche die Sonnenstrahlen einwirken. Eine populäre Folge davon ist, dass man mittags oder überhaupt bei Sonnenlicht keinen Auslandrundfunk hören kann.

Der Österreicher Viktor Franz Heß hat als erster die Boten verstanden, die seit Milliarden Jahren das Weltall zu uns sendet. So wird unser Wissen von Jahrhundert zu Jahrhundert erhellt.

Der jetzt mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Gelehrte hat neben seinem bahnbrechenden Werk „Die elektrischen Leitfaden der Atmosphäre und ihre Ursachen“ eine Unzahl wissenschaftlicher Publikationen im In- und Ausland veröffentlicht.

Der Nobelpreisträger wurde am 24. Juni 1883 in Waldstein, Steiermark, geboren. Er promovierte 1905 sub auspicis imperatoris zum Doktor der Philosophie, wurde 1908 Honorardozent für Physik an der Tierärztlichen Hochschule in Wien und 1919 außerordentlicher Professor an der Wiener Universität. Zugleich erhielt der Sechsunddreißigjährige den Lieben Preis der Akademie der Wissenschaften, kam dann nach Graz und war von 1921 bis 1923 in Amerika als Radium Laboratoriumsdirektor tätig. Von 1925 bis 1931 las er wieder an der Grazer Universität und dann war er Vorstand des Institutes für Strahlenforschung in Innsbruck und Ordinarius für Physik an der dortigen Universität. Ende 1932 erhielt er den Abbe-Gedächtnispreis als Entdecker der kosmischen Strahlung, auch Heß Strahlen genannt.

QUELLEN: Der Tag, 13. November 1936, Kleine Volkszeitung, 13. November 1936, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO

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