DER GARTEN#
KLIMTS WERKSTATTGARTEN
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Zu Lebzeiten Gustav Klimts erstreckt sich der weitläufige Garten von der Auhofstraße bis zur Hietzinger Hauptstraße bzw. von der Verbindungsbahn bis zur Feldmühlgasse. Zahlreiche Quellen betonen immer wieder, dass das Haus und der Garten von der Feldmühlgasse aus schwer zu finden waren. Zur Gasse (Nr. 11 und Nr. 15a) hin war ein blaugrauer einfacher Holzlattenzaun mit einer dichten Hecke und zwei Gartentüren. Der Vorgarten nach Süden ist durch Fotos von Moritz Nähr dokumentiert und zeigt eine üppige Bepflanzung mit Obstbäumen, Sträuchern, Stauden und blühender Wiese, ein Salettl ist zu erkennen. Klimts Werkstattgarten entspricht dem Typus eines zur Verwilderung neigenden gründerzeitlichen Nutz- und Blumengartens.
BESUCHER ÜBER KLIMTS GARTEN
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Egon Schiele bemerkt, dass Klimt seine Beete jährlich neu bepflanzen ließ und Arthur Roessler berichtet in seinem Buch „Von Wien und seinen Gärten“ wie reichhaltig der Garten in der Feldmühlgasse im Vergleich zu Klimts vorhergehendem Atelier in der Josefstadt bepflanzt gewesen sein muss: „In Hietzing sah ich weder im Werkstatthaus, noch im Garten desselben (...) jemals eine Katze, dagegen umso mehr Blumen. Klimt schien Genugtuung darüber zu empfinden, als er wahrnahm, welch angenehmen Eindruck der unerwartete Eindruck auf mich machte.“ Roessler beschreibt Klimts Reaktion: „Gell, da schaun´s und staunen´s halt? – Ja, das sind Farben! Das sind Formen! – Daneben gehalten, sind alle „Sensationen“ der Secession, der Kunstschau, der Neukunst und wie die modernen und ultramodernen Künstlerbünde sonst noch heißen mögen, unerträglich anzuschauende dumpfe und stumpfe Schmieragen. Kein in kostbaren Edelsteinen erstarrtes Licht sprüht farbigeres Leuchten als die Blumenblüten. Alles nur erdenkliche Farbenflammen, Farbenleuchten, Farbenglühen, Farbenschimmern bieten die Blumenblüten dar. (...) All diese und noch viel mehr, ja unaufzählbar viele Farben und Farbenklänge strahlen Milliarden Blüten zugleich mit linden oder scharfen, süßen oder herben Düften aus.“
BOTANISCHE ZEITZEUGEN
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Heute umfasst die Liegenschaft mit 5.451m² ein gutes Drittel der ursprünglichen Fläche. Gegenwärtig finden sich noch einige Obstbäume sowie über dreißig alte Laub- und Nadelbäume, darunter Eiben aus dem 19. Jahrhundert. Als botanische „Zeitzeugen“ haben sich westlich des Ateliers zwei originale Rosenstöcke erhalten, die zu Lebzeiten Klimts mit matten, altrosa Blüten in großer Zahl geblüht haben. Das 1912 entstandene Gemälde „Obstgarten mit Rosen“ spiegelt mit ziemlicher Sicherheit diesen westseitigen Teil des Ateliergartens wider, wo nach Beschreibungen Egon Schieles vor den Fenstern Rosen zu sehen waren.
DER GARTEN KURZ NACH KLIMT
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Zeitgenössische Quellen, aber auch Anrainer sowie Besucher der späteren Nachmieter des Hauses, wissen von Klimts Garten zu schwärmen: „Als wir den Garten betraten und die ersten Schritte zurückgelegt hatten, kamen wir aus dem Staunen nicht heraus. Im vorderen Teil des Gartens, aber auch über das Haus hinausgehend, standen Hunderte von Obstbäumen aller Art in voller Blüte, umschwärmt von ungezählten Bienen und Hummeln, belebt von den Gesängen verschiedenster Singvögel. (...) Ich glaube, dass es kaum einen Menschen gegeben hat, der nicht, so wie ich, beim Anblick dieses Zaubergartens ins Schwärmen gekommen wäre.“ Kürzlich aufgefundene Fotos zeigen die Nachmieter Klimts, Familie Kohn, vor ihrer Auswanderung nach Palästina im Garten. Eine weitere Zeitzeugin, Frau Bousek-Polletin , berichtet über ihre Kindheit, in der sie auch im Garten Feldmühlgasse Nr. 9 (eines kürzlich abgerissenen Biedermeierhauses) gespielt hat. Das Foto zeigt den alten Holzlattenzaun wie er auch entlang der Feldmühlgasse gewesen war.
VOM WERKSTATTGARTEN ZUM PARK
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Einige Jahre nach Klimts Tod wird nicht nur das Gartenhaus zu einer stattlichen neobarocken Villa ausgebaut, im jetzigen Erscheinungsbild mit Terrasse und Freitreppe, auch der verwachsene Garten verwandelt sich in einen gepflegten, repräsentativen Park. Die heutige Wegeführung entsteht mit einer Zufahrt zu zwei Flachbauten ab den 1950er Jahren im Zuge der Adaptierung der Gebäude für Schulzwecke.