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ZIEHRERFEIERN#

Lanner, Strauß Johann Vater und Sohn sind 1913 nur mehr Erinnerungen in der Walzerstadt Wien. Doch ihr einstiger Rivale Carl Michael Ziehrers Stern leuchtet nach wie vor am musikalischen Firmament. Obwohl die lebenslustige Zeit längst vorbei, wird er geliebt und erfreut mit seiner Kunst die Massen.

Auch im Mai 1943 wurde in Baden zu seinem 100. Geburtstag in einer Feierstunde des Verewigten gedacht, die einen festlichen und schönen Verlauf nahm. Die Badener waren mit großer Freude der Einladung gefolgt, hatten sie ihn doch noch in bester Erinnerung, kannten sie doch all seine herrlichen Melodien die hier in Baden erklungen sind. Es begann mit der Operette des „Schönen Rigo“, es folgte der Welterfolg “Landstreicher“, „Die drei Wünsche“, den „Fremdenführer“, den „Schätzmeister“ bis zum „Liebeswalzer, und „Ball bei Hof“, in ausgezeichneten Aufführungen kennen. Sie umjubelten ihn im Kurpark und Kurhaus seine von echtem Wiener Frohsinn erfüllten Walzer und Märsche und so mancher von ihnen standen mit dem Meister in persönlicher Verbindung, wenn Hofballmusikdirektor mit seiner Gemahlin Marianne zum Sommeraufenthalt eingetroffen war und über Einladung im Stadtpark oder in der Arena seine Werke dirigierte.

Der beliebte Komponist feierte so manches Familienfest im schönen Baden. 1913 gab es seinen 70. Geburtstag und im selben Jahr, im September seine silberne Hochzeit. Das war Grund genug ihm zu Ehren in der Arena seine Operette „Manöverkinder“ zur Erstaufführung zu bringen, in den Zwischenakten dirigierte Ziehrer seinen Wiener Bürger Walzer und seinen beliebten Schönfeldmarsch und stand im Mittelpunkt unübertroffener Huldigungen. Diesem prominenten Paar wurde in späteren Jahren so mancher Sommermonat von dem Badener Musikverein gestiftete Ziehrerzimmer im Badener Musikheim zur Verfügung gestellt.

Die feierliche Gedenkstunde wurde durch einen Prolog eingeleitet, der von dem Wiener Schriftsteller Dr. Fritz Stüber stammte, und von Helmut Janatsch mit tief empfundenen Worten unddes Meister Ziehrer reiches Schaffen pries. Dazu sang Olga Voll, Badens Operettendiva im beseelten Sopran die Romanze „Verliebt“ aus „König Jerome“, und das Walzerlied „Sei gepriesen du lauschige Nacht“ aus der Operette „Die Landstreicher“ und aus dem „Fremdenführer“ „O Wien mein liebes Wien“. Ein Beifallsorkan zwang die Künstlerin ihre Darbietung zu wiederholen.

Eine Ballettgruppe wiedergab in graziöser Weise den Walzer „Weana Madeln“.

Kapellmeister Bogo Leskovic ließ die schönsten melodiösen Kompositionen des Jubilars durch sein Bühnenorchester ertönen. Es erklangen die Ouvertüren der Operetten: „Fesche Geister“, „Die drei Wünsche“, die Walzer „Wiener Bürger“ und „Hereinspaziert“, dazwischen die Schnellpolka „Vinea“, ohne dem „Schönfeldmarsch“ kann ein Ziehrer Konzert nicht brillieren. Zum Abschluss nochmals militärisch mit „Der Traum eines österreichischen Reservisten“.

Begeisterung ohne Ende dankte den Ausführenden für das wunderbar Gebotene. Es war einfach ein herrlicher Tag in dieser trüben Zeit.

Quellen: Badener Zeitung, 3. September 1913, 19. Mai 1943, Österreichische Nationalbibliothek, ANNO

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