Ottnangien#
auch Ottnang-Stufe, Ottnangium oder Ottnang
Das Ottnangien ist ein regionaler, geologischer Zeitabschnitt des Jungtertiärs, das nach dem Ort Ottnang in Oberösterreich im Hausruck benannt wurde. Sie entspricht dem mittleren Teil der internationalen Stufe des Burdigalium. Das Ottnangien umfasst den Zeitraum vor 17 bis 18 Millionen Jahren.
Die Paratethys, ein Meerarm der einstigen Tethys, der durch das Aufschieben der Alpen und Karpaten von dieser abgetrennt wurde. In Oberösterreich reichte die Paratethys von den Alpen bis zum Granit-Gneismassiv des Mühlviertels.
Die Paratethys ist im Lauf von Jahrmillionen von Westen nach Osten verlandet. Zuerst wurde die Verbindung zum westlichen Mittelmeer über das Rhonetal abgetrennt. Der Meerarm im Raum von Oberösterreich ist nach dem Ottnangien verlandet. Das Ottnangien ist daher die oberste Meeresmolasse in Oberösterreich. Es gibt Fundstellen in Sandgruben entlang des Mühlviertler Granitmassives, also im ehemaligen Strandbereich. Aber auch Felsenküsten waren vorhanden, bei denen die Fossilien direkt auf dem Granit-Gneis aufliegen.
Im tieferen Bereich der Paratethys wurde Schlier abgelagert, der in Oberösterreich auch Mergel genannt wird.
So wie sich auch heute im Strandbereich andere Lebewesen aufhalten als in tieferen Meereszonen, so sind in diesen unterschiedlichen Lebensräumen unterschiedliche Fossilien zu finden. Napfschnecken, die überwiegend im Gezeitenberich leben, sind nur in der Nähe des ehemaligen Strandes zu finden. Die Uferzone, also die Sandgruben sind wesentlich reichhaltige an Fossilien als die Schlierzone. Doch sind nicht alle Sandgruben ergiebig. In den Mehlsande, also sehr feine Sande, die durch eine starke Brandung zerrieben wurden, enthalten auch kaum Fossilien, da diese in feinste Körner und Splitter zerrieben wurden.
Im Schlier sind an manchen Stellen kleine im Sand grabende Muscheln und Schnecken häufig zu finden. Die Fauna ist aber recht artenarm.
Leider sind in den Sanden die meisten Kalkschalen durch das saure Milieu des Granit- bzw. Gneisuntergrundes aufgelöst und man kann nur mehr Steinkerne finden. Ausnahmen sind die sehr widerstandsfähigen Calzitschalen von Austern und Pecten. Von den Aragonitschalern, zu denen die meisten Schnecken gehören, wurden die Schalen aufgelöst. Es sind nur mehr Steinkerne erhalten geblieben. Steinkerne sind das versteinerte Innere einer Muschel oder Scnecke, also ein Abdruck. Es gibt nur eine Schnecke im Ottnangien, die eine Calcitschale besitzt: Cirsostrema mioravica. Bei dieser ist die Schale erhalten.
Die Fossilien im Apenvorland sind nicht so spektakulär wie die der Alpen mit den schönen Ammoniten. Diese sind mit den Sauriern vor 65 Mio Jahren ausgestorben. Sie gab es daher zur Zeit des Ottnangien (vor 19 Mio Jahren) gar nicht mehr. Das ist wohl der Grund, dass kaum jemand Fossilien intensiver im Alpenvorland sammelt.