DAS EMPFANGSZIMMER#
ZEITZEUGEN
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Gustav Klimt arbeitet im Atelier in der Feldmühlgasse von 1912 bis zu seinem Tod im Jahr 1918. Er verwahrt hier nicht nur seine Utensilien auf, die er zum Malen und Zeichnen benötigt, sondern auch Skizzen und Entwürfe sowie persönliche, ihn inspirierende Objekte, Bücher und Kunstgegenstände. Einzelne Räume und deren Einrichtung sind vor allem durch zeitgenössische Fotos von Moritz Nähr und den Atelierbeschreibungen von Schiele und Ohta dokumentiert. Sie ermöglichen heute eine „Revitalisierung“ des Ateliers vor dem geistigen Auge des Besuchers.
Betritt man das Gebäude von der Südseite, so kommt man zuerst in einen Vorraum, von dem eine Tür hierher, in das ehemalige Empfangszimmer führt. Die ursprüngliche Einrichtung wurde von Moritz Nähr (1859-1945) festgehalten.
MOBILIAR
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Das Zimmer ist mit von Josef Hoffmann entworfenen und von der Wiener Werkstätte produzierten dunklen Möbeln ausgestattet, die Klimt von Freunden zum Geschenk erhält (heute Privatbesitz). An der Wand gegenüber der Türe steht ein dreiteiliger Vitrinenkasten, den Klimt bereits in seinem Atelier in der Josefstädter Straße nutzt. Ein dort befindliches Skelett soll auch in der Feldmühlgasse gestanden haben. In den Fächern und Laden wurden Skizzen, Entwürfe sowie ostasiatische Seidengewänder und Stoffe aufbewahrt, mit denen Klimt gerne seine Modelle schmückte. Vor dem Schrank steht ein hoher quadratischer Tisch mit zwei gepolsterten Sesseln. Alle Möbelstücke sind auf einem gemusterten Teppich der Wiener Werkstätte aufgestellt. Er wurde ebenfalls von Josef Hoffmann entworfen und bei der Firma Backhausen als „Modell Glockenblume“ produziert. KUNSTSAMMLUNG
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In der Glasvitrine des Schrankes befinden sich Kunstgegenstände, die großteils auch heute noch erhalten sind. Rechts an der Wand hängen japanische Holzschnitte und zwei große chinesische Rollbilder des 18. und 19. Jahrhunderts. Einer Atelierbeschreibung Schieles zufolge, befanden sich außerdem noch afrikanische Plastiken aus dem Kongo am Boden des Raumes, er soll sie von seiner Paris-Reise 1909 mitgebracht haben, sowie eine japanische rot-schwarze Samurai-Rüstung, auch sie ist heute noch erhalten. Diesen ostasiatischen Sammlungsschwerpunkt ergänzen eine frühe japanische No-Maske (wesentlich beim Gemälde „Die Braut“) und zwei Porzellanfiguren der späten Ming-Zeit (um 1600). Zudem sind einige Objekte aus dem europäischen Kulturkreis bekannt: eine romanische Madonna mit Kind, Biedermeier-Schnupftabakdosen und eine zeitgenössische Terrakottafigur. Die Verbundenheit zur Wiener Werkstätte zeigt sich im Besitz einer silbernen Petschaft und einer metallgetriebenen Dose, die Klimt zum 50. Geburtstag erhält, sowie Manschettenknöpfe und eine Krawattennadel (Entwurf Josef Hoffmann).
BIBLIOTHEK
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Im großen Wandschrank sind in den oberen Fächern links und rechts auch einige Bücher zu sehen. Klimt soll eine umfassende Bibliothek besessen haben, eine vollständige Liste des Bestandes ist leider nicht vorhanden. Einzelne Exemplare sind erhalten, zum Teil mit eigenhändigen Randbemerkungen von Klimt. Friederike Beer-Monti berichtet anlässlich einer Porträtsitzung, dass sie sehr anstrengend und lange andauernd waren, und dass Klimt dabei Verse von Dante und Petrarca zitiert hat. Er habe die Arbeit jede Stunde unterbrochen, um sich im Nebenraum beim Gespräch mit den ständig anwesenden Modellen zu entspannen. Alma Mahler erwähnt, dass Klimt in seinen Rocktaschen ständig die „Göttliche Komödie“ und den „Faust“ bei sich trug.
Christian M. Nebehay führt in seiner Klimt-Dokumentation einige mit Sicherheit in Klimts Besitz befindliche Bücher an. Oben Genanntes scheint nicht auf, dafür aber „Meyers Konversationslexikon“ und eine „Naturgeschichte der Thiere“, vierzehn kunsthistorische Schriften, darunter Werke über Cezanne, Goya, Degas, Aufsätze über Kunsthandwerk und künstlerische Schrift sowie mehrere Bücher über ostasiatische Kunst und Kunstgeschichte. Hermann Bahrs „Rede über Klimt“ (1912) ist aufgelistet, weiters Werke von Dostojewski, Schaukal, Servaes und Berta Zuckerkandl. In letzterem, der „Zeitkunst“ (1908), steht die Widmung: „Gustav Klimt als dem Ersten und Größten dies kleine Zeichen eines guten Wollens“. Schließlich ist noch Peter Altenberg angeführt, dem Klimt im „Bilderbogen des kleinen Lebens“ (1909) folgende Zeilen schreibt:
„Liebster Gustav Klimt, ich werde mich sehr sehr freuen, wenn Deine Künstlerseele in diesem Buche irgendetwas finden wird, was Dir aus dem Herzen gesprochen wäre. Dein Peter Altenberg. Wir haben nur Brüder, Schwestern und Feinde! P.A.“