Trauer um einen Wiener Allround-Charmeur #
Der Kammersänger Heinz Holecek ist 74-jährig gestorben #
Von der Wiener Zeitung (14. April 2012) freundlicherweise zur Verfügung gestellt.
Heinz Holecek – vom Opernsänger zum Liebling auf allen Bühnen.#
Wien. (irr) Wer im Wiener Kulturleben auf ihn traf – und das Gegenteil war einst kaum möglich –, hat ihn als Menschenfreund schätzen gelernt. Mit einer Ausnahme vielleicht: Wenn Heinz Holecek bei der Ausübung seiner Kunst gestört wurde, wenn da etwa jemand bei einer Lesung laut tratschte, konnte sich der Störenfried schon eine öffentliche Abmahnung einhandeln. Feinfühlig und nach Perfektion strebend – so kannte man Heinz Holecek auch. Vor allem aber als gewinnend im privaten Umgang und auf seinen vielen Podien, ob es nun Oper- oder Schauspielbühne war, jene des Kabaretts oder des Wienerlieds. Diesen Freitag endete nun in Wien das Leben Heinz Holeceks. Schon im Februar war er auf der Straße zusammengebrochen, danach lag er im Koma.
Genau 74 Jahre vor diesem Freitag hatte das Leben des Wieners begonnen. Studiert hat er am Konservatorium und an der Akademie für Musik und darstellende Kunst, erste Auftritte absolvierte der Bariton, gerade 21-jährig, im Musikverein. 1960 schlüpfte er erfolgreich in eine seiner späteren Paraderollen: Nach einer Absage Josef Meinrads debüttierte er als Papageno in Mozarts „Zauberflöte“ an der Volksoper. Das Haus am Währinger Gürtel sollte eine Art künstlerische Heimat für ihn werden; im Jahr 2000 feierte er dort 40-Jahr-Jubiläum und bestritt dabei als Doolittle in „My Fair Lady“ ein spätes Rollendebüt.
Doch auch die Staatsoper hat Holecek früh erobert, auch dieses Haus im Vogelhändlerkostüm: 1962 sang er am Ring erstmals den Papageno, 115 Mal sollte er es dort noch tun. Gefeiert wurde „Honzo“ allerdings auch für seinen Frosch in der „Fledermaus“; und nicht selten lieh der Kammersänger Mozarts Figaro oder dem Leporello („Don Giovanni“) seine Stimme.
Millimetergenau imitiert #
Doch auch abseits des Musiktheaters schlüpfte Holecek mit Vorliebe in fremde Rollen, ließ da seiner parodistischen Leidenschaft die Zügel schießen. Ein Kabinettstückchen etwa die alte Platte „Leise, leise“ (Preiser Records). Unter dem Motto „Wie man was bleibt auf der Opernbühne, ohne sich anzustrengen“ und mit Karl Löbl als Stichwortgeber imitiert Holecek in fiktiven Interviews berühmte Vertreter der Musikwelt. Auch in etlichen Fernsehsendungen sorgte er für Lacher. Ob Konrad Lorenz, Hugo Portisch oder der – millimetergenau persiflierte – Marcel Prawy: Vor Holecek war kein VIP sicher.
Seine Popularität außerhalb der Operngemeinde erarbeitete sich Holecek aber nicht zuletzt durch das Wienerlied, dem er sich bei Konzertabenden und Plattenaufnahmen intensiv widmete. Und auch auf der Schauspielbühne reüssierte der Wiener, sei’s als Zettel in Shakespeares „Sommernachtstraum“ oder Rappelkopf in Raimunds „Alpenkönig und Menschenfeind“.
Holecek selbst war nicht nur ein Menschenfreund – seine Sympathien galten auch den Tieren, für die er sich tatkräftig einsetzte. Und so trauern nun nicht nur führende Kulturpolitiker und Direktoren um ihn, sondern auch der Wiener Tierschutzverein zollt Holecek Tribut: „Ein großes Herz für Mensch, Tier und Kultur hat aufgehört zu schlagen“, heißt es aus dem Verein.