Ein Teleskop für Hedy Lamarr#
Mit der Umbenennung des „Vienna Quantum Space Link“ in „Hedy Lamarr Quantum Communication Telescope“ ehren ÖAW-Präsident Anton Zeilinger und Heinz W. Engl, Rektor der Universität Wien, die große österreichische Erfinderin Hedy Lamarr. #
Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von der Universität Wien und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (12. Dezember 2014)
Das Hedy Lamarr Telescope am Dach des Instituts für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) ist eine von vier europäischen Bodenstationen, die im Zuge eines österreichisch-chinesischen Forschungsprojekts die Quantenkommunikation mit einzelnen Photonen zu Satelliten testet.#
Wien, 12.12.2014 Diese optische Bodenstation ist ein Unikat: Sie empfängt Informationen in Form von Lichttornados; sie dient für eine Reihe unterschiedlichster Experimente; sie ist essentieller Bestandteil der österreichisch-chinesischen quantenphysikalischen Experimente im Weltall; und sie ist die einzige ihrer Art im Zentrum einer europäischen Millionenmetropole. Im Mai 2013 ging sie schlicht als „Vienna Quantum Space Link“ auf dem Dach des Instituts für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) in Betrieb. Nun tauften sie ÖAW-Präsident Anton Zeilinger und der Rektor der Universität Wien, Heinz W. Engl, offiziell „Hedy Lamarr Quantum Communication Telescope“.
„Mit dieser Namensgebung ehren wir eine große österreichische Erfinderin“, so ÖAW-Präsident Anton Zeilinger. 1940 entwickelte Lamarr gemeinsam mit dem Komponisten George Antheil eine Funkfernsteuerung für Torpedos. Durch gleichzeitig selbsttätig wechselnde Frequenzen wäre die Fernsteuerung schwer anzupeilen und damit weitgehend störungssicher gewesen. Trotz der Bewilligung als US-Patent im Jahr 1942 kam das Frequenzsprungverfahren während des Zweiten Weltkriegs nicht mehr zur Anwendung. Dafür spielt das „frequency hopping“ heute in der Mobilfunktechnik (etwa bei Bluetooth-Verbindungen oder auch in der GSM-Technik) eine zentrale Rolle. „Hedy Lamarr war eine Pionierin. Erst in den letzten Jahren ist die Zahl der Frauen in wissenschaftlichen Führungspositionen deutlich gestiegen. Gerade in den Naturwissenschaften werden wir künftig noch verstärkt daran arbeiten, Frauen für Top-Positionen zu gewinnen. Die Arbeit von Hedy Lamarr ist ein Beispiel für bahnbrechende Arbeiten einer Erfinderin, welche noch heute Relevanz für die Wissenschaft haben“, so Rektor Heinz W. Engl. Der „Tag der Erfinder“ wird alljährlich an ihrem Geburtstag, dem 9. November, gefeiert.
„Die interkontinentale Quantenkommunikation basiert auf dem Austausch verschränkt präparierter Lichtteilchen, die uneingeschränkt sichere kryptographische Schlüssel erzeugen“, verwies Zeilinger auf die Verbindung zwischen dem Verfahren Hedy Lamarrs und dem Einsatz des „Quantum Key Relay“-Protokolls, das den sicheren Schlüsseltausch zwischen zwei beliebig weit voneinander entfernten Stationen auf der Erde via Satellit garantiert. „Dank ihrer wissenschaftlichen Spitzenleistungen genießt die Universität Wien Weltruf im Bereich der Quantenphysik“, so Rektor Heinz W. Engl in seiner Rede und weiter: „Die Internationalität in Forschung und Lehre ist uns ein wichtiges Anliegen. Durch die Kooperation mit den chinesischen Partnern wird das weltweite Netzwerk der Universität Wien weiter gestärkt.“
Das „Hedy Lamarr Quantum Communication Telescope“ ist eine von vier europäischen Bodenstationen, die im Zuge des österreichisch-chinesischen Forschungsprojekts QUESS (Quantum Experiments on Space Scale) die Quantenkommunikation mit einzelnen Photonen zu Satelliten testen wird. Das ist derzeit das große Projekt. Es ist freilich nicht das einzige, Pläne gibt es viele.
Das Teleskop erweist sich zudem als ideales Instrument für zahlreiche weitere Experimente. Im November gelang es Physikern des IQOQI erstmals Informationen mittels verdrehtem Licht durch die bewegte Atmosphäre einer Großstadt zu übertragen. In Form von „Lichttornados“ wurden Bilder von Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig Boltzmann und Erwin Schrödinger von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik auf der Hohen Warte in Wien-Döbling über eine Distanz von drei Kilometern zu dem Empfänger auf dem Dach des Instituts geschickt.
Quellen#