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Wenn sich Großeltern und Enkelkinder digital treffen#

Nach dem ersten Lockdown befragten Forscherinnen und Forscher des Centers for Human-Computer Interaction Großeltern und Enkelkinder, was sie in online Meetings beispielsweise über Skype, WhatsApp oder Facetime gemeinsam machen. Die Studie wurde im Rahmen des Grundlagenforschungsprojektes „re:tangent – remote tangible engagements“ mit Unterstützung des Fonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung (FWF) durchgeführt.#

Verena Fuchsberger
Verena Fuchsberger
Foto: Kolarik

Die Wissenschaftlerinnen legten dabei ihr Augenmerk auf die physische Welt: welche Objekte und Räume spielen eine Rolle, worüber wird gesprochen, was wird gespielt?

68 Großeltern sowie 17 Enkelkinder unterschiedlichen Alters beteiligten sich am Online-Fragebogen. „Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer informierten uns über eine große Bandbreite unterschiedlicher Aktivitäten“, betont Dr. Verena Fuchsberger vom Center for HCI der PLUS. Neben dem Gespräch über Bücher, Gesundheit, Zukunft, Sorgen oder besondere Erlebnisse wird auch vieles gezeigt, erläutert Fuchsberger. Von Haustieren und Spielzeugen, über Zeichnungen und Blumen, bis hin zu selbstgemachtem Kuchen und Lego-Gebäuden oder gar dem Können am Musikinstrument wird so gut wie alles auch über die Ferne hinweg miteinander geteilt. Mancherorts werde gemeinsam ein Karten- oder Brettspiel gespielt, mit Puppen geredet oder auch Bausteine per Video-Chat platziert. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichteten über gemeinsames Singen, wie sie sich gegenseitig das Haus oder den Garten zeigen, miteinander lernen, sich etwas vorlesen oder Grimassen schneiden – gemacht werde vor allem das, was den Enkelkindern gefällt.

Besonders faszinierend sei, so Fuchsberger, wie kreativ und individuell Großeltern und Enkelkinder mit der Situation umzugehen scheinen. „Was aus physischen Treffen bekannt ist, wird einfach neu interpretiert und spielerisch im online-Treffen eingebaut.“ Manchmal werde überhaupt etwas Neues erfunden: beispielsweise Regeln für das bekannte Brettspiel angepasst oder virtuelle Besuche in der Werkstatt der Großeltern gemacht - entsprechend den aktuellen Bedürfnissen und Wünschen der Kinder.

Die Technologie scheint eine untergeordnete Rolle zu spielen, auch deren Bedienbarkeit sei keine sonderlich große Hürde für die Befragten. Vielmehr wurde Zufriedenheit mit den vorhandenen Möglichkeiten ausgedrückt. Die Gelegenheit sich zu sehen und etwas voneinander mit zu bekommen stehe im Vordergrund. Wesentlich hierbei sei, so Fuchsberger, dass die Technologie nicht als Ersatz für ein physisches Treffen angesehen werde, sondern als eine Ergänzung. „Sie ermöglicht trotz „physical distancing“ ein Treffen, vielleicht sogar öfter also zuvor.“ Teilnehmende berichteten, dass Video-Chats auch nach dem Lockdown weitergeführt werden – zusätzlich zu physischen Treffen.

Für die Wissenschaftlerin ist es besonders spannend, dass dabei den verschiedenen Alltags-Gegenständen eine so wesentliche (und sich laufend verändernde) Rolle in der Beziehungsgestaltung über Distanz zukommt. „Für die Gestaltung zukünftiger Technologien bedeutet das, dass diese Integration bestmöglich funktionieren muss, ohne dass eigens Objekte (wie bspw. Spielzeuge) entwickelt, gekauft und verwendet werden müssen, die dann wieder nur online Anwendung finden.“ Vielmehr sollen jene Dinge, die schon eine Bedeutung für Großeltern und Enkelkinder haben, möglichst nahtlos und sinnvoll ins Online Treffen mitgebracht werden können. Das gemeinsame Erleben von Häusern, Räumen und Gärten über Distanzen hinweg scheint ebenfalls sehr wichtig zu sein. „Auch hier müssen wir zukünftige Ansätze finden, um vielleicht nicht vom Smartphone abhängig zu sein, sondern uns freier und spontaner virtuell im „realen“ Raum zu bewegen“, so Verena Fuchsberger.

Kontakt:#

MMag. Dr. Verena Fuchsberger
Center for Human-Computer Interaction University of Salzburg
Phone: +43.662.8044.4800
Email: verena.fuchsberger@sbg.ac.at
hci.sbg.ac.at/fuchsberger