Stirbt der klassische Kommunismus mit Fidel Castro?#
Otmar Höll
Ehrlich gesagt, kann man diese Frage nicht wirklich für alle Zukunft beantworten. Es spricht aber vieles dafür, dass das so sein wird. Gegenwärtig gibt es seit dem Ende des Kalten Krieges und damit dem Ende der Bipolarität nur noch einige wenige Staaten, die sich als „kommunistisch“ oder als „Volksrepublik“ bezeichnen. Unter anderen gehören neben Kuba dazu China, Vietnam, Nordkorea und Myanmar/Burma.
Der Wegfall eines eigenen, wenn auch nicht sehr effektiven kommunistischen „Weltmarktes“ in Form des RGWbzw. COMECON, des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe, durch den Zusammenbruch der Sowjetunion und der osteuropäischen Staaten hat selbst ein so riesiges Land wie China schon 1978 veranlasst, seine Wirtschaftspolitik nach und nach zu liberalisieren.
Heute zählt China zu jenen Staaten, die sich am erfolgreichsten in einer globalisierten Welt behaupten konnten. Ähnliches gilt – mit Abstrichen – auch für Vietnam. Selbst Nordkorea versucht seine Abschottung vom „kapitalistischen“ Weltmarkt durch verstärkte Kontakte mit Südkorea und in Zukunft aller Voraussicht nach mit wirtschaftlichen Anpassungen an den freien Weltmarkt zu begegnen. Auch Kuba versucht dies, aber wegen des bestehenden Boykotts de rUSA ist Kuba nicht sehr erfolgreich.
Eine andere Frage ist, ob in diesen Staaten die kommunistischen (Einheits-)Parteien in der Lage sein werden, langfristig ihr politisches Monopol über Staat und Gesellschaft aufrechtzuerhalten, da diese in der Folge von wirtschaftlicher Liberalisierung auch mit den gesellschaftlichen Konsequenzen – letztlich dem Verlust der kulturellen Hegemonie und damit auch der politischen Akzeptanz und Disziplin – zu kämpfen haben werden.
In Lateinamerika hat das Kuba Fidel Castros in jüngster Zeit durch die Bildung einer Freihandelszone mit den sozialistisch regierten Ländern Bolivien und Venezuela seine Isolierung vielleicht ein wenig erleichtert und ein politisches Zeichen gesetzt. Auch überraschende demokratische Wahlsiege linker Kandidatinnen und Kandidaten in Lateinamerika in der jüngeren Zeit können als ein Zeichen verstanden werden, dass der „Sozialismus“ als Idee und als politische Kraft nicht tot ist. Ob dies aber reicht, um selbst den „klassischen Kommunismus“ (in seiner totalitären Form) wieder zu beleben, darf bezweifelt werden. Zu sehr ist sein Ansehen durch die im Gefolge seines Scheiterns in Osteuropa veröffentlichten Verbrechen diskreditiert und sind seine strukturellen Unzulänglichkeiten deutlich geworden.
Dieser Essay stammt mit freundlicher Genehmigung des Verlags aus dem Buch: