Der Tod als Hilfe#
Da bin ich bei einem Freund auf Besuch. Ich bin hektisch wie immer, er ist gelassen. Auf einem Tisch steht eine alte römische Urne, ein schönes Stück. Ich schaue hinein; ein bisschen Asche ist drinnen. Ich sage ironisch: "Hier müsste wohl auch einmal eine Putzfrau her." Mein Freund antwortet lächelnd: "Nein, in der Urne ist die Asche eines Römers, der vor mehr als 2000 Jahren gelebt hat."
Schweigen. Und dann ich: "Und das - eine Art Friedhof - hast Du in Deinem Zimmer stehen und lebst die ganze Zeit damit?"
Mein Freund: "Ja, immer wenn ich Probleme habe, schaue ich in die Urne und denke mir: was sind meine Problme doch für Kleinigkeiten! In 2000 Jahren ist von mir (mit VIEL Glück) nicht mehr da, als so ein Häufchen Asche."
Mich hat dieses Erlebnis stark beeinflusst. Ich verstehe heute, warum die Lehrer der Habsburgerkinder den Auftrag hatten, jeden Tag mindestens einmal zu sagen: "Vergesst nicht, auch ihr seid sterblich!" (damit deren mögliche Überheblichkeit gedämpft würde). Da bin ich bei einem Freund auf Besuch. Ich bin hektisch wie immer, er ist gelassen. Auf einem Tisch steht eine alte römische Urne, ein schönes Stück. Ich schaue hinein; ein bisschen Asche ist drinnen. Ich sage ironisch: "Hier müsste wohl auch einmal eine Putzfrau her." Mein Freund antwortet lächelnd: "Nein, in der Urne ist die Asche eines Römers, der vor mehr als 2000 Jahren gelebt hat."
Schweigen. Und dann ich: "Und das - eine Art Friedhof - hast Du in Deinem Zimmer stehen und lebst die ganze Zeit damit?" Mein Freund: "Ja, immer wenn ich Probleme habe, schaue ich in die Urne und denke mir: was sind das für Kleinigkeiten! In 2000 Jahren ist von dir (mit VIEL Glück) nicht mehr da, als so ein Häufchen Asche."
Mich hat dieses Erlebnis stark beeinflusst. Ich verstehe heute, warum die Lehrer der Habsburgerkinder den Auftrag hatten, jeden Tag mindestens einmal zu sagen: "Vergesst nicht, auch ihr seid sterblich!" (damit deren mögliche Überheblichkeit gedämpft würde). Und wenn es mir (oder Dir) einmal schlecht geht, dann kann ich nur empfehlen: fahre nach Eisenerz oder Hallstatt (oder wo gibt es das sonst noch?) und lass' Dir vom Pfarrer den Karner (die Knochenkammer) aufsperren: da liegen sorgfältig aus den Gräbern herausgeholt die Überreste (Knochen, Schädel, ...) von Menschen, manchmal fein säuberlich beschriftet: unsere Vergänglichkeit wird uns damit so bewusst, dass unsere Probleme plötzlich fast lächerlich werden.
Und wenn es mir (oder Dir) einmal schlecht geht, dann kann ich nur empfehlen: fahre nach Eisenerz oder Hallstatt (oder wo gibt es das sonst noch?) und lass' Dir vom Pfarrer den Karner (die Knochenkammer) aufsperren: da liegen sorgfältig aus den Gräbern herausgeholt die Überreste (Knochen, Schädel, ...) von Menschen, manchmal fein säuberlich beschriftet: unsere Vergänglichkeit wird uns damit so bewusst, dass unsere aktuellen Probleme plötzlich fast lächerlich werden.
Dieser Aufsatz ist aus dem Buch "Der Anfang" aus der XPERTEN-Reihe.