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Jagdschloss Qusair el Amra in Jordaniens Wüste#

Entdeckt vom Österreicher Alois Musil#


Von

Günther Jontes

Die Aufnahmen wurden vom Verfasser in den Jahren 1985 und 1989 aufgenommen. Sie sind Teil des Archivs Bilderflut Jontes


Qusair el Amra
Qusair el Amra, unter CC BY 4.0

Inmitten einer Wüstenei aus Sand und Geröll 70 km östlich der jordanischen Hauptstadt Amman liegt das Schlösschen Qusair el Amra. Sein arabischer Name ist aufschlussreich. Er bedeutet „kleiner Palast von Amra“ und ist am Anfang des 8. Jahrhundert n.Chr. erbaut und ausgestattet eines der frühesten Denkmale säkularer islamischer Kunst. Seit 1985 ziert das kleine, jedoch wohlproportionierte Bauwerk der Ehrentitel Weltkulturerbe der UNESCO.

Eine bei der letzten Restaurierung entdeckte bis dahin verborgene Inschrift weist auf den omajadischen Prinzen und späteren Kalifen Al Walid II. als Erbauer hin. Das Schlößchen bietet all das, was dem Luxus der arabischen Hochkultur in dieser Zeit entsprach, als der Islam als Religion langsam auch eine eigene sich von der christlichen Antike sich lösenden Architektur und Malerei schuf. Man ging hier auf die Jagd und erfrischte sich nach anstrengenden Ritten sogar in einem Bad noch römischen Stils, entspannte sich in einer Art kleinem Gesellschaftssaal, ergötzte sich an den Malereien, die alle Wände bedeckten.

Im Lauf der Zeit hatten die Führungsschichten dann das Interesse an dieser Art von Vergnügungen verloren. Das Schlösschen wurde schlichtweg vergessen, vom Sand eingeweht, der es aber nicht nur verbarg, sondern auch seine Ausstattung schützte. Und dann kam ein berühmter Österreicher und entdeckte es wieder im Jahre 1898. Das war der österreichische, aus Böhmen stammende Orientalist Alois Musil (1868-1944), ein ganz ungewöhnlicher Mann, einer der besten Kenner der arabischen Sprache und ihrer Dialekte, dazu Theologe und Geograph, Professor auch an der Universität Wien. Er hatte sogar das Format, mit seinen Kenntnissen von Land und Leuten Arabiens im Ersten Weltkrieg im Auftrag Österreich-Ungarns für die mit diesem verbündete Türkei als Gegenspieler des britischen „Lawrence of Arabia“ T. E. Lawrence als „Musil of Arabia“ auf Beduinenstämme einzuwirken und diese teilweise auch davon abzuhalten, mit den Engländern im Vorderen Orient gemeinsame Sachen gegen das Osmanische Reich zu machen.

Musil hatte Qusair el Amra nicht nur entdeckt und dem Vergessen entrissen. Er erforschte und publizierte es auch als erster und machte es der staunenden wissenschaftlichen Welt zugänglich.

Qusair el Amra
Lizenziert unter CC BY 4.0
Qusair el Amra
Lizenziert unter CC BY 4.0
Qusair el Amra
Lizenziert unter CC BY 4.0
Qusair el Amra
Lizenziert unter CC BY 4.0

Ein tiefer Brunnen bis hinunter zum Grundwasserstrom der Wüste, der auch einige Oasen speist, versorgte das Bad mit dem notwendigen Nass

Qusair el Amra
Lizenziert unter CC BY 4.0
Qusair el Amra
Lizenziert unter CC BY 4.0

Das Bemerkenswerteste an der Innenausstattung sind die Wandmalereien. Sie sind in Freskotechnik ausgeführt. Dabei wird die Farbe auf den noch feuchten Putz aufgetragen aufgetragen und kann sich so in tiefere Schichten einsaugen ohne wie bei der Seccomalerei abblättern zu können. Wände und Kuppeln sind vollständig ausgemalt.

Der heutige, nicht sehr gute Erhaltungszustand ist nicht nur dem Zahn der Zeit zu schulden. Auch religiöser Vandalismus fanatischer Muslime und der gleich zu erachtende von pöbelhaften touristischen Besuchern hat den Bildern arg zugesetzt.

Fresken
Lizenziert unter CC BY 4.0
Fresken
Lizenziert unter CC BY 4.0

Die frühe Entstehungszeit weist darauf hin, dass das spätere strengere Gebot, keine Darstellungen lebendiger Geschöpfe wie Menschen, Tiere und Pflanzen zuzulassen, noch nicht durchgesetzt war. Deshalb treten uns Bilder von der Jagd, Badeszenen, Tänzer, Akrobaten vor Augen. Am kulturhistorisch interessantesten sind wohl die Szenen, die Handwerker bei ihrer Arbeit zeigen.

Fresken
Lizenziert unter CC BY 4.0
Fresken
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Fresken
Lizenziert unter CC BY 4.0
Fresken
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Weder die Bilderwelt der Gesamtausstattung zeigt Einheit, noch ist ein durchgehender Personalstil erkennbar. Man hat den Eindruck, dass einfach vielfältige Schaulust ohne größeren intellektuellen Hintergrund geboten werden sollte. Durchgehende Bildfelder wechseln mit in eine Art Kartusche eingefügten Darstellungen von Ganzfiguren bis hin zum Kopfporträt.

Fresken
Lizenziert unter CC BY 4.0
Fresken
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Fresken
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Jagdlust wird deutlich in den dynamischen Abbildungen gehetzter Gazellen und Wildesel, denen man hoch zu Ross nachsetzte.

Fresken
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Fresken
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Fresken
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Fresken
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Fresken
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Danach erfrischte man sich im Kreise seines Harems im Bad. Nacktheit begegnet einem, ebenso die Eleganz von Musik, Tanz und Akrobatik

Fresken
Lizenziert unter CC BY 4.0
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Fresken
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Fresken
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Fresken
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Beduinische Gastfreundschaft führt wieder in die Gegenwart zurück. Unweit des Qusair ist ein Zelt aufgeschlagen. Eine Familie hat sich wieder einmal hier niedergelassen, hat wohl auch ein wachsames Auge auf diesen Kulturschatz sondergleichen.

Beduinen
Lizenziert unter CC BY 4.0
Beduinen
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Beduinen
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Beduinen
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Beduinen
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Und zu dieser Gastfreundschaft zählt auch der in traditioneller Weise zubereitete und angebotene Kaffee.

Beduinen
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Beduinen
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