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Das Rendezvous der drei Museen#

Drei Kunstinstitutionen bekamen durch die Errichtung des Museumsquartiers einen festen Standort#


Von der Wiener Zeitung (Donnerstag, 5. Mai 2011) freundlicherweise zur Verfügung gestellt

Von

Manisha Jothady


Erwin Wurms 'House attack' am Mumok
Erwin Wurms "House attack" aus dem Jahr 2006: Das auf das Mumok einstürzende Einfamilienhaus war einer der Höhepunkte der zehnjährigen Ausstellungsgeschichte im Museumsquartier.
© Foto: Mumok

  • Mit dem MQ bekam Wien ein zuvor nicht vorhandenes Zentrum für zeitgenössische Kunst.
  • Heiße Diskussionen im Vorfeld des Baubeginns.
  • Eines der zehn größten Kulturareale der Welt.


Wien. Einst einer der prächtigsten kaiserlichen Marställe Europas, heute eines der zehn größten Kulturareale weltweit: Das Museumsquartier (MQ) ist in mehrerlei Hinsicht ein Raum außergewöhnlicher Dimensionen.

Zwischen seiner Eröffnung Ende Juni 2001 und der Errichtung der barocken Hofstallungen liegen fast 300 Jahre. Langwierig gestalteten sich auch die Diskussionen über eine angemessene Nutzung der 60.000 Quadratmeter großen Fläche im Zentrum der Stadt, die 1922 zu einem Messegelände umfunktioniert wurde. Erste Überlegungen zu einem Museumsquartier gab es bereits in den 1980ern vor der Ausschreibung des Wettbewerbs, den das Architektenduo Ortner & Ortner schließlich 1990 für sich entschied.

Außen alt, innen jung#

Heftig debattiert wurde bis zum Baubeginn 1998 nicht nur über die Kosten des Gesamtkomplexes, sondern vor allem über die Höhe der Museumsneubauten. Nichts sollte aus Sicht des Denkmalschutzes die historische Fassade trüben. Die ursprünglich geplanten Glasfassaden für Mumok und Leopold Museum wichen Ummantelungen in Naturstein.

Statt hoch hinauf, geht es in beiden Häusern zunächst einmal tief hinunter. Fast unmerklich fügen sie sich in die umgebende Dachlandschaft ein. Und der Bau des Wahrzeichens des MQs – ein als schmales Hochhaus konzipierter Leseturm – wurde schon 1994 abgewiegelt. So sieht das Museumsquartier, obwohl im Kern zehn Jahre jung, von außen ziemlich alt aus. Dessen ungeachtet findet man hier Vergangenheit und Zukunft, Kulturtourismus und Naherholung, Hochkultur und Szene außergewöhnlich vielschichtig amalgamiert. Neben den zahlreichen Initiativen unterschiedlichster kreativer Sparten haben durch die Errichtung des MQs vor allem drei der wichtigsten Kunstinstitutionen des Landes eine feste Adresse erhalten. Das Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien agierte seit 1979 an zwei temporären Spielstätten (im 20er Haus nahe dem Belvedere und im davon entlegenen Palais Liechtenstein im 9. Bezirk). Auf den insgesamt acht Etagen des Mumok, wie der bis September 2010 amtierende Direktor Edelbert Köb das Museum eingängig taufte, fanden bisher rund zehn Ausstellungen jährlich statt. Dabei war von Anfang an klar, dass die 4800 Quadratmeter umfassende Ausstellungsfläche im basaltgrauen Kubus nicht annähernd genug Platz für eine adäquate permanente Präsentation der Sammlung (circa 7000 Werke) und parallel stattfindende Wechselausstellungen bietet.

Köbs Nachfolgerin Karola Kraus wird auf den Platzmangel mit weniger Ausstellungen antworten: Nur noch drei, vier große, über mehrere Etagen verlaufende, dafür stärker im Dialog mit der Sammlung stehende Projekte soll es jährlich geben. Das Jubiläum des MQs begeht das Mumok vorerst mit seiner Schließung von Juni bis September. Bevor die erste von Kraus kuratierte Schau "Museum der Wünsche" eröffnet, wird nämlich noch umgebaut. Schon Köb korrigierte das Gebäude kurz nach Fertigstellung: Der Künstler Heimo Zobernig installierte im Lichtschacht einen weißen Kubus und schuf damit eine durchgehende Ebene, wo es vorher keine gab.

Ein Platz für die Kunsthalle#

Wie das Mumok hatte auch die Kunsthalle Wien bis zum Umzug ins Museumsquartier nur ein Übergangszuhause. Man erinnert sich heute noch etwas wehmütig an den gelben Containerbau am Karlsplatz. Parallel dazu hatte die Institution bereits seit Dezember 1995 provisorische Ausstellungsflächen im MQ und konnte so die künftige Heimstätte im Bewusstsein zu verankern. Nach kurzen Diskussionen um die Nutzung des Kunsthallengebäudes durch das aus allen Nähten platzende Mumok und die Übersiedlung der Kunsthalle ins Künstlerhaus am Karlsplatz bieten die zwei Ausstellungshallen im Haupthaus (1119 Quadratmeter und 528 Quadratmeter) auch künftig ausreichend Platz für ein rundum massentaugliches Programm.

Am meisten gefruchtet haben aber die Verhandlungen des im Vorjahr verstorbenen Rudolf Leopold. Die weltweit größte Egon-Schiele-Sammlung sowie Werke der Österreichischen Kunst des 19. Jahrhunderts und der Österreichischen Moderne wurden mit dem Bau des Leopold Museums der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Zehn-Jahres-Jubiläum des MQs ist damit auch jenes dieser Institution, was ab 23. September mit zeitgenössischer Kunst aus der Sammlung und einer großen Schiele-Schau signalisiert wird. Davor ist das Haus aber noch mit ganz grundsätzlichen Problemen konfrontiert: Bis zum Sommer soll die neue Direktion feststehen.

Wiener Zeitung, Donnerstag, 5. Mai 2011


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