Bis 9. Oktober 2011#
Unteres BelvedereMakart. Maler der Sinne
Nicht jedes Jahrhundert schenkt der Welt einen Künstler, wie unser Makart einer ist [...] Es ist eine
Welt des Glückes und des Glanzes, die der Künstler da gemalt, sonniger und herrlicher wird sich
nicht leicht Jemand diese Welt vorstellen können, schrieb der Kunstkritiker Ludwig Hevesi 1898.
Während das Wien Museum im Künstlerhaus "Makart - Ein Künstler regiert die Stadt" präsentiert, widmet sich das Belvedere (das im Besitz von 46 Werke seiner Werke ist) Hans Makart als "Maler der Sinne".
Das damals im Entstehen begriffene neue Künstlertum entwickelte im Wettbewerb um
die Gunst des Publikums neue Möglichkeiten der künstlerischen Rezeption und Vermarktung.
Verständlichkeit, Innovation und Skandal waren Voraussetzungen für den Erfolg beim Publikum
und führten zu neuen Handlungsstrategien und Werkformen wie dem Sensationsbild.
Makarts Monumentalgemälde wie Venedig huldigt Caterina Cornaro feiern das neue bürgerliche Selbstverständnis in historischer Kulisse. Makarts Interesse galt weniger der
historischen Genauigkeit, als einer prachtvollen Inszenierung. Durch reproduktionstechnische Vervielfältigung trugen solche "Sensationsbilder" zur Popularität des
Künstlers bei. Seine Gemälde waren beim aufstrebenden Bürgertum beliebt und galten
bald als Gradmesser der gesellschaftlichen Anerkennung und Reputation. Makarts Sujets wurden zu Markenzeichen und Spiegelbildern seiner Zeit und erregten international Aufsehen.
Der 2. Saal der Ausstellung ist den Titel gebenden "Sinnen" gewidmet: Geschmack, Geruch, Gesicht, Gehör und Gefühl. Makarts Lust am Malen bewegt sich zwischen dem inszenatorischen Kalkül bei der Darstellung der Nacktheit und einem künstlerisch-handwerklichen Interesse an den materiellen Qualitäten der Farbe. Dies wird am Farbauftrag sichtbar, indem die helle, lasierend aufgetragene Blässe der Haut vor einem dunklen, pastos ausgearbeiteten Hintergrund konterkariert wird.
Die Themen der folgenden Räume sind "Makart und die Decadence", "Makart und Frankreich" sowie "Makart, Freunde und Kollegen" gewidmet. Vorbilder französischer Künstler und Werke befreundeter Maler erlauben Vergleiche, zeigen Parallelen und Unterschiede. Während seines Studiums an der Münchner Akademie schloss Makart enge Freundschaft mit Gabriel von Max und Franz von Lenbach, die er aus der Malereiklasse Carl Theodor von Pilotys kannte, sowie
mit Mihály von Munkácsy. Gegenseitige Porträts von Verwandten und Bekannten belegen den regen
Austausch zwischen den Künstlern.
Makarts monumentales Werk Bacchus und Ariadne gleicht eher einem Triumph der weiblichen Vitalität als der Illustration eines Sagenstoffes. Das ursprünglich als
Vorhang für das Wiener Ringtheater konzipierte Motiv verwandelte Makart in eine vielfigurige Inszenierung. Die effektvolle Gestaltung beeindruckte später auch Gustav Klimt, wie in dessen Entwurf für einen Theatervorhang erkennbar ist.
Makarts Beschäftigung mit dem Ring des Nibelungen setzte schon während seiner Studienzeit
an der Münchner Akademie ein. Das Interesse des Malers an Richard Wagner und dessen
Werk führte so weit, dass er gemeinsam mit Franz von Lenbach 1875 ein Atelierfest in
Wien veranstaltete, zu dem Wagner und Gottfried Semper eingeladen wurden. Der Auftrag zur Gestaltung des Stiegenhauses im Kunsthistorischen Museum konfrontierte Makart mit der Architektur Sempers und Carl von Hasenauers, die seit 1869 gemeinsam mit den Planungen für das Kunsthistorische und das Naturhistorische Museum in
Wien betraut waren.
Die einzige komplette Raumgestaltung, die Makart ausführte, war das "Dumbazimmer", dessen Teilrekonstruktion in der Ausstellung präsentiert wird. Der Industrielle und Politiker Nikolaus Dumba (1830-1900) war ein bedeutender Mäzen der Ringstraßenepoche. Er zählte zu den Gründern und Unterstützern der Kunstgewerbeschule, dem Vorläufer der Universität für angewandte Kunst, war u.a. Vizepräsident der Gesellschaft der Musikfreunde und Vorstand des Wiener Männergesang-Vereins. Er engagierte sich für die Schaffung zahlreicher Denkmäler, auch jenes für Makart. Dumbas Arbeitszimmer in seinem Palais am Parkring wurde zum Maßstab für die Raumgestaltung im
letzten Drittel des 19. Jahrhunderts und von
dem Ludwig Hevesi schrieb: „Das Makart-Zimmer – wer kennt es nicht? Jenes Eckzimmer im
ersten Stocke des Dumba’schen Hauses, zu dem sich abends, wenn es beleuchtet ist, das Auge
jedes Vorüberschreitenden emporhebt.“
Das letzte Kapitel der Ausstellung im Unteren Belvedere ist "Hans Makart und die Fotografie" betitelt.
Das damals verhältnismäßig neue Medium war für ihn wichtig als Werbemittel zur Inszenierung seines
Werks und seiner Person. Eine Sammlung von Lichtbildern diente ihm als Anregung zur
Findung neuer Bildthemen. Außerdem setzte Makart Fotografien als künstlerische Technik ein,
indem er sie collageartig in seine Gemälde einfügte.
Siehe auch:
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