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„Die Liebe zur Kunst muss größer sein als das Kalkül“#

Der Wiener Galerist Ernst Hilger erzählt von seinen Anfangsjahren als Kunst- und Musikmanager, erklärt, warum Bildende Kunst heute zur Bildung gehört, analysiert die neuesten Veränderungen auf dem Kunstmarkt und berichtet von seinen Beziehungen zu den Künstlern.#


Von der Wiener Zeitung (Samstag, 3. Jänner 2009) freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

von

Oliver Bentz


Wiener Galerist Ernst Hilger

„Wiener Zeitung:“ Herr Hilger, wie sind Sie eigentlich zur Kunst gekommen?

Ernst Hilger: Man spricht da ja immer von Berufung oder so etwas... Tatsache ist immerhin, dass meine Kunstbegeisterung schon sehr alt ist. Ich bin schon als Zehnjähriger aus eigenem Antrieb ins Museum gegangen. Rubens war für mich ein erstes gewaltiges Erlebnis, was natürlich auch mit den wunderbaren Damen zu tun hatte, die er gemalt hat. Als ich vierzehn war, gab es eine riesige Max Beckmann-Ausstellung in Deutschland, die mich sehr beeindruckt hat. Und ich hatte einen Cousin, der mit Kunst zu tun hatte und mich immer wieder mit zeitgenössischer Kunst in Berührung brachte. Während meines Welthandels-Studiums habe ich den Sammler Peter Infeld und einige Bildende Künstler kennen gelernt. In meiner Funktion als Kulturreferent der Hochschülerschaft hat mich eines Tages jemand gefragt, ob wir nicht gemeinsam so etwas wie „Kunst für Studenten“ machen wollen. Das war eigentlich die Initialzündung. Am 15. April 1971 haben wir – Peter Infeld, Peter Grebner und ich – mit einem Blatt von Alfred Hrdlicka die „Studenten-Edition“ gestartet. Die Idee dieser „Studenten-Edition“ war es, Studenten preiswerte Kunst anzubieten. Man musste am Abend der Vorstellung des graphischen Blattes seinen Studentenausweis vorzeigen und bekam dann ein Blatt zugeteilt: um 360 Schilling erhielt man einen Hrdlicka, einen Arnulf Rainer, einen Karl Korab oder einen Vertreter der Wiener Schule. Alle, die mitmachten, waren bekannte österreichische Künstler. Sie hielten die Sache für eine gute Idee und dachten, diese Studenten werden vielleicht später ihre Sammler werden. Und viele Leute, die damals ihren ersten aktiven Kontakt mit der Kunst hatten, haben sich dann später an anderer Stelle als führende Persönlichkeiten des Kunstsponsorings betätigt. Sie können fragen, wen Sie wollen: Wenn er etwa in meinem Alter ist, hat er bestimmt damals in unserer „Studenten-Edition“ sein erstes Kunstwerk erworben. Aus einer Sache, die reiner Begeisterung entsprungen war, ist später mein Beruf geworden.

Sie haben sich aber auch mit Musik beschäftigt . . .

Ja, am Anfang meiner Tätigkeit auf dem Feld der Kunst ist die Musik noch sehr stark nebenbei mitgelaufen. Ich war ja der Besitzer dieses heute schon legendären Folklokals „Atlantis“. Da hatten alle österreichischen Popgrößen von heute ihre ersten Auftritte. Ich habe sehr viele Konzerttourneen gemacht, habe den Leonard Cohen gut gekannt und all diese Leute. Das war eigentlich damals meine Welt. Vorher war die Kunst mein Hobby, während ich dachte, dass die Musik mein Beruf werden wird. Dann hat es sich gerade umgekehrt entwickelt – ein kleiner Umweg war das.

Was gibt Ihnen die Beschäftigung mit der Kunst?

Das hat sich natürlich – so schrecklich das klingt – in den letzten 38 Jahren sehr verändert. Am Anfang war das ein großes Spiel, ein Faszinosum, ein Hineinriechen in fast alle möglichen Kunstrichtungen, von sehr kommerziellen, bis hin zu sehr unkommerziellen. Ich habe zum Beispiel in meiner Galerie mit Christian Schad und Alfred Hrdlicka angefangen – habe aber gleichzeitig Ausstellungen mit Landschaftsaquarellen und solchen Sachen gemacht. Das heißt, ich habe durch die sehr offenen siebziger und die noch sehr experimentellen achtziger Jahre lange Lernzeiten gehabt, ohne den Zwang, mich festzulegen. Erst Mitte der achtziger Jahre habe ich eigentlich herausgefunden, was mich in der Kunst vorwiegend interessiert und was ich gerne habe. Abgesehen davon hat mich immer besonders die Zusammenarbeit mit Künstlern fasziniert. Aus meiner ganz frühen Zeit als Galerist sind zwei, drei Künstler geblieben, die ich heute noch sehr mag, aber das restliche Programm ist eigentlich nach 1985 entstanden.

Wie sollte Ihres Erachtens nach ein Galerist beschaffen sein?

Vor allem muss er eine riesengroße Liebe zur Kunst haben. Und die muss größer sein als jedes Kalkül. In der Kunst funktionieren viele Dinge ganz anders als in der übrigen Welt. Es gibt keine Regel, außer der, dass man sehr korrekt sein muss. Man muss seine Zusagen halten und versuchen, nur die Kunst zu zeigen, von der man selber überzeugt ist. Da ja fast alle Künstler große Monomanen sind, ist für sie das Umfeld in einer Galerie oft entscheidender als der Galerist. Wenn in diesem Umfeld seine Freunde sind, hält es ein Künstler viel länger aus, als wenn er dort mit Leuten zu tun hat, die er vielleicht zwar schätzt, aber nicht so gern mag. Dann kommt noch dazu, dass die Zusammenarbeit mit einem Künstler eine ganz außerordentliche Situation ist. Hat der Künstler schon eine gewisse Bedeutung, wenn man ihn als Galerist kennen lernt, dann ist es für den Künstler entscheidend, ob man ihm als Person und als Arbeiter etwas bieten kann, was ihn interessiert. Er ist also der Stärkere in der Beziehung. Wenn ich einen jungen Künstler kennen lerne, ist das umgekehrt. Da bin dann ich einmal der Stärkere. Wenn ich ihn aber schlecht behandle und er sich gut entwickelt, dann werde ich schnell der Schwächere und er geht weg. Das heißt aber andererseits nicht unbedingt, dass er auch bei mir bleibt, wenn ich ihn gut behandle. Bei einer Beziehung zwischen Künstler und Galerist spielen viele emotionale Faktoren eine Rolle. Man kann aber natürlich sagen, dass die Kunst in den letzten Jahren sehr viel professioneller geworden ist. Die Künstler haben heute Marketingstrategien, sie haben Finanzberater und oft auch eine Ausbildung auf wirtschaftlichem Gebiet. Der Künstler weiß heute viel genauer, was er will. Das liegt auch daran, dass die Medien sich seit den letzten eineinhalb Jahrzehnten sehr viel mehr für Kunst interessieren. Bis Mitte der achtziger Jahre gab es in den österreichischen Tageszeitungen kaum regelmäßige Kunst-Berichterstattung – vielleicht eine Spalte „Galerienrundgang“, aber das war es dann auch schon. Theater, Oper und all die anderen öffentlichen Ereignisse haben bis dahin immer viel größere Beachtung gefunden. Heute ist die Bildende Kunst etwas, was alle Leute interessiert. Das hat natürlich mit der finanziellen Situation der Menschen zu tun, mit dem höheren Bildungsstand und Lebensstandard. Es kam die große Erbengeneration, die von vorneherein einen anderen Zugang zu Geld hatte, als die Menschen, die sich nach dem Krieg wirklich jeden Groschen ersparen mussten. Damals waren die Sammler sehr viel dünner gesät und die Barriere vor der Kunst war viel höher. Heute ist Kunst etwas, was zum Leben eines gebildeten Menschen dazugehört. Das geht vom regelmäßigen Museums- und Galerienbesuch über den Katalogkauf bis zum Kauf von Kunstwerken.

Wie eignet sich ein Galerist eigentlich sein Know-how an?

Heute können Sie das alles an der Universität studieren. Sie können Kunstgeschichte und Wirtschaft kombinieren, Kunstmanagement lernen. Früher war das „learning by doing“, man hat einfach ausprobiert. Man hatte natürlich auch weniger Kosten. Angefangen vom Porto, über die Werbung bis hin zu den Mieten war früher alles billiger zu haben, allerdings wurde auch weniger professionell gearbeitet. Heute dagegen ist alles – aber wirklich alles – sehr viel reglementierter. Es gibt neue Gesetze, etwa das Folgerecht oder die Copyrights. Natürlich ist immer noch das Wissen über Kunst und über den Kunstbetrieb das Wichtigste. Sie müssen Künstler und ihre Potenziale beobachten, Netzwerkmöglichkeiten eruieren, Entwicklungen voraussehen. Das Vermarkten von Kunst oder das Heranbringen an das Publikum ist heute aber ein wesentlich professionellerer Job als früher.

Nach welchen Kriterien wählen Sie die Künstler aus, die Sie vertreten?

Unsere Galerie ist ja unterteilt. Wir haben einerseits ein experimentelles Programm, das wir gemeinsam mit Siemens führen, das „Siemens_artLab“: dort wird von Kuratoren, die jedes Jahr wechseln, Kunst aus Österreich und den südosteuropäischen Ländern ausgesucht und auf einer Museumstour gezeigt. Das ist ein Vorfeld, aus dem dann Künstler in die Galerie übernommen werden. Außerdem gibt es unsere zeitgenössische Galerie, das „hilger contemporary“, wo meine Direktorin, Kuratoren und ich gemeinsam das Programm zusammenstellen. Wir versuchen einheimische Künstler aufzubauen und spannende Ausstellungen aus dem Ausland zu zeigen. Und dann gibt es noch die klassische „Galerie Ernst Hilger“, die aus der „Graphik-Edition“ entstanden ist. In ihr versuche ich, gewisse Künstler zu präsentieren, die teils schon in den Sechzigern sind, oder teils leider schon verstorben. Ergänzend dazu stellen wir Persönlichkeiten der etablierten Kunstgeschichte aus, wie etwa jetzt Allan Jones. Es ist die vierte Ausstellung dieses großen Pop-Art-Künstlers, mit dem wir schon 16 Jahre zusammenarbeiten.

Ihnen ist ja nicht nur das Handeln mit Kunst wichtig, sondern auch der Kontakt mit Künstlern. Was haben Künstler, was „Nicht-Künstlern“ fehlt?

Künstler haben – ich spreche jetzt von solchen, die über den Durchschnitt hinausragen – große kreative Energie und sind faszinierende Persönlichkeiten. Sie sind manchmal sehr schwierig, manchmal unglaublich liebenswert und schwierig, und manchmal auch nur liebenswert – aber sie sind Menschen, die einem intellektuelle Zugänge eröffnen, die man von anderen Menschen nicht bekäme. Für mich ist deshalb das Arbeiten mit lebenden Künstlern viel wichtiger als die Präsentation von Werken verstorbener. Was mich bei der täglichen Arbeit motiviert, sind Freundschaften und Beziehungen zu Künstlern. Die Bilder, die hier in der Galerie oder irgendwann an einer Zimmerwand zu Hause hängen, sind für mich wie Tagebuchblätter, das ist ja alles mein Leben. Kunsthändler zu sein, ist ein Fulltime-Job, eine Aufgabe ähnlich der eines Familienvaters oder Bruders oder Ehemanns – im Grunde genommen ein Beruf, der das ganze Leben ausfüllt. Jeder Künstler, der sein Werk in meine Hände gibt, vertraut mir, dass ich das Beste damit mache. Da muss ich mich dann am Abend oder am Sonntag oder im Urlaub – auch wenn ich Mitarbeiter habe – mit seiner Sache auseinandersetzen, wenn er anruft und ein Problem hat. Das muss ich nicht nur für den Künstler tun, sondern auch für den Sammler oder den Kritiker. Wenn es mir einmal nicht gelingt, was auch passiert, fühle ich mich ganz schlecht.

Der Kunstmarkt expandiert, fast täglich hört man von Rekordpreisen, auch für zeitgenössische Kunst. Wie beurteilen Sie das?

Der Wellenschlag des Kunstmarktes ist natürlich nicht hundertprozentig von der restlichen Welt zu trennen, er kommt nur mit einer gewissen Zeitverzögerung und abgeschwächt hier an. Wenn jemand ein Bild zu einem bestimmten Preis gekauft hat, ein Bild, das ihm eine Freude bereitet, dann wird er nicht wie ein Aktienspekulant täglich die Preisentwicklung studieren. Er hat ja das Bild zu einem Preis gekauft, der ihm seine Liebe wert war. Jene Spekulanten, die in den achtziger Jahren mit Krediten Bilder gekauft haben, gibt es kaum mehr. Letztlich aber hat die Kunst in den letzten hundert Jahren eine stete Aufwärtsbewegung durchgemacht. Das heißt, ein Künstler mit sehr guter Qualität wird immer im Wert steigen, auch wenn er zu gewissen Zeiten weniger gefragt ist.

Es gibt seit einiger Zeit Künstler, die ihre Arbeiten direkt – etwa über Auktionshäuser – vermarkten. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Es wird immer Einzelgänger geben, die ein anderes Mittel der Vermarktung wählen als den Galeristen. Und es wird sicherlich permanent die Rolle des Galeristen neu definiert. Früher haben viele Galerien einen Künstler alle paar Jahre ausgestellt, Prozente kassiert – und sich wenig darum gekümmert, was in der Zwischenzeit passiert. Aber auch damals gab es schon Galeristen, die zu ihren Künstlern wirkliche Beziehungen aufgebaut haben. Natürlich sind die Auktionshäuser für uns Galeristen ein Problem – das lässt sich nicht leugnen. Früher hat der Galerist die Entwicklung eines Künstlers „miterleben“ können. Wenn etwa ein Sammler ein Bild verkaufen wollte, kam er in die Galerie, in der er es zwanzig Jahre zuvor gekauft hatte. Er bat den Galeristen, das Bild für ihn zu verkaufen. Der hat das dann treuhändisch gemacht und seine Prozente bekommen. Heute geht ein Sammler, der ein Bild verkaufen will, im Normalfall ins Auktionshaus. Andererseits muss man natürlich zugeben, dass gute Auktionsergebnisse den Markt beeinflussen. Geschäfte, die in einer Galerie passieren, gehen ja meist relativ diskret vor sich. Wenn dagegen etwas im Auktionshaus verkauft wird, steht es am nächsten Tag in der Zeitung und die ganze Welt weiß, welcher Künstler wie teuer verkauft wurde. Das bietet natürlich auch Chancen. Viele Leute wissen jetzt, von welcher Galerie der jeweilige tolle Künstler betreut wird, und kaufen dann dort Bilder von ihm – meist übrigens viel billiger, weil die Preise in der Original-Galerie oft viel niedriger sind als auf dem zweiten oder dritten Markt. Ebenso ist aber eine Auktion, bei der ein Künstler sich schlecht verkauft, für seinen Galeristen schlecht, weil das dann ebenfalls die ganze Welt weiß. Diese Angst muss sich jeder Galerist eingestehen, sonst lügt er sich in die eigene Tasche. Wenn ich hingegen in meiner Galerie einmal eine Ausstellung habe, die schlecht läuft, dann wissen es der Künstler und ich. Das ist kein Fanal, deswegen fallen die Preise nicht und auch die Stimmung verschlechtert sich nicht. Zusammenfassend kann man sagen, dass sich die Rolle des Galeristen dauernd ändert. Es wird immer mehr eine Betreuer- und Vermarkterrolle. Und weil es immer mehr Verkaufsquellen gibt, die nichts mit dem Bilderverkauf zu tun haben, wird der Galerist auch Berater, Organisator von Kunst-Events, ja sogar Produzent. Aber die Galerie, in der Bilder ausgestellt werden, in der man Neues entdecken und Leute kennen lernen kann, wird es immer geben.

Sie haben ja ein ganz besonderes Verhältnis zu Alfred Hrdlicka, dessen Werk Sie mehr als vier Jahrzehnte lang betreuen.

Ich war noch ein junger Mann, als ich Alfred Hrdlicka kennen lernte, und habe dann mit ihm und Manfred Chobot mein erstes Buch gemacht, die „Briefe einer Hausmeisterin“. Dann gab es eine Zeit, in der Hrdlicka das große Mahnmal in Wuppertal gemacht hat und sowohl in den Medien als auch finanziell nicht gut dastand. Da habe ich ihm ab und zu etwas abgekauft, was ihm auch gut getan hat. Später gab es dann so etwas wie ein Schlüsselerlebnis auf der „Art Basel“: Ich hatte damals ein ganz tolles Bild von Lovis Corinth, in das sich Hrdlickas Frau verliebte, und das er dann auch von mir erworben hat. Damals hat er – wohl mehr noch seine Frau – gesagt: „Ein Galerist, der so einen Corinth auftreibt, der muss etwas Besonderes sein.“ Von da an hat sich unsere Zusammenarbeit rapide intensiviert. Wir haben jahrelang fast täglich miteinander gefrühstückt. Ich habe dann meine Galerie mit Hrdlicka eröffnet und immer wieder Ausstellungen mit ihm gemacht, bis er eines Tages gesagt hat: „Machen Sie einfach alles für mich.“ Hrdlicka war vielleicht auch – wie ich offen zugeben muss – für ein Jahrzehnt für mich zu dominant und hat alles andere, was ich gemacht habe, erdrückt. Er war aber auf der anderen Seite sehr großzügig und von einer großen Freundlichkeit mir gegenüber. Er hat es dann – vielleicht am Anfang nicht so gerne – akzeptiert, dass es auch ihm nützt, wenn die Galerie durch andere Künstler größer und besser wird. Während er selber ja wenig anfängt mit dem Rest der Kunst, hat er doch eingesehen, dass es nicht gut wäre, wenn man hier das ganze Jahr nur Hrdlicka zeigen würde. Das war aber für ihn sicherlich ein genau so schwieriger Lernprozess wie für mich. Hrdlicka hat neulich einen Satz gesagt, der für mich nach all den Jahren das schönste Kompliment von ihm war. Auf die Frage, warum er denn mit mir zusammenarbeitet, hat er einfach gesagt: „I mog eahm.“ Und darauf reduziert sich im Endeffekt sehr vieles, wenn Sie von der großen Kunst, dem großem Marketing und viel Geld absehen: es muss einfach stimmen. Der Künstler und der Galerist müssen das Gefühl haben, dass sie einander gegenseitig befruchten.

Ernst Hilger, geboren 1950 in Wien, interessierte und engagierte sich schon während seines Studiums der Betriebswirtschaftslehre für Kunst. 1971 war er Gründungsgesellschafter der Galerie Academia in Salzburg und 1972 der Galerie Spectrum in Wien. Zusammen mit Paul Kruntorad gab er 1974 die erste österreichische Kunstzeitung, den „Galerienspiegel“, heraus. 1976 eröffnete Hilger eine Galerie in der Dorotheergasse, die von 1987 bis 1993 in Frankfurt und von 1998 bis 2003 in Paris Dependancen hatte. Jedes Jahr beteiligte er sich an den bedeutenden internationalen Kunstmessen. Die „Galerie Ernst Hilger“ zeigt Klassiker wie Pablo Picasso und Andy Warhol ebenso wie Werke von Erró, Jirí Kolár, Jacques Monory, Mimmo Rotella oder österreichische Malerei von Hans Staudacher, Georg Eisler, Hubert Schmalix, Nikolaus Moser und Eduard Angeli. Das Werk von Alfred Hrdlicka wird von der Galerie Hilger weltweit vertrieben. Seit 1996 fördert Ernst Hilger gemeinsam mit Siemens Österreich im „Siemens_artLab“ junge Kunst aus Ost- und Südosteuropa. In der 2003 gegründeten Galerie „hilger contemporary“ werden zeitgenössische Kunst-Positionen wie u. a. Daniele Buetti, John Gerrard, Andreas Leikauf, Brian McKee, Spencer Tunick, Julie Monaco oder Massimo Vitali präsentiert. Gemeinsam mit Herbert Grass gründete Hilger 1975 den Verband österreichischer Galerien moderner Kunst, dem er von 1987 bis 2000 als Präsident vorstand. Von 1998 bis 1999 wirkte er als künstlerischer Beirat für die Bank Austria und gründete 2000 gemeinsam mit Werner Rodlauer die online-Kunstzeitung „artmagazine.cc“. Von 2002 bis 2007 war er Präsident des Europäischen Galeristenverbandes. Seit 2007 ist er Präsident auf Lebenszeit der internationalen Fachjury des Feaga-Preises und Gründungsbeirat der Pulse Miami, New York und Miami. Zu Ernst Hilgers zahlreichen Ehrungen gehören der „Officier des Arts et Lettres“ und das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien. Die Wirtschaftskammer Wien/Gremium Kunst und Antiquitäten verlieh ihm 2008 den Osc-ART für seine herausragende Arbeit mit zeitgenössischer Kunst.

Oliver Bentz, geb. 1969, lebt als Literaturwissenschafter und Kulturpublizist in Speyer.

Wiener Zeitung, Samstag, 3. Jänner 2009


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