Antike Wehrpflicht#
Von der Wiener Zeitung (Samstag/Sonntag, 19./20. Jänner 2013) freundlicherweise zur Verfügung gestellt.
Von
Mario Rausch
Allgemeine Wehrpflicht oder Berufsheer? Im alten Griechenland gab es auf diese Frage nur eine Antwort: jeder Bürger hatte die Pflicht, Dienst mit der Waffe zu leisten. Dies war damals ein Voraussetzung dafür, politische Rechte zu genießen. Ausgebildet wurde man während eines zweijährigen Präsenzdienstes, den man üblicherweise im Alter von 18 bis 20 Jahren leistete.
Während dieser Zeit mussten die Rekruten Wachdienste an den Grenzen leisten. Im Ernstfall, also wenn es zum Krieg mit feindlichen Nachbarn kam, wurde aber die gesamte Bürgerarmee mobilisiert. Diese war ein exaktes Abbild der Gesellschaft, da jeder Soldat mit jenen Waffen diente, die er sich leisten konnte. Die Reichen stellten daher die Reiterei, während das Gros der Bürger als Infanteristen, als sogenannte Hopliten, ins Feld zog. Die ärmeren Schichten dienten entweder als Leichtbewaffnete oder als Rudermannschaften auf den Schiffen.
Im antiken Athen waren die einzelnen Regimenter nach der Herkunft der Soldaten gegliedert. Da also Kameraden aus demselben Dorf oder Stadtteil Seite an Seite kämpften, kam es zu einem besonderen Zusammenhalt innerhalb der Truppe. Die Kampftaktik war denkbar einfach: Man stellte sich in einer geschlossenen Reihe auf und rannte dann mit großem Schwung auf die gegnerische Schlachtreihe zu. Wem es gelang, die feindlichen Linien zu durchbrechen, hatte gesiegt. Diese Schlachtordnung bezeichnete man als Phalanx, als "Walze". Lange Zeit waren die Griechen mit dieser Taktik militärisch überaus erfolgreich.
Das änderte sich allerdings, als sich im Westen die Bürger einer anderen Stadt anschickten, zu Herren der Welt zu werden. Anders als die Griechen setzten die Römer dabei auf eine Berufsarmee. Sie bestand aus Freiwilligen, die sich meist schon in jungen Jahren zum Dienst mit der Waffe verpflichteten. Nach ihrer Musterung erhielten die Jungmänner ein "Militärzeichen" der besonderen Art: ein unzerstörbares Brandmal oder eine Tätowierung auf der Hand. Dann wurden sie zu einer Truppeneinheit, einer Legion, abkommandiert, wo sie eine vier- bis fünfmonatige Grundausbildung absolvierten.
Hatten die Rekruten diese überstanden, begann für sie der Alltag in der Armee. Dieser war zum größten Teil Routine: schlafen, essen, einfache Lagerdienste und Drill. Entscheidend war, dass die Legion effizient als Einheit operierte und Befehlen bedingungslos gehorchte. Rekruten mussten zweimal täglich zum Exerzieren antreten, erprobte Soldaten nur einmal.
Mit diesem Berufsheer eroberten die Römer weite Teile Europas, Nordafrikas und des Nahen Ostens und blieben in militärischen Belangen Jahrhunderte lang das Maß aller Dinge.
Mario Rausch, geboren 1970, lebt als freier Publizist in Klagenfurt und Wien.
Leider sehr ungenau, Sparta hatte eine Berufsarmee und dazu einen König für den Frieden und einen für den Krieg wie Leonidas, der als "basileus polemos" (Kriegskönig) am Thermopylenpass Europa rettete, ausschließlich mit seiner Leibgarde, da das Parlament das Heer nicht für den Einsatz freigegeben hatte. Dadurch hatte Athen Zeit zu mobilisieren und konnte sich erfolgreich verteidigen. Sokrates war Hoplit in der Athener Phalanx, einer dreieckigen Gefechtsform, 8 Mann tief, in etwa 10.000 Mann Stärke, die der Kavallerie weit überlegen war.
Viele Hopliten waren auch Söldner, etwa jene 10.000 Mann, die unter dem Kommando von Xenophon gegen die Perser kämpften, am ehesten vergleichbar dem Schweizer System, das obwohl vielgeschmähte Milizionäre, viele sogenannte "Reisläufer" hervorbrachte, die rasch zur weltbesten Infanterie wurden und schon 1315 und 1386 - obwohl Miliz - den Habsburger Ritterheeren, die bis auf den letzen Mann inklusive des Herzogs getötet wurden, weit überlegen waren, etwa durch die besonders wirksame Armbrust und eine ganz besonders durchdachte Taktik des Infanteriekampfes gegen Kavallerie.
Der sogenannte "Winkelried-Effekt" von Sempach 1386 ist in die Geschichte eingegangen. Winkelried trat vor die Front und zog damit die Angriffsspitzen des Ritterheeres auf sich, die dadurch die geschlossene Formation aufgaben, was zur extremen Niederlage bis auf den letzten Mann führte. Auch der Infanterist Winkelried überlebte naheliegenderweise nicht, sein Selbstopfer trug aber wesentlich zur politischen Entwicklung der Schweiz bei. Die versuchte Versklavung durch die Habsburger im Sinne der Leibeigenschaft wurde abgewehrt, der Schweizer Bürger blieb frei.
Die Schweizergarde des Papstes, die am 6. Juni 1527 beim "sacco di roma", gegen Frundsbergs Landsknechte bis auf den letzten Mann fiel, bestand aus Milizsoldaten, die in den Dienst des Papstes getreten waren. Hätten diese nicht das Papsttum gerettet, obwohl die meisten evangelisch waren, hätte die Geschichte einen anderen Verlauf nehmen können.
Miliz und Söldner schlossen sich damals keineswegs aus. Viele ehemalige US-Soldaten dienen heute in Privatarmeen wie "Blackwater" ausschließlich für Geld und nicht direkt für einen Staat, also als reine Söldner etc.
-- Glaubauf Karl, Dienstag, 5. Februar 2013, 13:22
Im antiken Griechenland hatten die Olympiasieger übrigens das "Privileg" in der ersten Schlachtreihe marschieren zu dürfen, was offensichtlich als besondere Ehre galt.
-- Glaubauf Karl, Mittwoch, 6. Februar 2013, 08:22
Zum Begriff der Phalanx wäre der ausgezeichnete Artikel in der wikipedia mit Gewinn heranzuziehen, wobei die sumerische Stele dort die Tiefengliederung mit acht Mann beweist, der Feldherr konnte jedoch diese Tiefe beliebig verändern. Ein einheitliches antikes Griechenland wie im Artikel angedeutet gab es nicht sondern lediglich Stadtstaaten wie Athen, Sparta, Theben, Korinth etc. mit jeweilig völig verschiedener (Wehr-)Verfassung, weshalb nur ein differenzierender Ansatz der Fragestellung gerecht werden kann. erst durch Aexander den Großen wurde ab 336 vor christus Griechenland geeint infolger der Niederlage bei Chaironeia. Hier kämpften nur Spartaner, die anderen Stadtstaaten verweigerten die Unterstützung.
-- Glaubauf Karl, Mittwoch, 6. Februar 2013, 08:52