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Aale im Indischen Ozean#

Robert Schabetsberger vom Fachbereich Biowissenschaften der Paris Lodron Universität Salzburg wird mit ForscherInnen aus Europa, Afrika und Japan die geheimnisvollen Wanderungen der Tiere zu ihren Laichplätzen verfolgen. Der Fonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung (FWF) unterstützt das Projekt mit 375.000,- Euro.#

Robert Schabetsberger am Lake Mataulano
Robert Schabetsberger am Lake Mataulano
Foto: Ingo Fritsch

Aale leben oft jahrzehntelang im Süßwasser, bevor sie zu ihren Laichgebieten im Ozean ziehen. Die unermüdliche Suche der Forscher nach diesen unbekannten Gebieten hat ihren Ursprung darin, dass die Erforschung des Lebenszyklus der Aale der Wissenschaft bis in die Moderne hinein viele Rätsel aufgab und es immer noch tut.

Von allen Aalarten weiß man über jene des Indischen Ozeans noch am allerwenigsten und gerade die marine Phase ihres Lebenszyklus ist noch weitgehend unbekannt. Schabetsberger will mit seinen Kolleginnen und Kollegen die Wanderungen der endemischen afrikanischen Langflossenaale (Anguilla mossambica) von Madagaskar zu ihren Laichplätzen im Ozean verfolgen. Dazu bringen die Forscher an den Tieren Satellitensender an, die ausführliche Daten über ihre Wanderungen liefern. Die Langflossenaale teilen sich diese Laichplätze möglicherweise mit anderen, in dieser Region vorkommenden Arten (A. marmorata, A. bicolor bicolor, A. bengalensis labiata). „Wir werden die ozeanographischen Bedingungen entlang der Wanderrouten erforschen und nach Orientierungshilfen suchen, die den Aalen möglicherweise helfen, ihre Laichplätze zu finden“, berichtet Schabetsberger. So messen die Wissenschaftler beispielsweise Temperatur und Salzgehalt in Regionen, wo sich verschiedene Wassermassen und Strömungen treffen um herauszufinden, ob dies für die Tiere hilfreich zur Bewältigung ihres langen Weges zum Laichplatz ist. Nach dem Laichen sterben die Aale und die Larven driften zurück. Sie steigen als durchsichtige Glasaale wieder zu den Flussmündungen auf, um dann im Süßwasser heranzuwachsen.

Ein weiterer wichtiger Forschungsansatz besteht darin, die Populationsstrukturen aller vier Arten wie auch von Hybriden (Mischlinge aus genetisch unterschiedlichen Aalarten), in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet zu untersuchen, die Rückschlüsse auf gemeinsame Laichplätze ermöglichen. Die wissenschaftlichen Ergebnisse werden zukünftige Schutzmaßnahmen für die bedrohten Tiere ermöglichen und gleichzeitig wichtige Hinweise für eine nachhaltige Fischerei geben. „Nur, wenn wir die Populationen der Tiere kennen, können wir sie nachhaltig schützen“, so Schabetsberger. Das Wissen um ihre Laichplätze sei dabei eine wichtige Hilfe. Wann sich Schabetsberger wieder auf den Weg macht, um seine Untersuchungen über die Wanderwege der Aale fortzusetzen, hängt von der Corona-Pandemie ab. Geplant wäre der kommende Sommer.

Geschichte über das Rätsel der Fortpflanzung von Aalen#

Die Geschichte über das Rätsel der Fortpflanzung von Aalen ist eine lange. Ende des 19. Jahrhunderts, als der Wanderzyklus des Europäischen Aals (Anguilla anguilla) über den Atlantik noch unbekannt war, bezeichnete man die Suche nach seinen Laichplätzen als die „Aalfrage“. Diese Suche war für die damaligen Forscher so wichtig, dass der berühmte deutsche Zoologe Max Schultze (1825-1874) auf seinem Totenbett angeblich bedauerte, dass alle wichtigen Fragen der Biologie gelöst seien, außer der „Aalfrage“!

Da man nie laichreife Aale fangen konnte, blieb die Vermehrung des Aals rätselhaft, und das seit Aristoteles (384-322 v. Chr.), der – in Ermangelung einer natürlichen Erklärung – eine spontane Entstehung der Aale aus Würmern im Schlamm proklamiert hatte. Mit der Entdeckung kleiner Larven der europäischen und amerikanischen Aale (A. rostrata) in der Sargassosee wurde die Frage schließlich 1922 vom dänischen Forscher Johannes Schmidt (1877-1933) endgültig beantwortet. Erst vor etwa 30 Jahren machte Katsumi Tsukamoto (geb. 1948) eine vergleichbar bahnbrechende Entdeckung, als er das Laichgebiet der japanischen Aale vor den Marianeninseln lokalisierte. Trotz der jahrzehntelangen Suche sind die meisten Laichgebiete der insgesamt 16 Aalarten noch immer unbekannt. Zerstörung der Lebensräume, Überfischung, Gewässerverschmutzung und eingeschleppte Parasiten haben einige Aalarten an den Rand der Ausrottung gebracht. In Ostafrika und auf Inseln des Indischen Ozeans sind Aale mythische Kreaturen und eine wichtige Ressource lokaler Fischer. Trotzdem hat man in Ländern dieser Regionen begonnen, Aale im globalen Handel zu exportieren, ungeachtet des wichtigen Beitrags, den diese Tiere zum Überleben der lokalen Bevölkerung leisten.

Kontakt:#

Priv.-Doz. Mag. Dr. Robert Schabetsberger
Fachbereich Biowissenschaften der Paris Lodron Universität Salzburg
Hellbrunnerstraße 34, 5020 Salzburg
Tel.: +43 662 8044 5562
E-Mail: robert.schabetsberger@sbg.ac.at