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Welche Emotionen Konzeptkunst weckt#

PsychologInnen der Universität Wien analysieren Olafur Eliasson-Ausstellung im Belvedere#

Der Installationskünstler Olafur Eliasson beschäftigt sich vornehmlich mit physikalischen Phänomenen in der Natur
Der Installationskünstler Olafur Eliasson beschäftigt sich vornehmlich mit physikalischen Phänomenen in der Natur
Foto: flickr.com, unter CC BY 2.0

In einer Fach-Publikation haben PsychologInnen der Universität Wien um Helmut Leder gezeigt, welche Emotionen BesucherInnen einer Konzeptkunstausstellung – der "BAROQUE BAROQUE"-Schau des berühmten Installationskünstlers Olafur Eliasson – erlebten. Durch die Kombination von neuentwickelten Emotionsskalen und aufgezeichneten Augenbewegungen konnten sie unterschiedliche Profile ästhetischen Erlebens ermitteln und plausibel erklären. Die Publikation ist ein Beispiel für eine Museumsstudie, bei der das Zusammenspiel von Konzeptkunst, Betrachtungsdauer und Erlebnisqualität durch psychologische Theorien im realen Kontext erforscht werden konnte.

Installationskunst ist eine der wichtigsten und für manche auch provokativsten Entwicklungen in der Bildenden Kunst der letzten Jahrzehnte und hat sich zu einem Schwerpunkt zeitgenössischer KünstlerInnen und Museen entwickelt. Viele KunstbetrachterInnen sehen diese Kunst als besonders herausfordernd an: Aufgrund ihres einzigartigen, unmittelbaren und oft hoch immersiven Settings wird Installationskunst in der empirischen ästhetischen Psychologie ebenfalls als zumindest schwierig zu erforschen, wenn nicht gar jenseits des Zugangs heutiger Methoden angesehen. Matthew Pelowski und Helmut Leder vom Institut für Psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden der Universität Wien haben in einer neuen Publikation erstmals eine Museumsstudie vorgelegt, die unterschiedliche Techniken nutzt, um das ästhetische, oftmals emotional geladene Seherlebnis zu erfassen.

Im Mittelpunkt der Studie steht die Ausstellung "BAROQUE BAROQUE" von Olafur Eliasson im Belvedere Museum aus dem Jahr 2015/16. Sie war ideal für eine solche Untersuchung, stellt doch Eliasson selbst mit seinen Kunstwerken herkömmliche Sehgewohnheiten infrage, denn Realität und Wahrnehmung sind zentrale Themen seines künstlerischen Schaffens. Über 50 Testpersonen nahmen an der Studie teil. Sie erhielten zum einen vor und nach der Betrachtung der Kunst Fragebögen, die sich auf Emotionen, Bedeutungen und Bewertungen zweier Raumskulpturen konzentrierten. Zum anderen trugen die Hälfte der Personen während des Ausstellungsbesuchs mobile Eye-Tracker (Augenbewegungsmessgeräte). Die emotionalen Reaktionen analysierten die WissenschafterInnen mit neu entwickelten Methoden. Die Klassifikationen von Emotionen wurden anhand von psychologischen Theorien analysiert, die die AutorInnen bereits im letzten Jahr veröffentlich hatten.

Die Daten der Verhaltensstudien und Eye-Tracking-Messungen zeigten Unterschiede in den emotionalen Zuständen der TeilnehmerInnen, deren Bewertungen und der visuellen Exploration darauf, die zusammen ein Bild der ästhetischen Reaktionen auf die Kunstwerke ergeben. Diese Unterschiede passten auch (vorhersagbar) zu der Art und Weise, wie die Beurteilungsstrategien, die Aufmerksamkeitsmuster, das Herstellen von Bedeutung, körperlichen Handlungen der KunstbetrachterInnen sowie die mehr oder weniger tiefe Auseinandersetzung mit der Kunst den letztendlichen Kunstgenuss erklärten.

"Die hier angewandten Techniken sind ein wichtiger Schritt zur Klärung, wie Menschen mit Kunst in Beziehung treten und wann und wie sie mehr oder weniger positive Erfahrungen gemacht haben", erklärt Helmut Leder. Somit können diese Erkenntnisse in zukünftigen Arbeiten beispielsweise in Museen (z.B. Ausstellungsplanung) und in der Kunsterziehung verwendet werden.

Publikation in "Frontiers in Psychology"#

Pelowski, M., Leder, H., Mitschke, V., Specker, E., Gerger, G., Tinio, P. P. L., Vaporova, E., Bieg, T., & Husslein-Arco, A. (2018). Capturing Aesthetic Experiences With Installation Art: An Empirical Assessment of Emotion, Evaluations, and Mobile Eye Tracking in Olafur Eliasson’s “Baroque, Baroque!”. Frontiers in Psychology, 9:1225. DOI: 10.3389/fpsyg.2018.01255

Wissenschaftlicher Kontakt#

Univ.-Prof. Dr. Helmut Leder
Institut für Psychologische Grundlagenforschung und Forschungsmethoden
Universität Wien
1010 - Wien, Liebiggasse 5
T +43-1-4277-47110
helmut.leder@univie.ac.at

Rückfragehinweis#

Stephan Brodicky
Pressebüro der Universität Wien
Forschung und Lehre
Universität Wien
1010 - Wien, Universitätsring 1
+43-1-4277-175 41
+43-664-60277-175 41
stephan.brodicky@univie.ac.at


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