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Ein Leben für die Neue Musik#

Hans Landesmann ist tot#


Von der Wiener Zeitung (Mittwoch, 18. September 2013) freundlicherweise zur Verfügung gestellt


Musikmanager und unermüdlicher Förderer junger Komponisten prägte das heimische Kulturleben über Jahrzehnte hinweg.#

Hans Landesmann
2007 bekam Hans Landesmann das Große Goldene Ehrenzeichen für seine Verdienste um das Land Wien.
© APAweb, ROLAND SCHLAGER

Salzburg/Wien. Seine Frau Elaine hat er nur um wenige Wochen überlebt: Am Mittwoch ist der Musikmanager Hans Landesmann, der das österreichische Musikleben der vergangenen 50 Jahre wie wenige andere prägte, im Alter von 81 Jahren gestorben. Von schwerer Krankheit gezeichnet, hatte sich der glühende Verfechter zeitgenössischen Musikschaffens in den vergangenen Jahren zunehmend aus jenem Konzertbetrieb zurückgezogen, den er unter anderem als Generalsekretär des Wiener Konzerthauses, als Direktoriumsmitglied der Salzburger Festspiele und als Musikdirektor der Wiener Festwochen mitgestaltet hatte und dem er nach Ende seiner aktiven Zeit als Konzertbesucher weiter treu blieb.

Als "einen großen Wegbereiter und glühenden Idealisten, der stets Musik möglich gemacht hat und sich für das Neue begeistert", hatte Konzerthaus-Chef Bernhard Kerres Hans Landesmann anlässlich dessen Geburtstagskonzerts zum 80er gewürdigt. Auf dem Programm standen Werke einiger der vielen Komponisten, die er gefördert und begleitet hatte, Beat Furrer, György Ligeti und Georg Friedrich Haas, auf dem Programm. "Die Komponisten sind ja die Wichtigsten für die Musik, dann kommen die Interpreten, und erst danach die Manager", sagte Landesmann einmal in einem Interview mit der APA. Doch auch das Gustav-Mahler-Jugendorchester, die Musiktage Mondsee oder die Salzburg Biennale gäbe es ohne den ebenso kompetenten wie leidenschaftlichen Musikfachmannes vermutlich nicht.

Chemie-Studium an der Sorbonne#

Landesmann wurde am 1. März 1932 in Wien geboren und nahm bereits als Sechsjähriger Klavierunterricht in Ungarn, wohin seine Familie 1938 gezogen war. Nach seiner Rückkehr nach Wien absolvierte er ein Klavierstudium an der Hochschule für Musik. Nach einem Chemie-Studium an der Pariser Sorbonne und an der Columbia University New York gab er seine wissenschaftlichen Pläne nach dem unerwarteten Tod seines Vaters 1957 auf und trat in den Familienbetrieb ein, den Vieh- und Fleischgroßhandel Alexander Landesmann und Sohn in St. Marx.

Seine Karriere als Musikmanager begann er 1964 als Direktoriumsmitglied der Wiener Konzertgesellschaft, deren Vizepräsident er ab 1974 war, ehe er 1977 bis 1983 als Generalsekretär "die wunderbarsten Jahre meines Lebens" (Landesmann) verbrachte. Wie er den ungewöhnlichen Doppeljob meisterte, erklärte er in seinen Lebenserinnerungen: "Im Vieh- und Fleischgeschäft in St. Marx begann ich immer sehr früh am Tag, sodass ich, wenn die Künstler aufgewacht waren, um zehn oder halb elf am Vormittag, schon im Konzerthaus zur Verfügung stehen konnte."

Kulturinitiativen #

1979 bis 1983 war er Mitglied des Programm-Komitees der Wiener Festwochen. In der Folge war Landesmann an der Etablierung zahlreiche Kulturinitiativen beteiligt: 1984/85 organisierte er in London das spartenübergreifende Festival "Mahler, Wien und das 20. Jahrhundert" gemeinsam mit Claudio Abbado, mit dem er 1986 das "Gustav Mahler Jugendorchester" gründete. 1988 initiierte er die "Mondseer Musiktage". Aber auch international war Landesmann hoch aktiv: Von 1984 bis 1988 war er künstlerischer Leiter des Jugendorchesters der Europäischen Gemeinschaft, 1986/87 Beauftragter für Musik für die österreichische "Europalia" in Brüssel. Außerdem war er als Berater tätig, etwa für das Barbican Center London und die Alte Oper Frankfurt.

Karajan: "Seifenblasen eines Dilettanten" #

An der Strukturreform der Salzburger Festspiele war Hans Landesmann federführend beteiligt - nicht stets zur Freude von Herbert von Karajan, der Landesmanns Vorschläge als "Seifenblasen eines Dilettanten" kritisierte. Ab 1. Jänner 1989 war der Musikmanager Mitglied des Direktoriums der Salzburger Festspiele und auch Mitglied der Findungskommission für eine neue Leitung. An der Seite von Intendant Gerard Mortier prägte er in der neuen Struktur von 1991 bis 2001 ein Jahrzehnt lang als kaufmännisch-organisatorischer Leiter und Verantwortlicher des Konzertbereiches die Salzburger Festspiele der Post-Karajan-Ära.

Von 2002 bis 2004 war Landesmann als Musikdirektor der Wiener Festwochen wieder in seiner Heimatstadt tätig, wo er sich intensiv der Förderung neuer Musik widmete und sich im Auftrag der Stadt auch Gedanken über die Bespielung des Theaters an der Wien nach Beendigung der Zeit als Musical-Bühne machte. Von der Spitze der Salzburg Biennale, die er als Intendant und Spiritus Rektor im Jahr 2009 begründete, zog er sich nach der erfolgreichen ersten Ausgabe aus Altersgründen zurück. 2007 wurde Landesmann das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien verliehen, 2011 erschienen seine Erinnerungen unter dem Titel "Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum" im Zsolnay Verlag.

Wiener Zeitung, Mittwoch, 18. September 2013


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