Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!

unbekannter Gast

WIENER WASSERFRAGE#

Gab es früher im Donaubereich Wiens immer wieder Überschwemmungen, diesen man ausgesetzt war, so befürchtete man nun, besonders die einzelnen Vororte der Kaiserstadt, dass man bald unter einer Wassernot leiden werde.

1864: Die Wasserversorgungskommission des Gemeinderates hatte den Auftrag das Projekt der Zuleitung der drei Hochquellen Alta-, Stixensteinquelle sowie der Kaiserbrunnenquelle nach Wien mit Wasser zu versorgen. Es war ihnen bewusst welch schwierige Aufgabe und Verantwortung damit verbunden war.

Der Kaiserbrunnen war ein Geschenk Kaiser Franz Joseph an die Stadt Wien im Jahr 1865.

Nun kam es darauf an wie die Kommission dieses Projekt lösen würde, nicht nur technisch davon hing die zukünftige Kommunalfinanzierung ab. Die Öffentlichkeit Wiens war entsetzt als ihr die Summe von 16 Millionen Gulden bekanntgegeben und damit noch lange nicht das Auskommen gefunden sein wird. Nun kam es darauf an in welcher Bauweise die Ausgestaltung der Zuleitung errichtet wird. Die gemauerte und zementierte Form der Kanäle waren äußerst kostspielig, oder sollte man sich der billigen Röhren bedienen? Für Kanäle spricht der Umstand, dass schon die Römer ihr Wasser durch Kanäle fließen ließen. Die Röhren wiederum waren der modernen Zeit angepasst und so ist jene große Leitung nach Paris, von der Champagner ausgehend pro Eimer Wasser nur 4 Gulden kostet. Das Hochquellenwasser, die Kosten statt 16 Gulden mit den diversen Ablösungen auf 20 Millionen angenommen, sich auf 10 Gulden pro Eimer stellen würde. Kanäle oder Röhren das entscheidet die Kostenfrage. Allmählich musste die Kommission darüber nachdenken wie die zwei Millionen Wasser verwertet werden sollten. Bedacht musste allerdings auch werden, dass Wien bald eine Millionenstadt sein würde und nur mehr das Hochquellenwasser zur Verfügung hatte. Die Kommission rechnete damit, dass sich Wien weiter entwickeln würde und die größeren Gemeinden bei Wien wie Fünfhaus, Rudolfsheim, Meidling und Schönbrunn an der Wasserleitung teilnehmen werden. Dann wieder war zu hören, dass die außerhalb der Mariahilfer Linie befindlichen Gemeinden, einfach zu umgehen und sie sich eine eigene Wasserleitung errichten müssen.....

Im September 1873 wurde das Reservoir auf dem Wienerberg, das 100.000 Eimer Wasser aufnehmen konnte und sogleich die Spülung der Hauptrohre durchführt. Nun sind alle drei Reservoirs gefüllt und das auf dem Rosenhügel in einer Höhe von 280 Fuß angelegt, 40.000 Eimer, jenes auf der Schmelz in einer Höhe von 260 Fuß, 132.000 Fuß Eimer und das auf dem Wienerberg in einer Höhe von 240 Fuß, wie erwähnt mit 100.000 Eimer. Von der Schmelz wurde der Röhrenstrang längst der Märzstraße bis zur Mariahilferstraße gefüllt und wird das Spülwasser durch einen zwölfzölligen Ablass in die Kanäle geleitet. Die Füllung dauerte drei Stunden, dabei war der Schieber nicht ganz geöffnet. Die Röhren der Ferdinands Wasserleitung sind mit der Hochquellenleitung verbunden, Der Hochstrahlbrunnen wird mit dem Wasser vom Wienerberg versorgt und zwar durch die Leitung in der Matzleinsdorfer Straße, Wiedner Hauptstraße über die Lastenstraße....

Die Stadt Wien hatte wieder etwas zu feiern. Dieses Ereignis fand im Kursalon im Stadtpark statt das sogenannte Wasser Bankett, die feierliche Eröffnung der Wiener Hochquellen-Wasserleitung fand hier seinen Abschluss. Ab nun Erste Kaiser Franz Joseph Hochquellenleitung. Diese Bezeichnung blieb bis 1922. 250 Personen nahmen daran teil. Natürlich war man gehobener Stimmung, hatte man doch etwas Großartiges zuwege gebracht. Die Kapelle des Regiments „Heß“ besorgte die Tafelmusik, das köstliche Menü stammte aus dem Restaurant Faber.

Die gesamte Ministerriege war vertreten, ebenfalls die Mitglieder der Wasserversorgungs-Kommission, der Polizeipräsident Marr. Der Präsident der „Concordia“ und all die anderen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens....

Juli 1874: Die Bewohner der Donaumetropole Wien litten seit einiger Zeit unter einer entsetzlichen Hitze, weit und breit kein Regen in Sicht. Die Wiener wurden bezüglich Wasser, dass sie aus Kaiserbrunn, Rax, Schneeberg und Schneealpengebiet bezogen, zur Sparsamkeit aufgerufen. Eine Frage wurde wieder aktuell, nachdem die Vororte unter Wassermangel litten und schon seit langem der Lösung harrten. Die Frage hatte eine Berechtigung doch hing es davon ab, ob die Vororte bald oder später mit der Großkommune vereinigt werden. Die bisher Ausgeschlossenen hatten inzwischen einen riesigen Aufschwung genommen, die Häuseranzahl sowie die Bewohner, alle benötigen Wasser, denn ihre Brunnen lieferten wenig oder nur ungenießbares Wasser. Wasserleitungen gab es keine in den Vororten. So sind die Menschen, wollten sie ein reines Wasser trinken, darauf angewiesen sich das Nutz- und Trinkwasser, für teures Geld, bringen zu lassen.

In der herrschenden Sommerhitze leidet aber auch die Qualität des gelieferten Wassers. Dazu kommen noch die sanitären Zustände die während einer heißen Periode äußerst unangenehm sind.

So haben Vertreter der Vorortegemeinden Versuche gemacht um ihrer Bevölkerung zu einwandfreien Wasser zu verhelfen. Die Gemeindevertretung hatte sofort nachdem die Rohre mit Quellwasser gefüllt waren, das Wasser der Albertinischen Wasserleitung den betreffenden Vorortegemeinden wie Rudolfsheim sofort zu überlassen. Die Leistungsfähigkeit dieser Wasserleitung betrug schon früher pro Tag nur 6 bis 7000 Eimer und jetzt kaum noch 3000 Eimer, damit war der Bevölkerung in den Vororten kaum geholfen. Noch betrüblicher erging es den anderen Vororten, ihnen konnte überhaupt nichts angeboten werden.

Man wusste nicht einmal noch wie viel Wasser von der Hochquellenleitung zu erwarten war, als gehofft wurde. Die Vorortegemeinden hatten nun den Auftrag eine aktuelle Berechnung sowie Durchschnitt vorzunehmen und der Großkommune zur Verfügung zu stellen. Wer kam für die Kosten der Ausdehnung der Hochquellenleitung auf? Man war der Ansicht, dass die Kosten für die Röhrenlegung in den Vororten, diese selbst zu tragen hätten.

Neben der Hochquellenleitung, gab es noch die Hernalser- und die sogenannten Hofwasserleitungen, aber auch die Hernalser Regierungswasserleitung sowie die Matzleinsdorfer Wasserleitung, welche jedoch nicht alle Eigentum der Kommune waren. Von diesen Leitungen durfte man sich keineswegs genügend Wasser erwarten.

Man ging davon aus durch die Einbeziehung der dem Kaiserbrunnen usw. benachbarten Quellgebiete den Bedarf dementsprechend steigern zu können.

1876: Ein Leser aus Fünfhaus schreibt der Redaktion des Illustrierten Wiener Extrablatt: „Dass in dem Wiener allgemeinen Krankenhaus der Krankenstand derart niedrig ist, hat man dem Hochquellwasser zu verdanken. Nun wann kommt Fünfhaus in den Genuss des köstlichen Nass? Aber wie sieht es in dem sehr bevölkerten und Trinkwasser armen Fünfhaus aus? Die Seitengassen der Schönbrunnerstraße erhielten Auslaufbrunnen die Wasser aus der Albertinischen Leitung gaben. Wegen mangelhaften Zufluss bald darauf wieder gesperrt und daraufhin bekamen sie Hoch quellenwasser. Wie glücklich war die Bevölkerung, dass das mühsame Heranschaffen des Wassers von Mariahilf endlich vorbei war. Und so manchem Biertrinker blieb Geld in der Tasche so gut mundete ihm nun das Wasser. Das Nass wurde zur Gewohnheit auch bei den Tieren. Die Pferde der schweren Fuhrwerke, welche von der Rudolfsbrücke zur Schmelz fuhren, nicht eher von dem Auslaufbrunnen der Hochquellenleitung wegzubringen waren, als bis sie getränkt wurden. Auch die Kutscher versichern, ihre Pferde trinken kein anderes Wasser mehr. Bald kam es wieder anders. Das Hochquellwasser wurde dem Altfünfhaus wieder entzogen, es gab dann überhaupt kein Wasser und nun fließt Jauche aus demselben. Gibt es hier keine Sanitätsbehörde? Im Voraus für die Aufnahme dieses zweiten Notschreies des nun gepflasterten Fünfhaus dankend C.G.

Jänner 1877: Die Stadtväter sind wegen der Wasserfrage sehr beunruhigt. Noch ist nicht die gesamte Stadt mit dem Quellwasser versorgt, obwohl man auf die Pumpwerke der Kaiser Ferdinand Wasserleitung noch nicht verzichten kann und diese daher mit einbezieht. Der einzige Vorteil dieses teuren Unternehmens ist der, dass wenigstens die Gesundheitsverhältnisse auffallend verbessert wurden. Viel wichtiger wäre es, wenn endlich die Kaiserstadt mit dem kostbaren Nass versorgt wäre, doch gibt es eine Vermutung, dass das Hochquellwasser verschwendet und man keinerlei Handhabe hätte dies zu verhindern. Der Wasserverbrauch sollte durch Wassermessern kontrolliert werden. Diese Instrumente lieferten die Firma Leopolders Magnet Wassermesser und Faller Apparate.

Unerfreulich ist für die Parteien jene Situation wo die Wasserleitung nicht bis in die Etage reicht, sondern im Hof aus einem Auslaufrohr das Quellwasser zu holen ist. Der Hausmeister, ein Sparmeister hat die Öffnung so eng gestaltet, dass nur ein dünner Strahl die Gefäße füllen kann und die Dienerschaft um so länger dort verharren müssen.

Juli 1877: Eines Tages waren die Wiener erstaunt und verwundert, ihr so geschätztes Hochquellenwasser zeigte sich als schmutzige Brühe die jedermann daran hinderte davon zu kosten. An den Obmann der Wasserversorgungskommission, Vizebürgermeister Uhl, waren viele Klagen über den Zustand des Wassers eingegangen. Denn zahlreiche der Wiener Bevölkerung befürchtete bereits, dass dieser Zustand bleibend sein werde. Man konnte die Bevölkerung beruhigen, vor einigen Tagen war über das Gebiet starker wolkenbruchartiger Regen niedergegangen und bald darauf werden sie wieder ihr klares genussreiches Wasser genießen können.

November 1877: Die Menschen im 2. Wiener Bezirk waren nicht gewillt sich ihr Hochquellenwasser entziehen und durch Donauwasser ersetzen zu lassen, dafür vielleicht noch den Wasserkreuzer zu entrichten.

Vor kurzem trat im allgemeinen Krankenhaus die Diarrhoe epidemisch auf. Die Ärzte schöpften sofort den Verdacht, dass das Donauwasser die Ursache sein könnte, die chemische Untersuchung wurde eingeleitet. Wegen der Wasserknappheit wurde den Vororten filtriertes Donauwasser zugeführt, davon bekommt auch das israelische Spital in Währing, die Kranken jedoch weigern sich diese Mischung zu trinken. So bekamen sie nun Hochquellwasser in Fässern geliefert.

Da der Wasserstand von Tag zu Tag niedriger wird so ist es höchste Zeit neue Wege zu finden. Die chemische Untersuchung hat Zunahme organischer Substanzen ergeben.

Dezember 1877: Die Gemeinderäte scheinen keine Weihnachtsferien zu kennen, in einer Sitzung war die Leistungsfähigkeit der Hochquellenleitung Gegenstand einer lebhaften Debatte. Vizebürgermeister Uhl erläuterte das Thema: „Bereits im November verminderte sich der Zufluss des Quellwassers und sank wegen der Trockenheit auf 480.000 Eimer. Die Niederschläge in diesem Monat erhöhten den täglichen Bedarf auf 607.000 Eimer, der Frost reduzierte den Zufluss auf 454.000 Eimer. Zuletzt war er auf 433.000 Eimer. Inzwischen war dieser wieder auf 457.000 Eimer gestiegen.“ Die Wasserversorgungskommission musste diese Maßregel ohne Genehmigung treffen, denn sonst hätten manche Teile der Stadt kein Wasser gehabt.“

1883: Die Bewohner des Schottenrings und dem Franz Josephs Kai erleben gerade jene Situation vor der sich die Wiener immer gefürchtet hatten. In diesen Häusern ist seit den ersten Nachmittagsstunden des gestrigen Tages das Hochquellwasser ausgeblieben, eine äußerst unangenehme Lage. Es wird vermutet, dass die plötzlich eingetretene Jännerkälte dieses Problem ausgelöst habe.

Erst mit dem Bau der Zweiten Hochquellenwasserleitung aus dem Hochschwabgebiet konnten all diese Probleme gelöst und die Wasserversorgung gesichert werden.

QUELLEN: Das Vaterland, 13. Jänner 1883, Neues Wiener Blatt, 12. Juli 1874, 25. Oktober 1873, Die Morgen Post, 25. Jänner 1877, 17. November 1877, 22. Juli 1864, 24. September 1873, Illustrierte Wiener Extrablatt, 31. Juli 1877, 18. September 1876, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO

Wissenssammlungen/Essays/Historisches_von_Graupp


Bild 'sim-link'
Austria-Forum Beiträge in ähnlichen Gebieten