Donau-Fische auf Laichwanderung: Immer der Nase nach#
Projekt im Rahmen des CD-Labors MERI zeigt, dass sich bedrohte Fischarten wie Barbe und Nase auf den Weg zu ihren Laichplätzen gemacht haben – dank der Sanierung ihrer Korridore und Lebensräume.#
Zahlreiche Fischarten in der Donau sind durch den Verlust ihrer Lebensräume zunehmend bedroht. Umso erfreulicher, wenn sich herausstellt, dass sich die Wiederherstellung natürlicher Habitate positiv auf das Laichverhalten auswirkt: Einige warme Tage im März haben die Wassertemperatur der Donau und ihrer Zuflüsse von rund 5°C auf etwa 10°C ansteigen lassen und damit auch die Zuversicht der Forscher*innen. Derartige Temperaturanstiege lösen nämlich ein Naturphänomen aus – für einige Fischarten, allen voran die Nase (Chondrostoma nasus), setzen damit die Laichwanderungen der erwachsenen Tiere ein. Im Christian Doppler-Labor MERI (https://cdl-meri.boku.ac.at), das an der BOKU angesiedelt ist, untersuchen Forscher*innen des Instituts für Hydrobiologie und Gewässermanagement (IHG), wo sich Fischarten wie Nase und Barbe, die Charakterarten der Donau, noch fortpflanzen können.
Ideale Laichplätze#
„Um passende Laichplätze zu finden, wandern die Fische verstärkt aus der Donau in Zubringer wie die Traisen oder die Große Tulln auf“, erklärt BOKU-Hydrobiologe Günther Unfer. Die Unterläufe dieser beiden niederösterreichischen Flüsse wurden zum einen durchgängig gemacht und zum anderen abschnittsweise auch hinsichtlich Lebensraumqualität saniert. Sie bieten damit der ehemals massenhaft vorkommenden Nase, die durch massiven Lebensraumverlust mittlerweile als gefährdet gilt, wieder jene rasch überströmten Schotterflächen, die für eine erfolgreiche Vermehrung notwendig sind. Besonders der im Rahmen eines großen EU-LIFE-Projekts (https://www.life-traisen.at) neu gestaltete Unterlauf der Traisen stellt seit einigen Jahren wieder ideale Laichhabitate für zahlreiche strömungsliebende Donaufischarten bereit.
„Im Rahmen des im zweiten Jahr laufenden CD-Labors MERI, das an der Universität für Bodenkultur Wien angesiedelt ist, und das zum Ziel hat, Strategien für ein ökologisch und ökonomisch effizientes Flussmanagement für die Donau zu entwickeln, haben wir tausende Fische mit kleinsten Transpondern markiert, um deren Wanderbewegungen beobachten zu können“, berichten Daniel Pelz und Michael Grohmann, beide Dissertanten des CD-Labors.
Fische mit Mini-Transponder getrackt#
Eine fix installierte Antennenanlage in der Traisen, nahe der Mündung in die Donau registriert neben mehreren weiteren Anlagen diese markierten Fische, die aus der Donau in den Zubringer aufsteigen. Der Ansatz erlaubt erstmals, die Wirkungen der umfangreichen Lebensraumsanierungen großräumiger zu dokumentieren. Das erfreuliche Ergebnis: Die Antenne in der Traisen hat bereits im März mehr als 300 markierte Fische registriert, die aus der Donau kommend zur Vermehrung in die Traisen eingewandert sind. Diese Fische repräsentieren natürlich nur einen kleinen Teil mehrerer Tausend Donau-Nasen, die aktuell die Untere Traisen zur Vermehrung besiedeln und so letztendlich zur Stützung und Anhebung der Nasenbestände in der Donau beitragen werden.
Schon in der ersten Untersuchungsphase kann das CD-Labor MERI damit neue Erkenntnisse zur Fischfauna der Donau liefern. Das CD-Labor untersucht in der Zusammenarbeit der BOKU mit den Österreichischen Bundesforsten, Verbund und via donau den ökologischen Zustand der Donau und ihrer Zubringer umfassend. „Dies bildet die Grundlage für Maßnahmenempfehlungen in der Zukunft“, so Thomas Hein, der Leiter des CD-Labors.
Hintergrundinfos:#
Im Rahmen des CD-Labors haben die Forscher*innen 2022 drei neue Antennen (Freudenau, Nußdorf und Traisen) fix installiert sowie 2023 zusätzlich eine mobile Antenne in der großen Tulln aufgebaut. Diese Antennen ermöglichen damit erstmals Fischwanderungen in Zubringer und durch mehrere Stauräume zu erfassen und mit den bestehenden Antennensystemen etwa des Verbundes an der Donau Fischwanderungen auf größerer Skalenebene zu quantifizieren.
In Verbindung mit weiteren Untersuchungen kann die Fischpopulationsentwicklung in der Donau in Niederösterreich und Wien viel besser untersucht und erfasst werden. Die jüngsten, erfreulichen Ergebnisse sind erste Beobachtungen, die mehr Potenzial für die Reproduktion zeigen, als bisher bekannt war.
Zudem wurde in Kooperation mit der Marchfeldkanal-Betriebsgesellschaft vor kurzem im Marchfeldkanal in Deutsch-Wagram eine weitere Antenne in Betrieb genommen.
Wissenschaftlicher Kontakt:#
Univ.Prof. Dr. Thomas Hein
Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement (IHG)
Universität für Bodenkultur Wien
Tel.: +43 1 47654 – 81229
Mail: thomas.hein(at)boku.ac.at