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Das Ende des Internationalen#

International Theatre Vienna#


Von der Wiener Zeitung (23. Mai 2012) freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Von

Alexander U. Mathé


Marilyn Wallace
Marilyn Wallace Produzentin und Schauspielerin.
© itv

Wäre es nicht tragisch, ein Theater zu loben, das es schon bald nicht mehr geben wird? Diesem Theater quasi an seinem Ende mitzugeben, dass es, entgegen der künstlerischen Leistung aufgrund widriger Umstände, seine Existenzberechtigung verwirkt hat?

Das International Theatre Vienna wurde 1980 von Marilyn Wallace und ihrem Mann in der Porzellangasse, Ecke Müllnergasse im Alsergrund gegründet. Die kleine englische Bühne machte sich stets mit Eifer an große Herausforderungen heran: Mit Werken wie George Orwells "1984", Shakespeares "Hamlet" oder Stevensons "Dr. Jekyll and Mr. Hyde" bereicherte es das Wiener Theaterprogramm. Zu Weihnachten sorgte stets das Stück "A Christmas Carol" für ein Saison-Highlight.

Wenn auch bei einer ausgesuchten Fangemeinde sehr beliebt, blieb dem Theater der nötige Erfolg dennoch zusehends verwehrt. An der Leistung der Schauspieler mag das nicht gelegen haben. Es war immer wieder ein Genuss jemanden wie den dynamischen Alan Burgon auf der Bühne zu sehen, Theater-Urgestein Jack Babb, oder die Intendantin selbst.

Die Schuldenlast auf der einen Seite und Subventionskürzungen auf der anderen haben dem International Theatre nach 32 Jahren ein Ende bereitet. Bis Ende Juni laufen die Produktionen "Relatively Speaking" und "Mark Twain‘s America" noch, dann ist Schluss. Da wäre es eigentlich ausgesprochen tragisch, das letzte Stück zu loben. Aus der Feder von Herbert Moulton und Babb bietet es ein "Best of" Twain; von "Tom Sawyer" bis hin zu seinem sarkastischen Hasspamphlet gegen die - seiner Meinung nach fürchterliche - deutsche Sprache.

Es wäre wohl in der Tat tragisch, nun da alles vorbei ist, das International Theatre Vienna zu preisen. Also vergeben wir lieber die Anzahl der Sterne, die sich ein Theater verdient hätte, das zuzusperren muss.

Wiener Zeitung, 23. Mai 2012