Beethoven: 9. Symphonie, 4. Satz
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Ludwig van Beethoven
Symphonie in d-Moll, mit Schlusschor über Schillers Ode "An die Freude", op. 125.
Aufführungsdauer: ca. 73 Minuten
Entstehungszeit: 1817 - 1823.
Der Text zum Schlusssatz stammt von Friedrich Schiller und wurde von
Beethoven frei nach Schiller ausgewählt und geordnet.
Uraufführung: 7. Mai 1824 im Kärtnertor-Theater in Wien.
Widmungsträger: König Friedrich Wilhelm III. von Preußen
Orchester: 2 Flöten, 1 Piccoloflöte, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2
Fagotti, 1 Kontrafagott, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Pauken,
Triangel, große Trommel, Becken, Streicher
Solisten: 1 Sopran, 1 Alt, 1 Tenor, 1 Bass
Chor: Sopran, Alt, Tenor, Bass
Historisches#
Unter allen Werken Beethovens hatte die 9. Symphonie die längste
Entstehungszeit. Schon in der Bonner Jugendzeit trug er sich mit
Vertonungsplänen. Die Zeile "muß ein lieber Vater wohnen" findet sich
in einem Skizzenheft aus dem Jahre 1798, weitere Skizzen stammen aus dem
Jahre 1815. Die Hauptarbeitszeit fällt in die Jahre 1817 - 1823. Die
Partitur wurde im Feber 1824 fertiggestellt, und zwar in den Orten
Hetzendorf (heute im 12. Bezirk Wiens südlich des Schlosses Schönbrunn
gelegen , und in Baden bei Wien .
Schon 1793 dachte Beethoven an eine Vertonung der Ode "An die Freude"
von Friedrich Schiller. 1812 dachte er an eine Vertonung im Rahmen einer
Ouverture mit Chor. In den Skizzenheften Beethovens tritt die Idee der
Textvertonung für den Finalsatz erstmals 1822 auf. Ursprünglich war ein
rein instrumentales Finale beabsichtigt. 1823 arbeitete Beethoven am
letzten Satz, wobei er zuerst den chorischen Teil und die vorangehenden
Orchestervariationen über das Freude-Thema komponierte. Dem
Bassrezitativ wollte er vorerst die Worte "Laßt uns das Lied des
unsterblichen Schiller singen!" unterlegen. Von Schillers Ode wurden nur
Teile vertont: die 1.und 3. Strophe, von der 2. Strophe der erste Teil
und von der 4. Strophe der 2. Teil.
Zur Uraufführung#
Diese fand in einer Akademie Beethovens am 7. Mai 1824 im k.k.
Hoftheater nächst dem Kärtnertor statt. Zu Beginn wurde die Ouverture
"Zur Weihe des Hauses"(op. 124) gespielt, ein Werk, das 1822 zur
Eröffnung des Josephstädter Theaters geschrieben wurde, außerdem
erklangen noch das Kyrie, Credo und Agnus Dei aus der Missa solemnis.
Der vollständig ertaubte Beethoven konnte die positive Reaktion des
Publikums nicht hören und wurde von Anton Schindler , seinem getreuen
Adlatus, mittels Konversationsheft, darüber informiert.
Zur Orchestergröße#
In Beethovens Konversationsheften gibt es Belege über die Orchestergröße
und das Zusammenwirken von Berufsmusikern und Dilettanten. Am 7. Mai
1824 musizierten ein 44 Mann starkes Orchester, dazu kam noch eine nicht
genannte Zahl von Dilettanten. Die Orchesteraufstellung unterschied sich
von der heutigen Praxis. Das Orchester saß auf einem in Stufen
aufsteigenden Podium, während der Chor vor dem Dirigenten seinen Platz
einnahm.
Zum Publikum#
Soweit man feststellen kann, kam das Publikum aus allen sozialen
Schichten der Stadt Wien. Im Adel und im Bürgertum war die
musikalisch-praktische Ausbildung ein Teil des Bildungsideals. Das
Ausüben und Hören von Musik war ein Teil des Lebens. Musikalische
Kenntnisse und praktische Fertigkeiten waren - dies kann man mit Recht
annehmen - verbreiteter als heute. Bei der Uraufführung der 9. Symphonie
Beethovens war ein gebildetes, interessiertes und aufnahmewilliges
Publikum anwesend.
Zum Widmungsträger#
Ursprünglich sollte das Werk Ferdinand Ries, der seit 1813 in London lebte, gewidmet werden. Dieser war Mitglied der dortigen Philharmonischen Gesellschaft und vermittelte Einladungen nach London und Kompositionsaufträge. Die Konzertreisen Beethovens kamen nicht zustande und die 9. Symphonie war eigentlich für London bestimmt. Die Widmung unterblieb und Beethoven dachte an den Widmungsträger Alexander I., Zar von Rußland. Da dieser 1825 starb, wurde König Friedrich Wilhelm III. von Preußen auserkoren. Als Dank dafür sollte Beethoven einen Brillantring erhalten. Durch Betrug erhielt Beethoven nur einen Goldring mit einem rötlichen Stein von geringem Wert.
Der Text von Friedrich Schiller
Freude schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium,
wir betreten feuertrunken, Himmlische, dein Heiligtum
Deine Zauber binden wieder, was die Mode streng geteilt,
alle Menschen werden Brüder, wo dein sanfter Flügel weilt.
Wem der große Wurf gelungen, eines Freundes Freund zu sein,
wer ein solches Weib errungen, mische seine Jubel ein.
Ja - wer auch nur Eine Seele sein nennt auf dem Erdenrund!
Und wer´s nie gekonnt, der stehle weinend sich aus diesem Bund!
Froh, wie seine Sonnen fliegen durch des Himmels prächt´gen Plan,
laufet Brüder, eure Bahn, freudig, wie ein Held zum Siegen.
Seid umschlungen, Millionen! Ahnest du den Schöpfer, Welt?
Brüder, überm Sternenzelt muss ein lieber Vater wohnen.
Rezeptionsgeschichte#
Das Bewusstsein von der Bedeutung dieses Gipfelwerkes der symphonischen
Literatur hatten weder die Zeitgenossen Beethovens, noch die
nachfolgenden Generationen. Richard Wagner war einer der ersten, der das
Werk in voller Größe erkannt hat. Er würdigte dies in einer Beschreibung
dieser Symphonie. (Die 9. Symphonie Beethovens wird bei
außergewöhnlichen Ereignissen in der Wagnerkult-Stätte Bayreuth, wo
sonst nur Werke dieses Komponisten zur Aufführung gelangen, aufgeführt.)
Musikbeispiele aus dem 4. Satz
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